Six Guns (iPad)

Im Dezember hat Gameloft mit großem Tamtam das Open World Westernspiel Six Guns veröffentlicht. Neben dem Konzept der offenen Welt wurde dabei vom Publisher besonders das sogenannte Freemium-Modell hervorgehoben. Das heisst: das Spiel an sich ist kostenlos, kann aber gegen Gebühr aufgepeppt werden.
Ich hatte mich sehr auf den Titel gefreut und war dementsprechend heiß auf den Test.

Der schaurig wilde Westen

Die Story zum Spiel ist schnell erzählt: Du bist Buck Crosshaw, ein Bandit, der sich in den wilden Westen Arizonas flüchten musste. Aber hier fangen die Probleme erst an: neben anderen Banditen, die dir an den Kragen wollen, gibt es da noch seltsame übernatürliche Geheimnisse, verschwundene Frauen und von Zombies überflutete Friedhöfe.
Wer jetzt aufspringt und „Red Dead Redemption“ ruft, der hat sich eine kleine Belobigung verdient. Gameloft greift mal wieder einen bekannten Titel auf und setzt diesen auf iOS um. Jetzt gibt es zweifellos kleinere Stiefel, die man sich anziehen kann. Aber stürzen wir uns ins Spiel und schauen, wie sich Six Guns so schlägt.

[singlepic id=927 w=320 h=240 float=left]Zunächst geht es auch wirklich gut los: Eine ansehnliche Barmaid führt den coolen Helden an die ersten Aufgaben heran, der Schauplatz des Geschehens ist grafisch anspruchsvoll dargestellt und der Soundtrack ein echter Hinhörer.
Und dann ist ziemlich schnell die Munition alle, also schnell in den Store und für ein paar Goldstücke neue gekauft. Alles kein Problem, bis das Gold zusehens schwindet. Und natürlich wird man auch mal angeschossen, auch kein Thema, kurz vor dem endgültigen Ableben poppt links ein kleines Fenster auf und für nur einen Sheriffstern bekommt man rettende Medizin, echt nett zu einem das Spiel.
Und dann fällt dir irgendwann auf, dass du die offene Welt in knapp 10 Minuten durchreiten kannst. Und du bemerkst, nachdem du einen Auftrag erfüllt hast, die Unterzeile 2 von 50 Missionen erfüllt. Und du kämpfst mit ständiger Geldnot; bemerkst, dass du die Sheriffsterne eigentlich für was anderes brauchst als für diese blöden Heiltränke. Und Du wirst sowieso ständig mit Werbung zugemüllt.

Das Spiel zum Shop

Das war der Moment, in dem ich das Spiel erst einmal in die Ecke gelegt und dreimal tief durchgeatmet habe, um tief in mich zu gehen.
Dabei ist dann folgendes herausgekommen: Six Guns ist ganz offensichtlich ein Spiel, das um das Freemium Modell herum konstruiert wurde. In keinem anderen mir bekannten Spiel bin ich bisher dermassen penetrant auf die kaufbaren Zusatzinhalte hingewiesen worden. Ja selbst in dieser Ruhephase, in der ich das Spiel gut zwei Wochen nicht angefasst habe, wurde ich per Pushnachrichten über den Shop informiert. Zusammen mit den doch gesalzenen Preisen bin ich wirklich froh, dass ich die In-App-Käufe auf meinen Geräten deaktiviert habe, sonst hätte ich ja vielleicht aus Versehen doch noch was gekauft.

Ein paar Gedanken zur Freemium-Plage habe ich hier einmal notiert.

Aber nach diesen zwei Wochen habe ich Six Guns dann doch wieder herausgekramt. Und das aus zweierlei Gründen: erstens erwartete David ja noch diesen Test von mir. [singlepic id=916 w=320 h=240 float=right]
Und wenn man seine vielleicht etwas überzogene Erwartungshaltung (Red Dead Redemption!!!) heruntergeschraubt hat, dann bleibt unter dem Strich ein ganz ansehnliches, wenn auch kein überragendes Spiel übrig.
Gut, die Welt ist trotz des zweiten Gebietes relativ klein, aber strotzt mit vielen kleinen Details wie etwa den Klapperschlangen, die dich beissen, wenn du zulange auf einem Fleck stehen bleibst. Oder die vielen kleinen Nebenquests, wie das Aufspüren der Hühnertotems, das Zerstören der Traumfänger, die Pferderennen oder die Kisten, die man überall finden kann und deren Schlösser man erstmal knacken muss, die dafür sorgen, dass man sich wirklich in der Gegend umschaut. Und dass das Spiel natürlich ein Ohrenschmeichler mit Eyecatcherqualitäten ist. Oder das eigentlich ganz coole Setting mit Banditen und Zombies und jeder Menge Schiessereien. Was mich dann aber direkt zu den Kritikpunkten führt. Das Spiel hat keine Story, sondern bietet einfach nur eine Abfolge vieler kleiner Minispielchen. Gerade das gewählte Set hätte sich doch wirklich für eine epische Geschichte geeignet. Stattdessen gilt es immer wieder, die gleichen Aufträge mit steigendem Schwierigkeitsgrad zu bewältigen. Das ist wirklich schade. Und selbst wenn man wahllos auf die Zivilisten schiesst, wird man zwar von ein paar Marshalls angegriffen, kann aber schon wenige Minuten später wieder unbehelligt durch den Ort spazieren. Dazu gibt es hier und da Probleme aufs Pferd zu kommen, da es einfach nicht auftaucht. Verwirrend finde ich auch die Häuser, deren Türen zwar weit offen stehen, die man aber trotzdem nicht betreten kann. Und eine richtige Charakterentwicklung findet auch nicht statt, wenn man ein Level aufsteigt, bekommt ein paar mehr Hitpoints und darf sich vielleicht eine neue Ausrüstung anschaffen, falls das Geld dazu reicht. Das war’s dann.
Das Thema Freemium nehmen wir nochmal etwas genauer in diesem Artikel unter die Lupe.

Screenshots

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Das Fazit

Alles in Allem ist Six Guns ein Spiel, das trotz einiger Stärken aufgrund seiner zweifellos vorhandenen Schwächen ein gutes Stück an der Oberliga vorbeischrammt, aber durch die wirklich aufdringliche In-Game-Shop-Geschichte noch einmal ein ganzes Stück in der Wertung nach unten rutscht. Ich kenne Menschen, die genau deswegen das Spiel nach kurzer Zeit wieder von ihrem iPhone verbannt haben.
Mir gefällt die (eigentlich ja nicht vorhandene) Geschichte aber ganz gut, so bleibt das Spiel also zunächst einmal auf dem Pad, damit ich alle paar Tage einmal meinen Munitionsvorrat verballern kann. Aber mein Lieblingsspiel wird es sicher nicht mehr werden, sollten meine 64 GB einmal endgültig voll sein, dann wird es wohl ins Archiv verbannt werden.

Wer es trotzdem einmal versuchen möchte, die Universal App eignet sich für iPads, iPod Touch (ab 3.Generation) sowie iPhones ab 3GS und ist kostenlos im Appstore zu bekommen.

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