2K Drive

Titel: 2K Drive
getestet für:  iPhone, iPad
Testversion: 1.6
Inhaltsverzeichnis
1 – Einleitung
2 – Willkommen im Baumarkt
3 – Das rechter-Daumen/linker-Daumen-Problem
4 – That‘s racing
5 – Die hohe Kunst der Mathematik
6 – Fazit
7 – Screenshots
8 – In-Game-Video
9 – Infobox
10 – Alternativen

Einleitung

Der Markt für Rennspiele auf iOS-Geräten wird von zwei großen Studios beherrscht: Gameloft setzt mit den Spielen der »Asphalt«-Reihe auf Action, während Electronic Arts mit »Real Racing« eher auf realistische Rennen baut. Allerdings setzen beide Serien inzwischen auf das berühmt-berüchtigte Freemium-Modell, was nicht alle Fans unbedingt in Verzückung versetzt.

2K möchte mit »2K Drive« in diese Phalanx einbrechen und hat sich dazu Unterstützung von Lucid Games geholt, die haben schon an »Blur« und »Gotham Racing« gewerkelt. Außerdem wird das Spiel als Vollpreisalternative angepriesen. Also eigentlich keine schlechte Grundlage, aber trotzdem sind die App-Store-Bewertungen verheerend.

Zu recht?

Willkommen im Baumarkt

Startet man die App, so fallen gleich einmal zwei Dinge auf:

Zum ersten bekommt man gleich das Angebot, ein »VIP Founders Pack« für 8,99 € zu erwerben. Hmm, dabei dachte ich eigentlich, mit den 5,99 € hätte ich ein komplettes Spiel gekauft und keine weitere Freemium-Variante. Angeblich wird dieses VIP-Paket aber nicht benötigt, sondern soll nur dazu geneigten Spielern ein entsprechendes Feeling vermitteln. Also verzichte ich erst mal auf den Kauf.

Und dann komme ich mir endgültig vor wie in der Fliesenabteilung von Obi: Es gibt nicht nur Werbung, sondern auch Kacheln wohin man schaut. Ein kurzer Blick auf das Apfellogo lässt mich dann aufatmen: Mein iPhone hat sich nicht in ein Nokia verwandelt. Aber die Oberfläche ist wirklich gewöhnungsbedürftig und, nebenbei, auch nicht besonders übersichtlich. Es gibt eine Kachel für die Meisterschaften und dann welche für Einzelrennen und die diversen im Spiel integrieren Newsportale. Scrollt man ein wenig nach unten, dann werden mehr News geladen, aber auch weitere Einzelrennen. Das Ganze kann man zehn mal machen, jedes Mal werden drei Seiten mit News und Rennen geladen, alles schön durcheinander. Übersichtlich geht jedenfalls anders. Glücklicherweise gibt es oben einen kleinen Knopf, mit dessen Hilfe man in ein etwas strukturierteres Menü gelangt, in dem man zum Beispiel direkt eine vollständige Liste aller Herausforderungen sieht.

Dass die News sich dabei praktisch nur aus englischsprachigen Publikationen speisen nehme ich auch erst mal hin, schließlich bin ich zum Rennen Fahren hier.

Das rechter-Daumen/linker-Daumen-Problem

Am Anfang wird man netterweise gefragt, ob man das erste Mal ein Rennspiel in den Fingern hat, sich als Amateurfahrer sieht oder seine Zeit mit nichts anderem verbringt. Ich entscheide mich für die mittlere Variante, trotz gut 300 Stunden »Real Racing 3« in den Fingern.

Also, das kann ja nicht so schwer sein. Ist es dann aber doch. Denn in 2K Drive muss der Spieler, wie in den meisten Konsolenspielen üblich, selber Gas geben (rechter Daumen) und nicht nur bremsen (linker Daumen). Nun ist es in den iOS-Rennspielen, die ich bisher bevorzugt gespielt habe, so, dass das Gasgeben automatisch erfolgte und ich nur auf die Bremse treten musste. Dummerweise habe ich bisher immer mit rechts gebremst.

Und jetzt stehe ich also am Start und wundere mich, dass der Wagen nicht losfährt. Ah, unten rechts leuchtet ein grünes Gaspedal, also mal drauf gedrückt. Und schon geht’s los. Dann kommt die erste Kurve, also runter vom Gas und rauf auf die Bremse. Natürlich senkt sich der rechte Daumen automatisch (300 Spielstunden führen zu gewissen Automatismen) und schon krache ich in die Streckenbegrenzung und demoliere mir ein Großteil meines Autos.

Womit ich dann gleich ein paar Worte über das Schadensmodell in 2K Drive verlieren kann. Die Blechverformungen sehen für ein iOS-Spiel wirklich gut aus. Und ich habe noch des Öfteren das Vergnügen, mir die verschiedenen Schäden an meinen Fahrzeugen ansehen zu dürfen.

Nach ein paar Rennen habe ich mich dann umgestellt und die Geschichte mit den Daumen klappt ganz gut. Witzigerweise stehe ich beim nächsten Start in Real Racing natürlich voll auf der Bremse, weil mein rechter Daumen Gas geben will, und die Kontrahenten rauschen davon.

Aber zurück zu 2K Drive: Auch wenn das Sortieren der Daumen gelingt, so habe ich doch am Anfang einige Probleme, sauber um die Ecken zu kommen, denn das Fahrverhalten ist doch ganz anders als gewohnt. So gilt es, rechtzeitig vor der Kurve zu bremsen, denn steht man noch mit dem linken Daumen auf dem Pedal, während man einlenkt, so rutscht man einfach mit blockierende Rädern geradeaus in die Bande oder aufs Grün. Wie im richtigen Leben bevor es ABS und ESP gab. Richtige Rennwagen verzichten übrigens noch heute auf diese Helferlein (Walter Röhrl hat diese für uns Normalfahrer segensreichen Einrichtungen einmal als »Gelumpe, das als erstes abgeschaltet gehört« bezeichnet), so gesehen ist es realistischer als das Fahrverhalten meines bisherigen Favoriten, nämlich voll auf der Bremse stehen und dann wie auf Schienen durch die Kurve zu ziehen.

That‘s racing

Womit wir schon mitten im Rennalltag stehen. Hier punktet 2K Drive zwar einerseits mit einer enormen Vielfalt. Neben den üblichen Rennen wie Streckenrennen, Beschleunigungsduellen oder Zeitrennen auf der Straße oder Offroad gibt es noch Abwechslungen wie zum Beispiel Auto-Fußball, Kfz-Kegeln, das Umwerfen von Kisten oder ein Duel-Auto gegen Hubschrauber, bei dem es gilt, dem Flieger möglichst lange auszuweichen. Auch bei der Fahrzeugauswahl lässt man sich nicht lumpen. Neben ganz normalen Straßenfahrzeugen wie dem Ford Focus gibt es Offroader, Sportwagen, ein Formel Ford Monoposto und als besonderen Leckerbissen sogar ein düsenbetriebenes Ungetüm für schnelle Fahrten über einen Salzsee.

Nicht ganz so prickelnd erscheint die Streckenauswahl. Neben dem bereits erwähnten Salzsee gibt es noch Stadtrennen, die tagsüber durch London führen und nachts auf einer Brücke in Tokio stattfinden, dazu gibt es ein Offroad-Zentrum mit verschiedenen Geländestrecken und eine „Kfz-Erprobungsstelle“ mit einer Rennstrecke und diversen Hindernisparcours. Auch wenn in den Städten die Strecken variieren wünscht man sich doch ein wenig mehr Auswahl und die eine oder andere bekannte Rennstrecke.

Aber das Racing an sich ist, hat man das Fahrverhalten erst mal intus, wirklich gelungen. Die Rennen sind herausfordernd und abwechslungsreich, das Überholen nicht einfach und durch täglich bzw. wöchentlich wechselnde Events hat man neben dem Karrieremodus ständig neue Herausforderungen. Um die Karriere erfolgreich zu absolvieren muss man jedes Rennen drei Mal bei steigendem Schwierigkeitsgrad gewinnen. Bei den Herausforderungen wird der Gegner nach der besten eigenen Zeit ausgesucht, so dass man am Anfang auf jeden Fall ein Erfolgserlebnis hat, es aber trotzdem fordernd bleibt. Dabei ist ein Fahrer im Feld, dein Herausforderer, ein echter Mensch, der als zeitversetzter Multiplayer das Feld auffüllt. Und wer einmal neben der Strecke landet, erlebt eine kleine Überraschung, denn der Wagen wird nicht nur einfach langsamer, sondern fängt auch ziemlich stark an zu hüpfen und zu schlingern. Je länger man im Gras bleibt, desto schlimmer wird es. Überhaupt ist das Fahrverhalten einfach nur mit dem Wort realistisch zu beschreiben, jedenfalls realistischer als alles, was ich bisher auf iOS gefahren habe.

Dabei ist die Grafik durchaus ansprechend, auf die hübschen Blechschäden hatte ich ja schon hingewiesen und auch der Motorensound weiß zu gefallen, allenfalls das Quietschen der Reifen wirkt auf Dauer etwas übertrieben. Mehr als Gag muss man das »Race Face« sehen. Dabei kann man das Gesicht des Piloten mit seinem eigenen Foto schmücken. Je nach Originalfoto gelingt es dem Programm, dabei einigermaßen ansehnliche Ergebnisse zu erzielen – oder auch nicht.

Also alles eitel Sonnenschein? Nein, leider nicht. Auch in den Rennen ist das Userinterface eher unübersichtlich zu nennen, die diversen Informationen sind so klein, dass man zumindest auf dem iPhone eine Lupe braucht, um sie zu entziffern, und auf so kleine Hilfen wie eine Streckenvorschau muss man leider verzichten. Also gilt es, sich die Strecken zu merken – wie im richtigen Rennfahrerleben. Und um nach dem Rennen in seine Garage zu kommen oder ein neues Event auszuwählen gilt es, einige verschlungene Pfade zu gehen.

Der Spielfortschritt wird online gespeichert, das hat den Vorteil, dass man nahtlos zu Hause auf dem iPad und unterwegs auf dem iPhone spielen kann. Allerdings kommt es zu einer Fehlermeldung sobald man in die Bandbreitenreduzierung seines Providers gelaufen ist – nämlich dass der Server nicht erreicht werden kann. Im heimischen WLAN wird die Synchronisierung dann aber schnell nachgeholt.

Die hohe Kunst der Mathematik

Ist ein Rennen beendet, kommt der Augenblick der Abrechnung. Und jetzt wird es richtig verwirrend. Ich versuche es einmal zusammenzufassen:

Jedes Rennen bringt zunächst einmal Meilen. Die Meilen dienen dazu, deinen Levelfortschritt zu bestimmen. Steigst du ein Level auf, bekommst du zur Belohnung ein paar Münzen (dazu später mehr). Je höher dein Level, desto mehr Karriererennen und Events werden freigeschaltet.

Zusätzlich zu den Meilen gibt es Sterne. Diese bekommst du für dein Rennergebnis und für besonders gelungene Aktionen. Hältst du beim Start zum Beispiel die optimale Drehzahl, dann kommst du nicht nur schneller von der Linie weg, sondern bekommst auch noch zusätzlich ein paar Bonussterne. Die Sterne stellen eine der Spielwährungen dar, du kannst sie verwenden, um dein Auto individuell zu schmücken, zum Beispiel mit einem schicken Duftbaum am Innenspiegel. Die Sterne benötigst du auch, um dein Auto zu waschen oder zu reparieren. Außerdem kannst du für Sterne vor einem Rennen ein Boosterpack erwerben, das deinen Wagen verbessert, zum Beispiel indem es für bessere Beschleunigung oder eine optimale Straßenlage sorgt. Diese Boosterpacks sind ganz praktisch, halten aber leider nur für jeweils ein Rennen.

Zu guter Letzt bekommst du zu besonderen Anlässen noch Goldmünzen, zum Beispiel wenn du ein Fahrerlevel aufsteigst oder als Belohnung, wenn du bei einer Tages- oder Wochenherausforderung gut abgeschnitten hast. Mit den Münzen kannst du entweder neue Autos kaufen oder deine eigenen Wagen dauerhaft verbessern, indem du Tuningpacks kaufst. Dabei gilt es aber genau zu überlegen, wie du einen bestimmten Wagen verbessern willst, denn es bringt nichts, einfach alle Pakete zu kaufen. Kaufst du dir zum Beispiel eine bessere Straßenlage, dann würde das Paket für die höhere Endgeschwindigkeit den Vorteil, den du erkauft hast, wieder zunichte machen.

Natürlich kannst du dir Münz- und Sternpakete per in-App-Kauf dazukaufen und du wirst auch des Öfteren an diese Möglichkeit erinnert, aber wirklich nötig ist das nicht. Die Sterne sind einfach zu verdienen und auch die Münzen gibt es in ausreichender Anzahl, vor allem, da man diverse Events mit Leihwagen fahren kann, welche man kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt und nach dem Rennen auch nicht reparieren muss.

Trotzdem fühlt es sich nicht gut an, in einem Vollpreisspiel ständig daran erinnert zu werden, dass man sich Dinge dazukaufen kann. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass 2K Drive zunächst als Freemiumspiel konzipiert wurde und dann kurz vor der Veröffentlichung umgetrimmt wurde.

Fazit

2K Drive macht was das Rennen angeht eigentlich alles richtig, allenfalls das Fehlen bekannter Rennstrecken kann man dem Spiel ankreiden. Aber das in meinen Augen tolle Fahrverhalten und die Vielfalt der Aufgaben machen diesen Makel mehr als wett. Ich mag neben heißen Offroad-Duellen besonders das Katz-und-Maus-Spiel zwischen mir und dem Hubschrauber.

Das Spiel ist viel besser als die App-Store-Wertungen vermuten lassen, aber es gibt noch reichlich Luft nach oben. So ist all das, was um das Fahren herum geschieht, leider nicht so gut. Die in-Game-Werbung für Zusatzkäufe wirkt bei der Positionierung als Premiumspiel reichlich störend und die Designer des Userinterfaces sollten noch mal auf die Schulbank zurück. Trotzdem ist »2K Drive« inzwischen mein Lieblingsrennspiel für unterwegs geworden, auch wenn es beileibe keine Liebe auf den ersten Blick war.

Screenshots

In-Game-Video

Infobox

Name: 2K Drive
getestete Version: 1.6
Altersempfehlung: 4+ (iTunes Store)
Mindestvoraussetzungen: iPhone4, ipad2, iOS 5.1
macinplay-Testsystem: iPhone 5, iPad 2
Bugs: Gelegentlich beendet sich die App direkt nach dem Start wieder (das bekannte RAM-Problem), Keine Cloudspeicherung bei gedrosselter Netzbreite
Positiv: Vielfältige Rennaction, realistisches Fahrverhalten, ohne In App Käufe spielbar
Negativ: IAPs werden aggressiv beworben, keine echten Rennstrecken
Bezugsquellen: App Store*
Folgekosten: keine, solange man keine IAPs tätigt
Werbung: Ein Button führt zu anderen 2K Spielen
App Store
[appext 568869205]

Alternativen

Real Racing 3 ist zwar ein tolles Spiel, wird aber teuer wenn man alle Autos haben möchte.
Wir empfehlen daher eher den Vorgänger, den es weiterhion im Store gibt:

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[app 556164350]
Asphalt 7 setzt Gamelofts Action Rennern die Krone auf, will aber auch früher oder später an euren Geldbeutel

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Und wer es ganz klassisch mag, der kann sich ja mal das hier anschauen:

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