20.000 Meilen unter dem Meer

Ein Klassiker der Weltliteratur als Vorlage für ein Computerspiel? Kann das gut gehen? Ich halte die Packung des hybriden Windows-/Mac-Spiels „20.000 Meilen unter dem Meer“ in den Händen. „Inspiriert von Jules Vernes Abenteuerroman“ steht darauf, und dann noch: „Suchbild-Abenteuer“. Was wird das wohl sein?

Auf den Inhalt kommt es an

Das Spiel ist nett verpackt. Auf dem Deckel schaut ein ziemlich Junger Kapitän Nemo mit stechendem Blick leicht rechts an mir vorbei, und darunter pflügt die Nautilus durch das Meer. Klappt man den Deckel auf, so gibt es den Anfang der Geschichte zu lesen, und ist man zur DVD-Verpackung vorgestoßen findet sich darin sogar ein – wenn auch schmales – Handbuch. Darin ist von „Suchbildern“ und „Minispielen“ die Rede. Also gut, mögen die Spiele beginnen …

Nach der unkomplizierten Installation starte ich also frohgemut das Spiel: Grumpf. Es öffnet natürlich gleich im Vollbild und mit einer heutzutage beinahe unterirdischen Auflösung von 1024*768, die meinen vorher perfekt gestalteten Desktop gehörig durcheinanderwirbelt. Aber als Tester ist man ja Kummer gewöhnt. Ich zumindest bin noch immer sehr gespannt, wie ein „Suchbild-Abenteuer“ wohl funktioniert.

Ein Abenteuer

Zunächst gilt es, ein Profil anzulegen, dann wird man mit Hilfe von Tagebucheinträgen in die Geschichte um Kapitän Nemo und seine unfreiwilligen Gäste eingeführt. Lustig ist, wie im anschließenden Dialog die handelnden Personen als Scherenschnitt vor dem netten, bunten Hintergrund eingeblendet werden. Ein ungewöhnlicher Anblick, wo man heutzutage alles fotorealistisch gestaltet, aber zu der Geschichte passt es eigentlich ganz gut.

Und dann geht es endlich los. Mir wird ein Bild präsentiert, auf dem etliche Gegenstände verteilt sind. Unter dem Bild stehen zwölf Begriffe, die ich durch Anklicken aus dem Bild entfernen muss. Nachdem ich das erfolgreich gemeistert habe, erscheint ein neues Bild, in dem ich auf zwei auf den ersten Blick identischen Bildern 15 Unterschiede finden muss. Dann gilt es wieder, zwöf Gegenstände zu suchen. In diesem Stil geht es dann weiter: Es gilt, Bilder konzentriert abzusuchen und dann wieder, ein wenig der Geschichte zu folgen. Damit es nicht zu eintönig wird gibt es noch einige Minispiele, in denen man z.B. eine Karte aus Puzzleteilen zusammensetzen oder eine Medizin mixen soll. Ja, mitunter gibt es sogar ein paar „Actionszenen“, in denen man Haie abschießen darf oder Harpunen ausweichen muss. Und wenn man am Ball bleibt, dann ist nach gut zwei Stunden alles vorbei.

Hartnäckige Zeitgenossen können dann einen weiteren Durchgang starten und schauen, ob sie Ihre Punktzahl noch verbessern können. Und spätestens dann wird wohl auch der Wohlmeinendste die Hintergrundmusik auf „stumm“ schalten.

Clownfische vor Spanien?

Nicht, dass wir uns falsch verstehen, die Suchbilder sind nicht schlecht gestaltet, und einige Gegenstände sind auch schwer zu entdecken (zum Glück gibt es für Notfälle eine eingebaute Hilfe), aber darauf ein ganzes Spiel aufzubauen ist schon ein kühnes Unterfangen. Daneben sind mir einige Ungereimtheiten aufgefallen. Erstens hat der Nemo auf der Packung nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Nemo im Spiel, was sich aber zur Not verschmerzen lässt. Dann fällt auf, dass sich offensichtlich in spanischen Gewässern ausgedehnte Korallenbänke inklusive der niedlichen Clownfische („Findet Nemo“, haha) befinden – da sollten die Meeresbiologen noch mal genau nachschauen. Dass man den Südpol per U-Boot erreichen kann, sei der literarischen Vorlage geschuldet. Aber dass in den Actionszenen die Gegner allesamt in einer Linie hintereinander am oberen Bildschirmrand auf einen zu bewegen ist wohl ein klassischer Bug.

Was bleibt?

„20.000 Meilen unter dem Meer“ ist als Buch zweifellos ein Klassiker, es gab mehr oder minder gute Verfilmungen und jetzt also dieses Spiel.

Ich weiß ehrlich nicht genau, was ich damit anfangen soll. Die Präsentation ist stellenweise ausgesprochen charmant, aber das ewig gleiche Spiel mit den Suchbildern ist nicht unbedingt motivationsfördernd. Für Kinder ist die Geschichte zu textlastig und die Gegenstände in den Bilder zum Teil auch zu gut versteckt. Jugendliche werden sich wohl eher an der, um es einmal positiv zu formulieren, Gleichförmigkeit des Spiels stören. Bleiben also ältere Gelegenheitsspieler mit einem Hang zu Rätseln. Für sind sind dann aber die Minispiele eigentlich zu einfach. Ich fühle mich mit meinen 44 Jahren allerdings noch deutlich zu jung dafür, aber ich bin nun auch nicht der typische Gelegenheitsspieler.

Die Systemvoraussetzungen sind mit Mac OS X 10.4. „Tiger“, einem 1 GHz starken Prozessor und 512 MB RAM übrigens recht moderat gehalten.

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Spiel im macinplay-Shop.

Screenshots (klicken für mehr)

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