Anomaly – Warzone Earth

Werbesätzen steht man als geistig gesunder Zivilisationsbewohner skeptisch gegenüber, als Redakteur noch mehr, daher fiel mir die große Klappe, mit der Publisher 11bit studios sein neustes Release Anomaly: Warzone Earth ankündigte (wir berichteten), eher negativ auf. Eine „unglaublich intensive“ Mischung zwischen Action und Strategietitel wird da vollmundig angekündigt. Noch skeptischer ist der Einstand für den 420MB-großen Steam-Download, als klar wird, dass es sich bei Anomaly um einen Tower-Defence-Ableger handelt. Es gibt Fans und Spieler, die keine sind. Obwohl ich es bisher vermieden habe, mich dem Genre mehrstündig auszuliefern, kann ich auf die Kürze sagen, dass ich keiner bin. Mit diesen Voraussetzungen nähere ich mich Anomaly.

Die Story von Anomaly: Warzone Earth

Gleich zu Beginn fasziniert die Cinematic-Intro mit einer gut gemachten und außergewöhnlichen Optik. Etwas düster ist der Streifzug durch das gammelige und teilzerstörte Bagdad, dazwischen immer wieder verschwommene, hitzeflirrende Bildteile.

Für Action ist gesorgt: Anomaly: Warzone Earth
Für Action ist gesorgt: Anomaly: Warzone Earth

Der orientalisch angehauchte Soundtrack passt perfekt und nervt auch später im Spiel keine Minute. Ein Ufo ist über der Erde auseinander gebrochen, seine Teile sind in Bagdad und Tokyo (ausgerechnet diese beiden Städte, denke ich) runter gekommen und haben sich zu rätselhaften Anomalien (darum „Anomaly“) ausgeformt. Der Spieler soll das 14. Platoon anführen, um zu sehen, was dahinter steckt. Und schon geht es los.

Der Plan bei Anomaly

Es gibt eine Mission, einen Weg, einen Squad. Die Mission ist hübsch in die angenehm konstruierte Geschichte eingeflochten. Ein professionelles Cinematic erklärt Aufgabe und Herausforderung. Aufgelockert werden die Zwischensequenzen durch die gesprochenen Akteure in der Mission, wie ein zu befreiender Wissenschaftler beispielsweise. Am Ende geht es meistens darum, heil von A nach B zu kommen.

Die Route will gut ausgewählt sein. Die Bedienung auch hier: kinderleicht.
Die Route will gut ausgewählt sein. Die Bedienung auch hier: kinderleicht.

Ein schematischer Plan zeigt die möglichen Wege, die bekannten gegnerischen Türme. Man wählt eine Route vorher und während des Abfahrens ändert man sie immer mal wieder, auch weil durch nette Zwischensequenzen plötzlich neue Barrikaden und Gegner auftauchen. Mit dem zur Verfügung stehenden Geld können Fahrzeuge zum Konvoi gekauft werden. Erst sind es nur Schützenpanzer und Raketenwerfer-Lafetten, später kommen weitere Fahrzeugtypen hinzu. Die finanziellen Mittel können zusätzlich – auch während des Spiels – dazu verwertet werden, die Fahrzeuge aufzurüsten.

Das Anomaly-Gameplay

Also bewegt sich der Konvoi auf der vorgezeichneten Route gleichmässig vorwärts. Der kleine Kommandeur, unsere eigene Figur, flitzt dazwischen herum. Dann bekommt die ganze Geschichte einen Drive.

Maximal sechs Fahrzeuge können im Konvoi mitfahren
Maximal sechs Fahrzeuge können im Konvoi mitfahren

Flieger werfen allerlei Specials ab, die unsere Figur einsammeln und einsetzen muss. Zeitgleich greifen die Türme den Konvoi automatisch an, der feuert zurück, jetzt gilt es mit dem Commander Specials wie zum Beispiel Reparaturzonen oder Störsender für die feindlichen Zieleinrichtungen, gekonnt zu platzieren. Auch die eigene Figur muss sich dabei aus dem Beschuss lösen. Der Bildschirm leuchtet auf von grellen Explosionen, den Feuerschweifen der Raketen und der aufblinkenden Specialzonen. Dazu erfüllen die Rufe in Not geratener Fahrzeuge, die Kommandos der Jets und mannigfaltiger Kampflärm die Lautsprecher. Es ist richtig was los auf dem Bildschirm, und weder Grafik noch Sound lassen dabei Wünsche offen. Alles das sieht richtig gut aus, fühlt sich optimal an und läuft meistens flüssig über den 24-Zoll-Bildschirm meines 2,4-GHz-iMacs mit der betagten ATI 2400er Grafikkarte. Nur bei besonders aufwendigen Zwischensequenzen ruckelt die Darstellung.

Die Übersicht

Für besonders gute Abschüsse gibt es in Anomaly Geld, außerdem liegen am Weg Extraressourcen, um Fahrzeuge anzukaufen oder aufzurüsten. Die Steuerung ist dabei ausgesprochen übersichtlich und die Belegung schon in der Default-Version sinnvoll und leicht zu adaptieren. Bei all der Action auf dem Konvoiweg vergißt man leicht, dass sich das Konto schon wieder so weit gefüllt hat, dass ein weiteres Fahrzeug in den Tross eingereiht werden könnte. Und das trotz aufwendiger Meldung vom Bildschirmrand, dass neue Investitionen getätigt werden können, sobald das Konto den entsprechenden Stand erreicht. Die Meldungen und Hinweise sind genauso ansprechend in Anomaly: Warzone Earth eingebettet, wie auch das ganze Drumherum einfach stylisch daher kommt. Mit Effekten wurde nicht gegeizt, dennoch bleibt das Spiel übersichtlich. Um es schlicht noch einmal zu sagen: Anomaly sieht einfach klasse aus.

Extras, Extras, Extras

Natürlich liegt auch bei diesem Spiel der Suchtfaktor in der immer währenden Weiterentwicklung. Im Laufe des Spiels, in dem Stunden nur so dahin fliegen, kommen nach und nach mehr Fahrzeuge, die eingereiht werden wollen, dazu. Genauso überraschen die Macher von Anomaly: Warzone Earth mit neuen Specials für die eigene Figur. Auf der anderen Seite kommen immer stärkere Gebäude der Aliens dazu, die mit immer ausgeklügelteren Taktiken daran gehindert werden müssen, den eigenen Konvoi zu vaporisieren. Denn hat das letzte Fahrzeug seinen Lebensstreifen von grün nach rot gewechselt und ist auch dieser zur Gänze aufgebraucht, heißt es: Mission gescheitert. Ab dem letzten Kontrollpunkt darf dann wieder aufgesessen und losgefahren werden. Diese Form der Speicherstände ist seit jeher umstritten.

Nach jeder Mission wird das Durchkommen bewertet, dabei zählen neben vernichteten Türmen und der Anzahl der überlebten Fahrzeuge natürlich auch, auf welcher der drei Schwierigkeitsstufen die Mission zuende gespielt wurde. Medaillen gibt es für diverse Attribute, wie Rücksichtslosigkeit, Zielstrebigkeit. Sie beziehen sich auf den eingeschlagenen Weg, ob und wie oft dieser geändert wurde und wie konsequent die Gegner vernichtet worden sind. Schade, dass aufgesparte Specials und der mühsam aufgewertete Zug nicht in die nächste Mission mitgenommen werden können.

Dazu gibt es ein Online-Ranking. Je nachdem wie hoch das Ranking ist, können weitere Extras freigeschaltet werden. Auf dem Steam-Seite gibt es Awards für durchgespielte Missionen und andere, übergeordenete Ziele.

Fazit

Grafisch top, mit einer super Atmosphäre bringt Anomaly: Warzone Earth einen Haufen sehenswerten Spielspaß mit. Die Verpackung für das am Ende simple Spielprinzip ist perfekt, ob das Prinzip des „Tower Offence“ etwas für einen ist, muss jeder für sich selbst erscheinen. Die Macher von 11bit Studios haben sich wirklich Mühe gegeben, die Missionen abwechslungsreich zu gestalten. Dennoch hätte ich am Ende gerne mehr Einheiten und Möglichkeiten gehabt. So lange, bis eben ein „richtiges“ Strategiespiel rausgekommen wäre. So hängt Anomaly: Warzone Earth zwischen Casual und Strategie, ohne ein kurzer Zeitvertreib zu sein, aber auch ohne die Funktionsvielfalt eines „großen“ Strategiespiels zu haben. Mir persönlich hat das Spiel sehr viel Freude als Zeitvertreib zwischendurch gemacht, am Ende bin ich jedoch wieder zurück zu „meinen“ Strategietiteln, wo ich tagelang über taktische Züge grübeln kann ;).

Am Ende ist meiner Skepsis jedenfalls erfreute Überraschung gewichen, denn die angekündigte Mischung zwischen Action und Strategie ist zwar nicht „unglaublich“, jedenfalls jedoch erfrischend – und spielenswert.

Screenshots

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Alle Meldungen zu Anomaly: Warzone Earth gibt es unter diesem Link.

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