Call of Duty 2

Es gibt unzählige Kriegsspiele, die den Zweiten Weltkrieg zum Thema haben. Mit „Call of Duty 2“ liegt mal wieder ein solches auf meinem Schreibtisch. Also die Waffe geladen und entsichert und auf in die Schlacht.

Wie üblich geht es mit einer kleinen Trainingseinheit los, doch die Ereignisse holen unseren jungen russischen Soldaten zu schnell ein. Eben trainieren wir noch das Werfen von Granaten mit Kartoffeln (weil echte Granaten zu teuer sind), da greifen die Deutschen auch schon an. Innerhalb von wenigen Augenblicken pfeifen einem die Kugeln nur so um die Ohren, und jeder Sandsack und jedes Fass ist eine willkommene Deckung zum Verschnaufen.

Als Vasili Ivanovich Koslov spiele ich einen russischen Soldaten bei der Rückeroberung von Stalingrad. Das Bild ist vor allem durch die zerbombte Stadt an der Wolga und durch Grabenkämpfe geprägt. Mit nur wenig mehr als einem alten Gewehr und einer handvoll Schuss Munition muss ich die Wehrmacht aus ihren MG-Nestern vertreiben, strategische Punkte einnehmen und sie kurz darauf wieder gegen die Deutschen verteidigen.

Mit John Davis und David Welsh erlebt man die britische Kampagne um El Alamein in Libyen. Hier gilt es, Städte zu erobern und Panzerschlachten zu schlagen. Ist der Wüstenfuchs Erwin Rommel schließlich besiegt, geht es zurück nach Europa. Genauer gesagt muss die französische Stadt Caen in der Normandie eingenommen und verteidigt werden.

Im Gegensatz zum Vorgänger landen wir auf US-Seite diesmal nicht an Omaha Beach, sondern am Pointe du Hoc. Die Steilküste gilt es mit einem Seil zu erklimmen. Oben angekommen schlägt einem die ganze Brutalität des Krieges entgegen, wenn deutsche MGs ganze Einheiten von Angreifern in Sekundenbruchteilen niedermähen. Nicht grundlos hat das Spiel keine Jugendfreigabe bekommen.

Die Missionen sind insgesamt nicht ganz so abwechslungsreich wie beim Vorgänger ausgefallen. Fast immer muss man irgendeinen wichtigen Punkt lediglich einnehmen und diesen danach verteidigen. Verdeckte Operationen oder Eskort-Missionen wie in Teil 1 des Shooters gibt es leider gar nicht.

Die Gesamtspieldauer von „Call of Duty 2“ beträgt circa 10 Stunden, was immerhin doppelt so viel ist wie im ersten Teil. Dennoch vergeht die Zeit wie im Flug, da das Spiel filmreif inszeniert wurde und es selten Gelegenheit zum Verschnaufen gibt. Hinter jeder Ecke, in jedem Straßenzug lauern Dutzende deutscher Soldaten. Am Anfang der Kampagne hält sich die Anzahl der Gegner noch in Grenzen, aber je näher ich dem Finale komme, desto mehr Deutsche muss ich töten.

Etwas komisch wirkt, dass es zig verschiedene Modelle alliierte Soldaten gibt, aber nur drei Typen deutscher Soldaten. Diese sind allesamt sehr robust gebaut, und die Hälfte hat einen Schnauzer. Zusammengefasst könnte man sagen, das Spiel besteht stellenweise daraus, hundert dicke Deutsche mit Schnurrbart abzuschießen und sich dabei nicht selber abschießen zu lassen. Wirklich intelligent sind die Gegner nicht, müssen sie auch nicht, denn wie in den meisten Shootern gilt hier Masse statt Klasse. Alle actionreichen Szenen sind gesriptet, was natürlich bedeutet, dass der Weg durch eine Mission schon vorgegeben ist. Raum für eigene taktische Entscheidungen und Ideen gibt es nicht.

Zum Realismus trägt das neue BattleChat-System bei. Jeder Charakter hat ein bestimmtes Sortiment an Wort-Phrasen und kann diese passend einsetzen. So rufen einem die Kameraden zum Beispiel zu, in welchem Haus und auf welcher Etage sich der Scharfschütze versteckt hält, der einen beharkt. Über dieses System wird man auch informiert, von wo die Gegner kommen und wann ein Angriff vorbei ist. An einigen Stellen haben die Entwickler es mit dem Realismus dann etwas zu gut gemeint. So greift mein Kamerad einmal ein Haus mit einer Panzerfaust an, und nach der Explosion taumeln einige Schemen brennend auf mich zu. Ähnliche Szenen gibt es bei der Landung am Pointe du Hoc, als ein Landungsboot neben mit von einer Granate getroffen wird und die Soldaten gleich danach niedergeschossen werden. Das ganze dank Script in Slow-Motion und à la „Der Soldat James Ryan“.

Es mag ja der Atmosphäre zu Gute kommen, dennoch musste ich erst einmal schlucken bei diesem Anblick. Wie schon gesagt: „Keine Jugendfreigabe“ geht vollkommen in Ordnung, dieser Shooter ist ziemlich heftig.

Ansonsten ist die Atmosphäre wie beim Vorgänger wieder einmal exzellent, spannungsgeladen bis beklemmend. Dazu trägt vor allem der Sound bei. Die Musik geht im Kugelhagel meist komplett unter und ist nur gegen Ende einer Mission präsent. Dafür sind Schüsse, Granaten und Panzer während des Spiels überdurchschnittlich oft zu hören.

Grafisch hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht wirklich viel getan. Alle Objekte wurden mit ein paar mehr Polygonen versehen und die Texturen noch einmal etwas verfeinert. Leider fällt das im Schlachtgetümmel kaum auf. Besonderes Lob verdienen allerdings die Raucheffekte, die zwar nicht dynamisch sind, aber täuschend echt aussehen. Je nach Detailgrad sind die Level unterschiedlich groß ausgefallen. In der Wüste Libyens kann ich mit dem Panzer eine recht große Strecke fahren, und die Ziele sind weit verstreut. In den Städten ist der bespielbare Teil dagegen oft recht klein und man bewegt sich im Zickzack, kommt an einigen Straßen sogar mehrmals vorbei. Hier ist wohl die verwendete Engine der limitierende Faktor, die nur eine bestimmte Anzahl von Objekten verarbeiten kann.

Die technischen Anforderungen sind hoch, denn die Engine hat einiges zu bewegen: neben den eigenen Einheiten noch die riesige Gegnermasse und dann drumherum noch einige Effekte, die der Atmosphäre dienen. Im Hintergrund sind oft weitere Kämpfe zu beobachten, Panzer rollen vorbei, Flugzeuge jagen über den Himmel und so weiter. Das gibt mir das Gefühl, nicht in einem kleinen, begrenzten Level zu spielen, sondern in einer großen Welt.

Auf einem PowerMac G5 mit zwei 1.8 Ghz und Radeon X800 XT läuft „Call of Duty 2“ jederzeit flüssig. Allerdings ist standardmäßig kein Bump-Mapping aktiviert, was in der Konfigurationsdatei nachzuholen ist. In den Optionen ist hierfür leider nichts zu finden. Auf einem MacBook Pro dagegen ist diese grafische Einstellung sofort aktiv, und auch hier läuft das Spiel sehr flüssig.

Im Mehrspielermodus gibt es Capture the Flag, Deathmatch, Team-Deathmatch und Suchen & Zerstören zur Auswahl. Da es für die Mac-Version von „Call of Duty 2“ noch nicht den aktuellsten Patch gibt, ist die Serverauswahl etwas begrenzt. Ansonsten sind die Spiele extrem schnell: Wer schneller schießt und den besseren Ping hat, gewinnt. Meine Lebenszeit beschränkte sich auf den meisten Servern auch auf wenige Sekunden. Der Vorsprung der PC-Spieler ist halt enorm groß, da diese schon einige Monate lang jeden Level haben auswendig lernen konnten.

Fazit:

Jedes der Schlachtfelder habe ich im Prinzip schon virtuell mit anderen Spielen durchlebt, jede der Waffen virtuell in anderen Spielen schon abgefeuert. Den Zweiten Weltkrieg habe ich rein virtuell auch schon mehrmals in anderen Spielen gewonnen, und dennoch macht mir „Call of Duty 2“ eine Menge Spaß. Das liegt vor allem an der grandiosen Atmosphäre des Spiels, in dem Grafik, Sound, Steuerung und Story eine Einheit bilden, die mich als Spieler gefangen hält, bis die Credits über den Monitor flimmern.

Felix Gelpke

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.

Bilder (klicken für mehr)

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