Chicago 1930

Harte Männer, schöne Frauen und billiger Whiskey. Das ist die Stadt Chicago in den Zeiten der Prohibition, wie wir sie aus unzähligen Filmen kennen. Und in diese Welt entführt uns jetzt das Spiel „Chicago 1930“, das aktuell für den Macintosh erschienen ist. Versprochen wird ein Echtzeit-Taktikspiel mit vielen Features. Schauen wir einmal, ob die Verpackung enthält, was sie verspricht.

Zunächst muss sich der Spieler entscheiden, auf welcher Seite des Gesetze er stehen möchte. Auf der „guten Seite“ schlüpft der Spieler in Haut des FBI-Agenten Edward Nash und erhält den Auftrag, die Stadt aus der Umklammerung des Mafiabosses Don Falcone zu befreien. Entscheidet sich der Spieler dafür, keine Steuern zu bezahlen, dann verkörpert er den Gangster Jack Beretto, der in den Diensten eben jenes Don Falcone steht. Egal wofür der Spieler sich entscheidet, auf jeder Seite erwarten ihn 10 Missionen. Diese führen ihn immer tiefer in die Geschichte der Stadt während der Blütezeit der Mafia hinein. Wer alles erfahren will, muss also sowieso beide Seiten spielen. Dabei sind die Missionen selber sehr geradlinig gestaltet. Wer sich nicht an den geplanten Ablauf der Ereignisse hält, der hat praktisch keine Chance, die Mission erfolgreich zu beenden.

Ist man am Anfang noch ganz auf sich alleine gestellt, so bekommt man im Laufe der Zeit immer neue Mitstreiter an die Seite gestellt und bildet so Teams aus bis zu fünf Personen, um die Aufgaben zu bewältigen. Als nettes Gimmick kann man seine Gehilfen oder sich selber auch mithilfe von Bonuspunkten, die in den Leveln erworben werden können, in bestimmten Fertigkeiten wie „schießen“ oder „Erste Hilfe“ verbessern, so dass die Fähigkeiten des Teams mit den Aufgaben wachsen. So wackelt z.B. bei einem Polizisten, dessen Fähigkeit „schießen“ nicht gut genug ist das Fadenkreuz mächtig und es besteht durchaus die Gefahr, unbeteiligte Passanten zu verletzen. Und das darf einem Polizisten natürlich unter gar keinen Umständen passieren. Auf der anderen Seite des Gesetzes sieht die Sache natürlich etwas anders aus – hier gibt es immer die Möglichkeit mit ein paar Dollars die Angelegenheit zu bereinigen.

Natürlich erweitert sich auch die Ausrüstung der Gruppe im Laufe der Zeit immer mehr, so dass es vor jeder Mission zu überlegen gilt, wer mitkommt und womit die Teammitglieder ausgerüstet werden, um das Level erfolgreich zu bestehen. Ist eine Mission beendet, so informiert eine Zeitungsschlagzeile den Spieler über seinen Erfolg, und manchmal gibt es auch ein kleines Video zu bewundern.

Die Level werden im Spiel von schräg oben gezeigt und sind durchaus detailreich und liebevoll gezeichnet, wenn auch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit (das PC-Original stammt von 2003). Auch der Sound passt gut zum Szenario, allenfalls die deutschen Synchronstimmen sind nicht immer perfekt. Die Musik perlt angenehm im Hintergrund und die Soundeffekte sind stimmig. Das lässt sich vom Gameplay leider nicht ganz behaupten.

Warum z.B. ein Schlüssel, den man in einer Vase findet, nicht direkt ins Inventar wandert, sondern noch einmal vom Fußboden aufgesammelt werden muss, ist zwar nicht unbedingt nachzuvollziehen, aber noch verschmerzbar. Das aber jeder Kampf in einer wahren Klickorgie ausartet, da es keine Hotkeys für den Inventarinhalt gibt, das wiegt da schon schwerer. Auch muss jedem Gruppenmitglied einzeln mitgeteilt werden, was es jetzt zu tun hat. Wenn man jetzt in eine Schießerei mit mehreren Gegnern verwickelt ist, dann artet das schon in eine nicht zu unterschätzende Aufgabe aus. Auch wenn die Programmierer einen netten Zeitlupenmodus eingebaut haben, der den Stressfaktor etwas nach unten schraubt, so ist das Zuteilen der Aufgaben an die Gruppenmitglieder doch unnötig kompliziert. Dabei ist es keineswegs so, das das Spiel so einfach wäre, dass man viel Platz für Fehler hätte. Ganz im Gegenteil, der alte Spruch „Save early, save often“ trifft hier mehr denn je zu. Da es nur schwer abzuschätzen ist, wann die Computergegner einen bemerken und sich auf den armen Spieler stürzen, ist es doch ratsam, die Taste „F1“ zum schnellen Speichern des Öfteren zu betätigen, damit man mit „F5“ diesen Spielstand wiederholen kann.

Technisch ist kaum etwas gegen das Spiel einzuwenden, es liegt als Universal Binary vor und benötigt Mac OS X 10.3.9 auf einem 800 MHz schnellenProzessor, angefangen beim G3, über die G4- und G5-Generation bis hin zu den aktuellen Intel-Chips, 256 MB RAM und 32 MB Grafikspeicher. Ein DVD Laufwerk ist allerdings zum Installieren notwendig. Leider lässt sich kein Fenstermodus einstellen, so dass das Spiel immer im Vollbildmodus läuft.

Auf meinem System (G5 1,8 Single, OSX 10.4.9, Radeon 9800 Pro mit 256 MB) kam es während des Tests zu unschönen „Wischeffekten“ beim Verschieben von Gegenständen im Inventar. Die kleinen Artefakte verschwanden allerdings, sobald der Gegenstand wieder abgelegt wurde. Schade ist aber, dass das Handbuch nur teilweise in gedruckter Form beiliegt. Eine 15-seitige Zusammenfassung liegt dem Spiel bei, die vollständige Anleitung über 41 Seiten ist bloß ein PDF, das sich der Käufer des Spiels selber ausdrucken muss.

Fazit:

„Chicago 1930“ entführt den Spieler in eine spannende Zeit und bietet eine gute Geschichte mit historischen Hintergründen. Leider vermiest eine unnötig komplizierte Steuerung etwas den Spielspaß. Wer action-orientierte Unterhaltung mit einem Schuss Strategie sucht und eine stabile Maus hat, der darf ruhig einmal einen Blick riskieren.

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.

Bilder (klicken für mehr)

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