Civilization IV: Colonization

„Civilization IV: Colonization“ ist eigentlich ein unpassender Name. Im Prinzip ist das einzige, was Colonization mit Civilization IV gemeinsam hat, die Grafik-Engine. Optisch erinnert das Spiel sehr stark an den preisgekrönten Klassiker von Sid Meier. Vom Spielverlauf ist jedoch so gut wie alles vollkommen anders.

Auf in die neue Welt

Beim Start einer neuen Spielrunde hat man deutlich weniger Auswahlmöglichkeiten als in Civilization IV. Die Zufallskarten beschränken sich auf nur „A New World“ und „Caribbean“. Vereinfacht sei erklärt, „A New World“ ist dabei eine Ansammlung von einem oder mehreren größeren Kontinenten (vergleichbar mit dem amerikanischen Kontinent). „Caribbean“ ist eher die Archipel-Version dessen, also eine Inselkarte. Doch zuerst wähle ich eine der vier europäischen Großnationen. Zur Auswahl hab ich da das englische, französische, spanische und niederländische Kolonialreich. Jedes Kolonialreich hat seine eigenen Vorteile. Eine riesige Auswahl an Nationen wie in Civ IV ist hier nicht gegeben. Ich entscheide mich für England. Kurz darauf sehe ich mein englisches Schiff mitten im Ozean und umgeben vom unentdecktem Gebiet. Ebenfalls bekomme ich eine kurze Anleitung, was überhaupt los ist.

Der englische König hat mich auserkoren, dieses kürzlich entdeckte Land im Westen zu erforschen und zu kolonisieren. Er will natürlich den Ruhm und die Reichtümer für sich beanspruchen und sich in Europa damit behaupten. Die Hauptziele des Spiels sind auch zu lesen: Das Land kolonisieren, die eigene Unabhängigkeit erklären, die Kolonien vor dem zornigen Mutterland beschützen, die Revolution abschließen, fertig! Diese Ziele sind Siegesbedingungen und somit leider immer gleich. Was sich aber jedes mal ändert, ist die zufallsgenerierte neue Welt, die es zu entdecken gibt. Alternativ kann man auch ein Szenario spielen, das sich aber nur dadurch auszeichnet, dass dort der nachgebaute amerikanische Kontinent zu finden ist.

Instinktiv segle ich mit meinem kleinen Schiff nach Westen durch das freie Meer. Hier beginnt auch das erwartete Tutorial, das eher einer kleinen Quest-Reihe ähnelt. Dabei werden kurze Aufgaben wie das bauen einer Kolonie mit kurzen Erläuterungen aufgetragen. Vom Tutorial hätte ich etwas mehr erwartet. Teilweise sind die Texte viel zu lang, teilweise fehlt es an Informationen. Große Strategien kann man hier wohl nicht lernen, für den Anfang ist es aber ganz in Ordnung. Aber nun gut, inzwischen bin ich auf Land gestoßen, und auch der erste Ureinwohner begrüßt mich freundlich. Doch zu den Ureinwohnern später.

Aufbau einer neuen Kolonie

Kaum gestrandet, fällt auf, dass die Felder deutlich mehr verschiedene Eigenschaften aufweisen als im klassischen Civ IV. Die kostbaren Rohstoffe sind auf vielen Feldern unterschiedlich stark verteilt. Man sollte gut abwägen, welchen Siedlungsplatz man wählt. Zum einen ist natürlich die Nahrung für das Wachstum der Kolonie wichtig. Dabei muss man auf das umliegende Weizen und die Fischbestände achten. Die nutzbaren Felder sind aber nur die, die unmittelbar an der Kolonie grenzen. Insgesamt sind das neun. Selbst wenn sich die „Staatsgrenzen“ erweitern, bleiben der Kolonie nur diese wenigen Nutzfelder. Daraus folgt aber auch, dass neue wichtige Kolonien schon sehr nah an den anderen grenzen dürfen. Holz ist der nächste Faktor. Die Produktion von neuen Gebäuden oder Schiffen werden ohne zusätzliche Hilfe ewig dauern. Denn trotz des vielen Holzes produziert eine Kolonie anfangs nur einen Produktionspunkt. Wenn man auf diese Weise keine hundert Runden warten will, kann man weitere Produktionspunkte im Zimmereibetrieb durch Einsatz von Holz produzieren. Eisenerz ist für die Produktion von Werkzeugen und Waffen in der Schmiede entscheidend, diese werden für hochwertige Gebäude und Soldatenausbildung benötigt. Baumwolle oder Felle sind unter anderem für die Weiterverarbeitung zu Leinen oder Kleidung entscheidend.

Die Grundgebäude für die Produktion der ganzen Endprodukte sind schon vorhanden. Diese können erweitert werden. Kolonisten, die nicht auf den Feldern arbeiten, können so in diesen Gebäuden eingesetzt werden. Das Städteprinzip ist vollkommen anders als das von Civ IV. Es zu verstehen ist aber keine große Schwierigkeit. Hier gilt vor allem die Strategie, die verschiedenen Produktionen auf mehrere Kolonien zu verteilen. Eine einzige Stadt kann unmöglich alles abbauen oder herstellen.

Unruhen in Europa

Den Abbau unterstützen weitere Kolonisten, die nun durch regen Fischfang in der Kolonie sprießen. Doch erfahre ich auch bald, dass im Mutterland immer mehr Menschen wegen Unruhen in die neue Welt auswandern wollen. So schicke ich mein Schiff zurück nach Europa, indem ich an den Kartenrand zurückfahre. Europa wird nur durch ein interaktives Auswahlfenster angezeigt. Dort belade ich mein Schiff mit wartenden Kolonisten. In diesem Europafenster hätte ich auch die Möglichkeit, gegen Gold Waren zum Marktpreis erwerben oder verkaufen. Wie der Marktpreis steht, das entscheidet entweder die Wirtschaftslage in Europa oder der gierige König. Kurz darauf geht es wieder zurück zu meiner Kolonie. Nach ein paar Runden kommt das Schiff schon an, und die neuen Kolonisten werden ganz einfach zu neuen Bürgern der Kolonie und arbeiten dort fleißig.

Kolonisation

Irgendwann reicht mir die eine Kolonie nicht aus. Das Gründen von neuen Siedlungen ist sehr einfach gehalten. Wo in Civ IV extra Siedler ausgebildet werden mussten, kann in Colonization so gut wie jede Landeinheit schnell mal eine neue Kolonie gründen. Man sollte trotz der Einfachheit aufpassen: Schnell können wertvolle Arbeitskräfte in den bestehenden Kolonien fehlen. Außerdem wird die Gefahr, den Überblick zu verlieren, stetig höher.

Bekanntschaft mit dem Häuptling

Die hilfsbereiten Ureinwohner haben zwar auch Siedlungen, jedoch keine Herrschaftsgrenzen. Sie bieten sogar an, ihr Wissen zu teilen. Das heißt, ich kann meine unausgebildeten Kolonisten zum Leben bei den Ureinwohnern schicken. Das hat sehr oft wertvolle Vorteile: Nach einigen Runden kommen meine Leute nämlich wieder zurück mit einer Fähigkeit wie z.B. Fischen oder Holzfällern. Die ausgebildeten Kolonisten können durch ihr Wissen die Produktion deutlich steigern. Wenn man sich mit diesen Nachbarn gut stellt, erhällt man nicht selten auch nette Geschenke, sei es Gold oder Rohstoffe. Außerdem kann jede Siedlung missioniert werden. Mit einer Kirche in einem Dorf „schlüpfen“ ab und zu Ureinwohner, die sich zu mir als weitere Kolonisten gesellen. Allerdings kann man natürlich die Ureinwohner auch unterwerfen und deren Schätze klauen. Ob ein Häuptling Alliierter oder Feind wird, das liegt allein beim Spieler.

Wirtschaft ist alles

Moment mal, etwas fehlt doch. Wo ist eigentlich das Forschungsfenster? Tja, es gibt keins. Anders als in Civ IV geht es in Colonization nicht ums Aufsteigen der Zeitalter, sondern hauptsächlich um den Handel. Dafür gibt es ein sehr praktisches Automatisierungs-System. Im Meer wie auf dem Land lassen sich besondere Einheiten automatisieren. Sie beladen sich automatisch mit Waren aus der einen Stadt und verkaufen oder liefern diese in eine andere. Das funktioniert aber nur dann, wenn man dem Gouverneur anweist, was die Stadt im- oder exportieren soll. Wenn die eine Stadt das eine braucht und die andere Überschüsse produziert, kann somit automatisch ein Ausgleich geschaffen werden. Anschließend kann man die fertigen Waren wie Kleidung, Zigarren oder Leinen an Ureinwohner, andere Kolonisten oder nach Europa verkaufen.

Bekanntschaft mit dem König

Kaum eine halbwegs funktionierende Infrastruktur aufgebaut, meldet sich auf einmal der König. Und dieser ist alles andere als sympathisch. Hochnäsig verlangt er neben den Goldgeschenken, dass ich auch noch seinen Ring küsse. Ich füge mich, doch nicht mehr lange. Nach den ganzen Steuererhöhungen für Waren, die ich nach Europa sende, um damit zu handeln, wird auch das Volk immer mehr von der Idee der Unabhängigkeit ergriffen. Nach einigen Zahlungsaufforderungen habe ich die Nase voll. Ich verweigere mich, und der König wird argwöhnisch. Nun heißt es, eine Streitmacht für den Fall der Fälle aufzustellen. Um das zu erreichen, muss ich Waffen herstellen, diese notfalls auch importieren. Da ich ab sofort dem König das Gold verweigere, nutze ich es, um weitere Galeonen zu kaufen und Streitkräfte in Europa anzuwerben.

Viva la Revolución!

Nachdem mehr als die Hälfte meiner Leute die Unabhängigkeit verlangen, erkläre ich die Unabhängigkeit und revoltiere gegen den König. Nun kann ich gewisse Reigierungsformen für die neu entstehende Nation wählen. Unter anderem: Ob ich zum Beispiel eher die Sklaverei bevorzuge oder doch liberal bleibe. Ob ich Waffenrecht für alle garantiere oder doch durch Waffenkontrolle Ordnung halte. Es gibt verschiedene Auswahlmöglichkeiten und jede hat eigene Vorteile.

Dem König passt das natürlich gar nicht, dass sich seine Kolonie gegen ihn auflehnt. So schickt er seine Flotten und Armeen in die neue Welt, um die Störenfriede zu beseitigen. Nach langen, sehr langen taktischen Kämpfen und Runden gelingt es der neuen Nation aber doch, sich die Unabhängigkeit zu nehmen. Der König gibt auf – das Spiel ist gewonnen.

Fazit:

Im Prinzip sieht so ungefähr jede neue Runde aus. Dabei kann der Spielausgang vollkommen anders aussehen, wenn man sich nicht auf das neue Gebiet anpasst und schlechte Entscheidungen trifft. Leider vermisse ich vielfältigere Siegesmöglichkeiten. Auch würde es mich freuen, wenn ich die Möglichkeit hätte, als Ureinwohner oder König zu spielen, ähnlich wie es schon in Civilization IV: Warlords die Möglichkeit gab, Barbaren zu spielen. So kommt einem Colonization leider wie das abgespeckte Civlization IV vor. Trotz allem ist Colonization ein vollkommen neues Spielgefühl und unterscheidet sich dadurch stark vom Urspiel. Außerdem ist Colonization sehr historisch gehalten; mit der integrierten Spielhilfe „Civilopedia“ kann man das eine oder andere über die Geschichte lernen – eine gute Ausrede, wenn man seinen Eltern Colonization als „Lernspiel“ empfehlen will.

Info:

Am Rande sei noch gesagt, dass für Colonization nicht Civlization IV benötigt wird, auch wenn der Name es anfangs glauben lässt.

Wer sich Colonization nun zulegen will kann das gerne in unserem macinplay-Shop oder im Mac App Store machen.

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Screenshots

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