Command & Conquer: Generäle

Command & Conquer ist neben Warcraft eines der bekanntesten Strategiespiele. Lang ists her, dass Westwood von der ersten Version des Klassikers auch eine Mac-Version veröffentlichte. Nach Jahren mit Gezeter und Weinerei kommt nun die zweite Mac-Version eines Command & Conquer-Spiels auf den Mac: Command & Conquer: Generäle.

Nachdem es in den vorherigen Teilen um fiktive Mächte wie GDI oder NOD ging, geht es nun an die harte Realität: Die Westliche Allianz tritt an gegen den Asiatischen Pakt und die Internationale Befreiungstruppe. Die Namen sind absichtlich nicht der Wirklichkeit entnommen. Wer wissen will, was dahinter steckt, muss aber nur einen Blick in die englische Version werfen: Hinter der Westlichen Allianz steckt die USA, der Asiatische Pakt sind ursprünglich die Chinesen und die Internationale Befreiungstruppe ist so geblieben – hinter dem Namen verbirgt sich ein weltweit operierendes Terrornetzwerk.

Nicht nur die Namen der Völker wurden verändert, auch sonst gab es einige Modifikationen, um der Indizierung zu entgehen. So werdet ihr in diesem Spiel keine echten Soldaten finden, sondern nur Cyborgs, die sich auch entsprechend anhören. Hier legte der deutsche Verleger Wert auf Details und veränderte sogar kleine Icons, um deren Inhalt zu entschärfen.

Zudem wurden einige Videosequenzen aus der Originalversion entfernt. Ob dies das Spiel abwertet – oder tatsächlich entschärft – muss jeder für sich entscheiden.

Das gesamte Spiel wirkt in weiten Teilen erschreckend realistisch, beispielsweise kommen auch chemische Waffen und Atomwaffen zum Einsatz.

Doch zunächst zu den Unterschieden zwischen den verschiedenen Gruppierungen. Die IBG hat keine starken Panzer oder Flugzeuge, dafür ist sie gut gerüstet für kurze, schlagkräftige Angriffe, denn die meisten Einheiten sind sehr schnell. Zudem kann die IBG Höhlen und Tunnel nutzen, was einen großen taktischen Vorteil darstellen kann. Außerdem kann sie Autobomben und Selbstmordattentäter einsetzen – Waffen, über die die anderen nicht verfügen und die teilweise verheerende Folgen nach sich ziehen können.

Der Asiatische Pakt hingegen hat die stärkste Feuerkraft. Seine Panzer sind die stärksten, zudem verfügt er über mobile Atomwaffen und kann mit Napalm aufwarten.

Die Westliche Allianz hat insgesamt hoch entwickeltes Kriegsgerät, also starke Panzer und Flugzeuge, viele Waffen und gut ausgerüstete Soldaten.

Die drei Gruppierungen unterscheiden sich also durchaus, lassen sich im Endeffekt aber gar nicht einmal so unterschiedlich spielen. Dies hat zwar den Vorteil, dass man sich schnell einarbeiten kann, doch langfristig bleiben wirksame Taktiken – wie man sie von Starcraft oder Warcraft kennt – durch die recht kleinen Unterschiede aus.

Die Hintergrundgeschichte spielt kaum eine Rolle. Zu jeder Gruppierung gibt es eine Kampagne, die aus sieben Missionen besteht. Eine Mission kann etwa die Befreiung einer Stadt oder die Eskorte eines Konvois sein. Die Missionen sind nicht außergewöhnlich und auch die Geschichte macht nicht viel her; trotzdem ist das Design der Karten sehr ausgefeilt, was das Spiel nie langweilig macht.

Aufmerksame Gemüter fragen sich vermutlich, was das „Generäle“ im Namen zu suchen hat. Dies ist leicht erklärt: Der Spieler übernimmt die Rolle eines Generals, der mit der Zeit im Rang aufsteigt. Wer einen höheren Rang bekleidet, darf sich aus einer Tabelle aussuchen, wie er seine Truppen stärken will. Zur Auswahl stehen stärkere Waffen oder die Verbesserung der eigenen Einheiten.

Die Technik dahinter

Command & Conquer: Generäle hat die bisher beste Grafik aller C&C-Spiele. Erstmals wurde ein solches mit einer vollwertigen 3D-Engine ausgestattet. Diese versieht ihren Dienst ganz wunderbar: Vor allem die Explosionen sind schön anzusehen. Bei manchen Wagen fliegen sogar die Räder und einzelne Teile in der Gegend herum. Zudem wiegen sich die Bäume im Winde und werden diese beschossen, so fallen sie langsam und realistisch um. Das Gleiche gilt für Türme, die physikalisch korrekt umfallen. Bewundernswert ist auch die Explosion einer Atombombe – so ein Feuerwerk an Effekten sieht man selten.

Die Zwischensequenzen sind nicht mehr – wie in vorherigen Teilen – eingespielte Filme, sondern finden im Spiel selbst statt. Diese Änderung ist umstritten: Einerseits zeigt das, dass die Spielgrafik gut genug ist, um solche Szenen darzustellen; andererseits waren die Filmsequenzen immer von hoher Qualität, da u.a. professionelle Schauspieler engagiert wurden.

Zum Hintergrundsound lässt sich sagen, dass jede Kampagne mit einer anderen Musik unterlegt ist. Bei der Kampagne der Westlichen Allianz hört man heroisch klingende Stücke, bei der Kampagne der Chinesen ist die Musik asiatisch angehaucht. Leicht arabische Klänge sind hingegen bei der Internationalen Befreiungstruppe zu vernehmen.

Ebenfalls ist gut gelungen, dass sich die Cyborg-Stimmen metallisch anhören. Die eigentlichen Aufnahmen wurden durch einen Filter gejagt, sodass sie sich so anhören, wie man sich sprechende Roboter nun einmal vorstellt.

Die Steuerung ist das wohl größte Manko von Command & Conquer: Generäle: Einige Funktionen typischer Strategiespiele fehlen hier. Das soll nicht heißen, dass alle Strategiespiele konform gehen müssen, doch warum sollte man bewährte Konzepte nicht übernehmen bzw. weiterführen? In früheren Teilen waren viele Funktionen enthalten, die jetzt entfernt sind. Da wäre zum Beispiel das Patrouillieren, das automatische Formieren oder der automatische Einsatz von Flugzeugen. Solche Dinge erleichtern dem Spieler das Leben und sind nicht einmal unrealistisch.

Die künstliche Intelligenz des Spiels ist gut, wenn auch nicht perfekt. Manchmal warten Panzer, obwohl Einheiten der eigenen Gruppierung in nur wenigen Metern Entfernung angegriffen werden. So etwas darf in keinem aktuellen Strategiespiel passieren. Die gegnerische KI ist ebenfalls nicht herausragend: Sie nutzt zwar ein paar Strategien, aber beispielsweise kaum Tunnel oder Tarnungen.

Zu guter letzt stellt sich die Frage, ob man ein Spiel dieser Art unterstützen will. Ja, es gibt Cyborgs und Drohnen, sodass es nicht als komplett realistisch angesehen werden kann. Dennoch war das Spiel eigentlich nicht mit den Cyborgs geplant und erhielt diese, um der Indizierung zu entgehen. Die Selbstmordattentäter und Autobomben, die chemischen und biologischen Waffen und vielleicht auch die Propaganda-Lautsprecher der Chinesen dürften so manchem negativ aufstoßen. Jeder muss für sich entscheiden, ob er solch ein Spiel besitzen und spielen will. Manchen wird es nur um den Spaß gehen, anderen geht dieses Spiel vermutlich einen Schritt zu weit.

Fazit:

Command & Conquer: Generäle ist ein sehr gutes Strategiespiel, dessen Grafik bisher auf dem Mac unangefochten ist. Schade, dass es Makel wie die teilweise mangelhafte künstliche Intelligenz, die umständliche Steuerung und die unzusammenhängende Story aufweist. Jeder muss für sich entscheiden, ob er trotz allem etwas mit dem Spiel anfangen kann oder nicht.

Ebenso muss jeder selbst entscheiden, ob er es für richtig hält, ein Spiel dieser Art zu unterstützen.

Ingmar Wenz

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.

Bilder (klicken für mehr)

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