CSI: Crime Scene Investigation

Was machen alle Krimi-Fans am Mittwoch Abend? Sie schauen die TV-Serie „CSI“ auf VOX und haben Teil an den außergewöhnlichen und teils sehr bizarren Mordfällen oder Unfällen, die es im deutschen Fernsehen zu sehen gibt. CSI steht für Crime Scene Investigation, was man ins Deutsche wohl grob mit Spurensicherung übersetzen würde. In akribischer Arbeit werden Hinweise gesucht und mögliche Täter identifiziert. Die Serie überzeugt dabei durch gute Schauspieler, gelungene Kamerafahrten, Schnitte sowie gute Spezialeffekte. Ob das Spiel den hohen Standard der Serie halten kann, werde ich mir jetzt anschauen. Als Neuling komme ich in das CSI-Team von Gil Grissom, und der erste Fall soll zeigen, was wir können.

CSI: Crime Scene Investigation ist ein klassisches Adventure, in dem ich mich mit der Maus von Ort zu Ort klicke. Leider wird es das Spiel nicht in deutscher Sprache geben, Application Systems Heidelberg verkauft die englische Version von Aspyr. Vielleicht rechnet man nicht mit einem Erfolg des Spiels. Ich für meinen Teil bin sehr gespannt auf das Spiel, da ich ein Fan der Serie bin. Also habe ich schnell die zwei Gigabyte auf die Festplatte kopiert und das Spiel voller Vorfreude gestartet. Die Steuerung gestaltet sich sehr leicht, mit einem Mausklick kann man bestimmte Bereiche in der Nahansicht beachten oder den Raum wechseln. Diese aktiven Bereiche werden durch eine Verfärbung des Mauszeigers angezeigt, ich brauche also nicht wahllos zu klicken. Der eigentliche Raum ist jeweils ein Panorama, durch das ich mit den Bildschirmrändern scrollen kann.

Der erste Fall ist ein Mord an einer jungen Frau und gleichzeitig auch das Tutorial des Spiels. Gil Grissom nimmt mich als Greenhorn zu diesem Fall mit und erklärt mir die Grundlagen der forensischen Wissenschaft. Wichtig ist, dass man die Szenen sehr ausgiebig erkundet, um keine Beweise oder Hinweise zu übersehen, auch wenn diese hervorgehoben werden. Mit einem Klick auf den Körper der toten Frau komme ich etwas näher heran und ich kann mit einem Wattestab eine DNA-Probe aus der Wunde entnehmen. Bei genauerem Hinsehen fällt mir noch ein Haar auf der Bettdecke auf, dass ich mit der Pinzette zu den Beweisen lege. Mit akribischer Suche befördere ich dann noch Fingerabdrücke auf einer Fernbedienung und Blutreste im Waschbecken auf. Das Vorgehen ist in allen fünf zu lösenden Fällen dasselbe – bereits nach dem ersten Fall ist mir das viel zu einfach.

Die Werkzeuge der CSI-Ermittler wurden ganz gut umgesetzt. Es gibt zwei Bereiche: Einmal Hilfsmittel zum Aufspüren, und dann noch Hilfsmittel, um diese Spuren aufzunehmen und ins Labor zu bringen. Mit einem Pinsel macht man Fingerabdrücke sichtbar, mit Klebestreifen nimmt man Fussel auf, und von Fußabdrücken macht man Gipsabdrücke. Das ist eigentlich der gelungenste Teil von CSI, der auch das Gefühl aufkommen lässt, ein Ermittler zu sein. Schade nur, dass einige Hilfsmittel nur ein einziges Mal benutzt werden, beispielsweise der Gas-Schnüffler oder die UV/Infrarot Lampen. Ein bisschen mehr außer langweiligem Geklicke auf irgendwelche Icons hätte es aber schon sein dürfen, schließlich muss ein echter Ermittler ja auch ein wenig mehr tun, als nur ein paar Hinweise sammeln und analysieren lassen. Wozu wir jetzt kommen.

Mit meinen Beweisen kehre ich also zurück ins Labor, dazu gibt es am unteren Bildschirmrand eine Menüleiste mit dem Reiter „Locations“. Am Anfang des Falls sind hier nur der Tatort, das Büro von Captain Brass, die Pathologie und das Labor wählbar. Mit der Zeit werden aber noch andere Orte auftauchen, je nachdem, wo uns die Spur hinführt. Mit den Beweisen sollte man aber zuerst ins Labor zu Greg, den wir aus der Fernsehserie kennen. Er analysiert uns DNA-Proben, alle möglichen Stoffe und Rückstände vom Tatort. Kombinieren von Beweisen entfällt meistens, da das Greg automatisch für uns erledigt. Außerdem gibt es einen Computer zum Vergleichen von Fingerabdrücken und ein Mikroskop, um Fasern zu untersuchen. Leider kann ich hier nicht wirklich selbstständig arbeiten, alle Beweise werden nur auf Greg oder ein Gerät gezogen. Prompt erscheint das Ergebnis, wieder einmal keine Eigenleistung durch Nachdenken oder Kombinieren. Ein paar Minispiele an dieser Stelle hätten dem Spiel sicherlich sehr gut getan, denn so ist das Lösen eines Falls keine Herausforderung, sondern verkommt zu einer reinen Fleißarbeit.

Die ersten Hinweise gefunden, kann ich nun zu Captain Brass gehen und mir beispielsweise Tatverdächtige zum Verhör holen lassen. Das funktioniert aber nur, wenn ich genügend Beweise gesammelt habe. Die Verhöre laufen dann auch sehr einfach ab: Ich habe eine Auswahl an Fragen, die ich dem Verdächtigen stellen kann. In welcher Reihenfolge ich das mache ist egal. Ob ich ihn gleich provoziere oder versuche, ihn in eine Falle zu locken, die Reaktionen sind immer dieselben. Das macht die Verhöre ungefähr so interessant wie ein Gespräch mit einem Taubstummen. Dies führt dann zu einem sehr eintönigen Spiel, die Fälle sind weit davon entfernt, so einzigartig und gut präsentiert zu sein wie in der Serie.

Nach dem zweiten Fall verfalle ich in ein Stadium, in dem ich nur klicke, aber nicht mehr zuhöre, worum es eigentlich geht. An diesem Punkt will ich das Spiel eigentlich nur schnell hinter mich bringen und etwas wirklich Spannendes tun. Den Mörder dingfest zu machen, wird für mich zweitrangig, viel lieber möchte ich den Verantwortlichen für dieses Spiel finden und ihn fragen, was er sich eigentlich bei dieser Entwicklung gedacht hat.

Außerdem ist die Spielzeit pro Fall sehr kurz geraten, innerhalb von einer bis anderthalb Stunden ist jeder Fall gelöst. Bei insgesamt fünf Fällen kommt man auf eine Spielzeit zwischen fünf und maximal zehn Stunden. Die Fälle im Einzelnen sind: eine Brandstiftung mit Sara Sidle, ein Polizisten Mord mit Nick Stokes, ein Apotheker-Mord mit Warrick Brown und zu guter Letzt ein Fall, der alle vorherigen Fälle in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Hier kommt erstmal so etwas wie Spannung auf, aber nur für kurze Zeit, denn am Spielprinzip ändert sich leider rein gar nichts.

Insgesamt bin ich von CSI sehr enttäuscht, aus der Thematik hätte man deutlich mehr machen können. Das Herausragende an den einzelnen Fällen sind im Wesentlichen zwei Dinge: die Spezialeffekte zur Tatrekonstruktion und die exquisiten Schauplätze. Das fehlt beim Computerspiel aber gänzlich. Scheinbar spielt CSI nicht in Las Vegas, sondern in Nachbars Schrebergarten. Wenigstens einige Filmausschnitte zum Tathergang gibt es, die an die Spezialeffekte der Serie herankommen.

Am Ende eines Falls werde ich bewertet, zum Beispiel ob ich alle Hinweise gefunden habe oder wie oft mir jemand mit einem Hinweis helfen musste. Maximal gibt es 100% zu erreichen und dafür wird man dann mit zehn Konzeptzeichnungen belohnt. Hat man weniger Punkte gibt es auch weniger Bilder anzusehen, wobei die Bilder jetzt nicht so spannend sind, dass ich einen Fall unbedingt mit 100% lösen will.

Wirklich erschreckend ist die Grafik von CSI, die sich auf dem Niveau von 1995 zu befinden scheint. Alle Szenen sind statische, gerenderte Bilder, die einen 256-Farben-Charme haben. Die Animationen sind eine Aneinanderreihung von Bildern, und wozu das Ganze dann 2 Gigabyte Platz und eine 3D-Beschleunigung braucht, ist und bleibt mir ein Rätsel. Das ganze Spiel wurde mit Macromedia Director gemacht – und leider sieht man es ihm auch an. Auf keinen Fall ist die Präsentation des Spiels noch zeitgemäß; es gibt eine Menge Shareware-Spiele, die besser aussehen. Die Charaktere sehen den Schauspielern überwiegend sehr ähnlich, ein paar Veränderungen muss ich als Spieler wohl hinnehmen. Was nicht so schön ist, sind die verschwommenen 360°-Panoramen, wenn man den gesamten Raum betrachtet. Eine feste Auflösung von 800×600 Pixeln und extrem wenige Optionen tun ihr Übriges zum nicht gerade euphorischen Gesamtbild, das ich mir von CSI gemacht habe.

Immerhin wurden für CSI die original Schauspieler engagiert, das Spiel hört sich also wenigstens wie die Serie an. Ansonsten sind Soundeffekte und Musik mehr als spärlich gesät; wieder die Frage, womit die Entwickler soviel Speicherplatz verbrauchen konnten. Sowohl die Grafik als auch der Ton können keinen Blumentopf gewinnen und damit dem ansonsten durchschnittliche Spiel nicht gerade zu einem Höhenflug verhelfen. Ist das wieder das alte Problem, wenn man Filme oder Spiele in ein anderes Medium übertragen will? Es sieht fast so aus, vielleicht solle hier der CSI mal ermitteln…

Fazit:

Als Fan der Serie bin ich maßlos enttäuscht, ich hätte mir von dem Spiel viel mehr erwartet, vor allem mehr Spannung. Für Spieler, die die Serie nicht kennen, mag CSI ein ganz nettes Adventure sein, aber dafür ist der Preis von 50 Euro zu hoch angesetzt. Mit der Technik von gestern und dem schnell gestricktem Hintergrund kann ich das Spiel leider nicht empfehlen und nur hoffen, dass uns CBS mit einem Computerspiel zu „CSI: Miami“ verschont. Oder es dann richtig macht. Schauen wir mal.

Felix Gelpke

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt bei Application Systems Heidelberg.

Bilder (klicken für mehr)

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