Little Soldiers

Böse Zungen behaupten seit langem, dass viele Soldaten Wesenszüge eines Lemmings aufzeigen. Wollen die Damen und Herren von Squarecircle Co. und Phelios nun etwa diese Theorie, die selbstverständlich auf völlig unbegründeten Vorurteilen beruht, bestätigen? Immerhin vereint ihr Spiel »Little Soldiers« Elemente des Klassikers »Lemmings« mit einem recht militärisch angehauchten Setting…

Über dem Haupt des gnadenlos objektiven und von oben erwähnten Vorurteilen völlig untangierten Autors dieses Textes steigen immer mehr Fragezeichen auf. Geht es vielleicht sogar um Lobbyarbeit für das Militär im Allgemeinen und Speziellen? Werden dutzende Spieler dieses Spiels nach kurzer Spielzeit von mündigen Bürgen zu hörigen Militärfanatikern, die Lieder wie »Ich hatt‘ einen Kameraden« beim Joggen singen und ihre T-Shirts fortan ordentlichst zu der Größe eines DIN A4-Blattes zusammenfalten können? Fragen über Fragen. Dabei sollte das Hirn des Testers doch eigentlich nur die Antwort auf eine Frage ausspucken: Taugt dieser Titel was? Ich schiebe die großen, olivgrünen Flecktarn-Fragezeichen über meinem Haupt also beiseite und konzentriere mich stattdessen auf diese, die einzig relevante, wichtige Kernfrage. Immerhin ist Phelios an der Entwicklung dieses Spiels beteiligt – ein gewisses Maß an vorsichtiger Skepsis ist deswegen angebracht. So wirklich positiv konnten die sich nämlich bislang noch nicht in mein Gedächtnis einbrennen – wenngleich hier und da ein paar Hoffnungsträger vorhanden sind.

»Little Soldiers« entstand in Kooperation mit den Australiern von Squarecircle Co., die sich bislang einen Namen mit auf Flash basierenden Web-Spielen machen konnten. Entsprechend simpel ist denn auch »Little Soldiers« ausgefallen. Auf eine Hintergrundgeschichte wurde komplett verzichtet, es geht also lediglich um die Freude am Lösen von Puzzles. Und die stellen sich wie folgt dar: In einem labyrinthartigen, aus quadratischen Blöcken aufgebauten Höhlensystem stehen putzige kleine Kopffüßler: meine Soldaten. Die wollen von mir zum Ausgang, einem besonders markierten Quader, der sich an beliebiger Position auf dem Spielfeld befindet, geleitet werden. Leider versperren diverse Hindernisse den Weg dorthin. Stachelbewehrte Fallgruben, unüberwindbar scheinende Wände, Felsbrocken etc. Die gilt es zu beseitigen bzw. zu umgehen.

Damit dies keine unlösbare Aufgabe bleibt, können die Soldaten Gegenstände aufnehmen, die sie an beliebiger Stelle auf dem Spielfeld benutzen können. Vier sind es an der Zahl: Ziegelsteine, Munition für einen Raketenwerfer, Munition für die Pistole und eine Spitzhacke, mit der sich klasse graben lässt. Meist stehen meine Soldaten am Anfang eines Levels völlig ohne Equipment oder nur unzureichend ausgestattet da. Es ist also Teil der Aufgabe, auch herauszufinden, wie ich an die zur Lösung des Puzzles notwendigen, fehlenden Teile komme.

Die Puzzles sind mal mehr, mal weniger knifflig. Sie erstrecken sich meist über mehrere Bildschirme. Mit den Cursortasten kann ich vertikal oder horizontal durch die Labyrinthe scrollen. Zu meinem Erstaunen muss ich feststellen, dass der Schwierigkeitsgrad des Spiels nicht gleichmäßig ansteigt. Zwischendurch gibt es ab und zu ein paar Durchhänger zum entspannen, bevor im nächsten Level wieder angezogen wird. Häufig stellt sich eine Aufgabe durch die im Level zur Verfügung gestellten Ausrüstungsgegenstände komplexer da, als sie eigentlich ist – ich werde in einigen Level auf eine falsche Fährte gelockt. Oft habe ich noch Ausrüstungsgegenstände übrig, obwohl der Weg zum Ausgang bereits frei ist. In anderen Leveln hingegen sind die Ausrüstungsgegenstände genau abgezählt – hier hätte ich mir ein wenig mehr Stringenz gewünscht.

Die Aufgabenstellungen sind erfreulich abwechslungsreich. Sie reichen von schnöden »Wie komme ich bloß diese Mauer hoch«-Problemen über das geplante Auslösen von Kettenreaktionen hin zu komplexeren Aufgaben, in denen die Soldaten miteinander kooperieren müssen, um ein Puzzle zu lösen. Jeder Level des Spiels ist von Anfang an zugänglich, daher ist eine Funktion zum Speichern gar nicht erst notwendig.

Sehr gut gelöst ist die Steuerung des Spiels. Die wird – Scrollfunktion ausgenommen – gänzlich via Maus erledigt. Klicke ich einen Soldaten an, kann ich ihm eine Aktion zuweisen – zum Beispiel Springen, Klettern oder schlichtes Gehen. Was gerade wie weit möglich ist, erkenne ich an den ihn umgebenden Icons. Einen Ausrüstungsgegenstand kann ich benutzen, indem ich im Inventar auf den Gegenstand klicke und dann das Ziel auswähle, auf das mein Soldat z. B. schießen soll. Obwohl das Spiel dank seiner Icons eigentlich selbsterklärend ist, sind die ersten Level wie ein Tutorial aufgebaut und machen mich mit den grundlegenden Funktionen des Spiels vertraut.

Grafisch ist »Little Soldiers« gut gelungen. Die Soldaten sind im Comicstil gezeichnet und putzig anzusehen. Explosionen werden durch OpenGL-Effekte unerwartet effektvoll in Szene gesetzt. Auch die Gestaltung der Level weiß zu grundsätzlich gefallen, wenngleich hier auf Dauer ein wenig die Abwechslung fehlt. Alle Level – immerhin sechsunddreißig – sind im gleichen Outfit gestaltet. Das ist mit der Zeit ermüdend. Ärgerlich ist auch ein kleiner Grafikbug: Habe ich einen Soldaten markiert und scrolle den Bildschirm vertikal, sind seine Aktionsicons auch außerhalb des Bildrahmens, der das Spielfeld umgibt, zu sehen.

Die Musik hingegen überzeugt auf ganzer Linie und rundet das Spiel zu einem stimmigen Ganzen ab. Die vier Stücke schallen glasklar aus den Lautsprechern und untermalen das Geschehen auf dem Bildschirm mit mal mehr, mal weniger dramatisch anmutenden Klängen. Auch die Soundeffekte sind ordentlich und geben keinen Anlass, sich über mangelhafte Qualität zu beschweren.

Fazit:

»Little Soldiers« ist ein unspektakuläres, kleines Puzzlespiel, das Jung und Alt zu gefallen weiß. Es bringt zwar nichts wirklich neues oder besonderes und ist auch kein Thrill im Sinne von wahnwitzigen Grafik- oder Soundeffektorgien. Andererseits bietet es – bis auf einen kleinen Fehler in der Grafikdarstellung und den etwas unausgewogen ansteigenden Schwierigkeitsgrad – kaum Angriffsfläche für negative Kritik. Frust kommt – dank der Tatsache, dass von Anfang an alle Level frei zugänglich sind – kaum auf. Wer also auf der Suche nach einem soliden, netten Puzzlespiel für die schnelle Runde zwischendurch oder aber auch für den jüngeren Nachwuchs ist, darf einen näheren Blick auf das Spielchen werfen.

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt bei Phelios.

Bilder (klicken für mehr)

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