Die Reise nach Nordland

Endlich ist es soweit! Nachdem PC-Spieler schon seit längerer Zeit Freude mit dem Wikinger-Aufbauspiel Cultures und dessen Nachfolgern haben, kommen nun auch die Mac-User in den Genuss, den niedlichen Knuddelwikingern beim Aufbau ihrer Siedlung, beim Kampf oder bei den täglichen Tätigkeiten zuzusehen. Leider stehen für den Mac nicht die Ursprungsvarianten „Cultures“ und „Cultures 2“ zur Verfügung, sondern nur die Folgeversion „Reise nach Nordland“, die aufgrund eines Firmenwechsels des Entwicklerteams nicht als offizieller Nachfolger gehandelt wird. Das macht jedoch nur wenig aus, da die „Reise nach Nordland“ ein eigenständiges Spiel ist und die Geschichte auch ohne genauere Kenntnisse der Vorgänger gut zu verstehen ist.

Es handelt sich um ein Echtzeit-Aufbaustrategiespiel, vergleichbar mit „Siedler“ oder „Knights and Merchants“, bei dem man entweder in einer abwechslungsreichen Kampagne oder in verschiedenen Einzelmissionen seinen Wikingern bei der Lösung gestellter Aufgaben helfen muss. Dabei können diese Aufgaben sowohl militärischer als auch wirtschaftlicher Natur sein und sind nicht unbedingt von Beginn der Mission an bekannt. Häufig ergeben sich neue Ziele und Aufgaben nach dem Lösen vorangegangener Probleme, durch die Erkundung der Landschaft oder nach einem gewissen Zeitraum. Oft sind die Aufgaben auch auf verschiedenem Wege lösbar, je nachdem, ob man den militärischen oder den wirtschaftlichen Weg vorzieht. Dabei wird in der Regel der Aufbau einer Siedlung (s. u.) nötig, die sich einerseits selber versorgen kann, andererseits aber auch eine Armee stellen oder Handelsgüter produzieren kann. Einige Zwischenmissionen unterscheiden sich dadurch, dass der Siedlungsbau wegfällt und statt dessen Aufgaben nur mit den Helden oder einigen wenigen Wikingern gelöst werden müssen. Außerdem enthält das Spiel ein einfaches Tutorial, bei dem man in die Hauptfunktionen und den Grundaufbau einer Siedlung eingeführt wird. Achtung, in der Verkaufsversion gibt es einen Bug, der u. a. im Tutorial beim Handeln einen Absturz auslöst. Der Patch auf Version 1.1 behebt diesen Fehler.

Grundsätzlich kann der Spieler zwischen drei Schwierigkeitsgraden wählen, die sich jeweils stark auf das Spiel auswirken. Leider gibt es bei der Mac-Version keine Multiplayerfunktion, so dass ein Spiel mit oder gegen Freunde unmöglich ist. Das ist um so bedauerlicher, da es dieses Feature in der PC-Version noch gibt. Dummerweise ist auch der Editor der PC-Version nicht portiert worden, so dass man leider keine eigenen Karten und Kampagnen erstellen kann. Auch die vielen PC-Zusatzkarten, die im Internet verfügbar sind (z. B. unter www.cultures2web.org) laufen in der Mac-Version nicht, da der Ordner „usermaps“, in den die Karten am PC gelegt werden, nicht erkannt wird. Schade.

Erste Schritte zum Aufbau einer Siedlung
Je nach Mission beginnt man mit einer unterschiedlichen Anzahl und Zusammensetzung von Wikingern. Es können Soldaten oder Arbeiter, diese bereits mit erfahrenen Berufen wie Bäcker oder Druide dabei sein, oder man verfügt nur über ungeschulte Arbeitskräfte. Ebenso können anfangs bereits Gebäude vorhanden sein oder in Form von „Briefen“ für den Sofortbau zur Verfügung stehen, müssen sie jedoch nicht. Teils können diese wertvollen Briefe beim Erkunden der Gegend in Kisten gefunden werden, die darüber hinaus auch zusätzlich Arbeitskräfte, wertvolle Nahrung oder Tränke und Amulette enthalten können. Jedoch Vorsicht! In manchen Kisten stecken auch Gefahren, denen man nur mit gerüsteten Soldaten oder Helden begegnen sollte. Darüber hinaus gibt es einige magische Kisten, die sogar nur von Helden geöffnet werden können.

Eine Erkundung der näheren Umgebung bietet sich an. Dazu kann man entweder die Helden auf den Weg schicken, die aufgrund fehlender Nahrungs- und Schlafbedürfnisse, sowie durch die Tatsache, dass sie bewaffnet sind, gut für die Ersterkundung geeignet sind. Anschließend sollte jedoch ein Kundschafter folgen, der durch das Errichten von Wegweisern ein größeres Gebiet für die Wikinger nutzbar machen kann. Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten, da so auch wilde Tiere oder Feinde aufgeschreckt werden können, gegen die ein Kundschafter kaum eine Überlebenschance hat.

Während dessen sollte der Aufbau der Siedlung bereits auf vollen Touren laufen. Grundressourcen wie Holz, Lehm und Bruchstein werden von entsprechenden Abbauern produziert, während Jäger und Fischer bei vorhandenem Wild- und Fischbestand für die Grundernährung sorgen. Mit zunehmender Erfahrung können neue Berufe erlernt und die entsprechenden Gebäude gebaut werden. Wenn der Lehmabbauer z. B. lange genug Lehm geschaufelt hat, kann er den Beruf des Töpfers erlernen, der den Lehm nun zu einem weitern Baustoff, dem Backstein, weiterverarbeiten kann. Es muss also eine Töpferei gebaut, der Abbauer zum Töpfer ernannt und möglichst ein neuer Lehmabbauer bestimmt werden. Gebäude wie die Töpferei lassen sich später bei wachsender Erfahrung des Töpfers noch weiter ausbauen, um noch andere Waren herzustellen. Eine komplette Übersicht des Technologiebaumes steht dem Spieler auf Knopfdruck zur Verfügung. Hier erfährt er auch die Voraussetzungen, um bestimmte Gebäude bauen zu dürfen bzw. um neue Berufe erlernen zu können.

Jetzt sollte möglichst schnell für eine ausreichende Nahrungsproduktion gesorgt werden, da Jäger und Fischer größere Bevölkerungen nicht mehr ernähren können. Ein Farmer muss genügend Erfahrung sammeln, um den Beruf des Müllers und später des Bäckers zu erlenen.

Wenn erst einmal ein Beruf erfunden ist, müssen spätere Generationen nicht wieder von Anfang an, sprich der Lehmbuddelei oder Farmerei, beginnen, sondern können diesen Beruf auch in der Schule, soweit eine gebaut wurde, erlernen.

Eine große Bedeutung, vor allem, wenn man nicht auf „sehr einfach“ spielt, kommt der Nahrungsproduktion zu. Wie bereits deutlich wird, findet innerhalb der Siedlung eine Entwicklung statt, bei der zunehmend neue Arbeiter benötigt werden. Da reicht die anfängliche Handvoll Leute bald nicht mehr aus, um alle Wirtschaftszweige zu besetzen, d. h. Nachwuchs muss her. Entsprechend aller Naturgesetze wird nun die Bedeutung der Wikingerfrauen klar. Wenn sich ein Pärchen gefunden und verliebt hat, ein schnuckeliges Heim ihr eigen nennt und dieses mit ausreichenden Nahrungsvorräten bestückt ist, kann sich die Frau ein Kind wünschen, dessen Geschlecht zwecks genauer Bevölkerungsplanung zum Glück vom Spieler gesteuert wird. Dann bringt kurze Zeit später der Klapperstorch (tatsächlich!) den gewünschten Nachwuchs, der heranwächst und beim Erreichen des Erwachsenenalters vom Spieler für die anfallenden Aufgaben eingesetzt werden kann. Zwar üben die Frauen keine Berufe wie die Männer aus, unterstützen diese jedoch tatkräftig bei ihrer Arbeit, indem sie sie mit Essen, einem komfortablen Zuhause und Gesellschaft verwöhnen und so dafür sorgen, dass die Männer mit größtmöglicher Ausdauer und Kraft zur Arbeit gehen.

Meist verhalten sich die Wikinger ganz intelligent und benötigen nur wenig Steuerung. Sollte sich doch mal einer verlaufen, keine Arbeitsmaterialien finden oder vor einem vollen Lager stehen, so erhält der Spieler eine Nachricht im oberen Bildschirmrand und kann entsprechend reagieren. Diese Nachrichten sind nach Wichtigkeit in drei Kategorien gegliedert und man kann durch Anklicken des Briefsymbols den Empfang weniger wichtiger Nachrichten ausschalten.

Jeder Wikinger lässt sich auf Wunsch gezielt steuern. Man kan ihm befehlen zu essen, zu schlafen oder sich zu unterhalten, den Beruf zu wechseln, in ein Haus ein- oder auszuziehen und vieles mehr. Alle Bedürfnisse wie Nahrung und Schlaf werden jedoch auch selbstständig gestillt, so dass man sich zwischendurch auch einfach zurücklehnen und seinen Wikingern beim Schaffen zugucken kann.

Die Grafik ist durchaus ansprechend und zweckdienlich, wenn auch manchmal etwas unübersichtlich, da Gegenstände oder Personen teils verdeckt werden können. Da jedoch über Buttons an der linken Seite jeder Wikinger auch über ein Menü zu erreichen ist, lässt sich damit gut leben, wirkt die Landschaft doch wenigstens nicht so leer.

Der technische Teil
Auch wenn die minimalen Systemanforderungen mit leichten 350 MHz locken, sollte man da nicht zu viel erwarten. Selbst auf dem iBook 900 kommt die Grafik ab und an ins Stocken. Die empfohlene Prozessorpower heißt G4 700 MHz, und unter 700 MHz empfehle ich das Spiel nicht. In der Verkaufsversion haben sich zwei Bugs eingeschlichen, die zum einen den Introfilm unterdrückten und zum anderen zum oben erwähnten Absturz im Tutorial und beim Handeln innerhalb eines Volkes verursachte. Mit dem Patch auf Version 1.1 sind diese Fehler behoben.

Die Grafik ist leider nicht der richtige „Hingucker“, schön bunt mit großem Knuddel- und Wuselfaktor umschreibt es wohl am Besten. Insgesamt wirkt die Grafik ein wenig angestaubt. Ein wenig Einarbeitung ist auf alle Fälle Pflicht, bevor man die verschiedenen Wikinger anhand des Outfits dem entsprechenden Beruf zuordnen kann… Oder anders ausgedrückt, super übersichtlich ist es nicht immer.

Fazit:

Alles in allem ist die „Reise nach Nordland“ ein gutes Spiel, bei dem man ganz schnell viele Stunden verspielen kann, ohne dass einem dies bewusst wird. Den eigenen Wuselwikingern beim Lösen der Probleme zu helfen hat durchaus einen Suchtfaktor, wenn man bereit ist, auch mal ein wenig geruhsamer zu spielen und nicht unbedingt geballte Aktion erwartet. Gute Aufbaustrategie mit einem komplexen Wirtschaftskreislauf und einem Schuss Abenteuer gewürzt ist bei „Reise nach Nordland“ das Erfolgsrezept. Die Knuddelgrafik der Wikinger ist bestimmt nicht jedermanns Sache, verleiht dem Spiel aber einen eigenen Charakter. Das Spiel selbst lohnt sich für Hobby-Strategen und insbesondere für „Die Siedler“-Veteranen. Zu haben ist es im macinplay-Shop.

Cajus und Carola Zi

Screenshots (klicken für mehr)

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