Rome – Total War Gold Edition

ROME – Total War basiert auf einem der für mich fesselndsten Spielprinzipien, die es allgemein gibt. Das Bimodulare an dieser Mischung aus Echtzeitstrategie und taktischem Simulationstitel ist das Faszinierende an diesem Spiel. Auf der einen Seite steht die Organisation der Städte, der Gebäude und der Familienmitglieder, die man als Anführer einer von drei römischen Sippen zu verteilen, zu hegen und zu pflegen hat. Auf der anderen Seite erfreuen die Echtzeitmissionen, mit den eigens ausgebildeten Einheiten verschiedenster Arten. Dieser Test beginnt mit dem Simulationsteil des Spiels. Die Sippe startet mit einigen kleinen Siedlungen, die im Laufe des Spiels wachsen. Ihre Gebäude können zum Einen mit der Kombination aus verschiedenen Voraussetzungsgebäuden als auch durch die Erhöhung der Bevölkerungszahl weiterentwickelt werden. Zu achten hat man hier, wie meistens bei Strategietitel dieser Art, auf die Zufriedenheit der Bevölkerung. Es gibt einige Einstellungen sowohl dieses Faktors als auch die Einstellungen der Vermehrung steuern kann. Zum Anderen gibt es in diesen Städten Stadthalter, wenn man denn ein Familienmitglied dazu beruft, sich um die Verwaltung einer Siedlung, später einer Stadt zu kümmern. Diese Familienmitglieder können neben der Stadtverwaltung auch als Heeresführer verwendet werden. Für beide Aufgaben gibt es ein Aufstiegssystem, zusätzlich schließen sich dem General sogenannte Gefolgsleute an, die seine Fähigkeiten in bestimmten Bereichen verbessern oder Sonderfähigkeiten, wie die schnellere Heilung von Truppenteilen, mitbringen. In den Städten von Rome – Total War können am Anfang Basisgebäude gebaut werden. Nicht nur die Anzahl der möglichen Gebäude und damit zusammenhängende Vorteile nehmen im Spielverlauf zu, sondern auch die Gebäude selbst können durch fortgeschrittenere Entwicklungen aufgewertet werden. Zum Beispiel werden aus den Ställe erst Kavallerieställe, später Hippodrome.

So gibt es viel Entwicklung im Spiel, denn mit der Zeit kommen weitere Eroberungen hinzu. Die Städte von anderen haben häufig einen anderen Entwicklungsstand als die eigenen und manchmal auch andere Gebäudeklassen, die zumindest repariert werden können.

Auf dem Spielfeld der Simulationskarte bewegen sich die Einheiten als Verbund. Die Begleitung durch einen General bringt entsprechende Vorteile mit sich. Die Bewegungsweite der Einheiten hängt von vielen Faktoren ab: dem Gelände, der Reichweite der Einheiten und der Ausdauer. Der Simulationsmodus ist einfach genug, um von seiner Komplexität nicht erschlagen zu werden und dank der Entwicklungsmöglichkeiten abwechslungsreich.

Im Kampf liegt die Würze – Der Echtzeitmodus

Die rechte Würze gibt dem Spiel schließlich der Kampfmodus. Auch wenn man Möglichkeiten hat, Schlachten automatisiert vonstatten gehen zu lassen, macht es natürlich Spaß die entsprechenden Kämpfe mit den eigenen Truppen selbst zu koordinieren. Schon bevor die Schlacht richtig losgeht, wird es taktisch. Denn vor der Schlacht können die Truppen erstmal richtig in Position gebracht werden. Der Rechner positioniert die Einheiten zwar sinnvoll, aber nicht besonders innovativ. Hat man andere Pläne, empfiehlt es sich umzustellen. Jeder Meter zählt, denn im Laufe der Schlacht ermüden die Truppen entsprechend schnell, wenn sie dann erst die Positionen wechseln müssen.

So entspannt das Spiel im rundenbasierten – nennen wir es mal den Verwaltungsmodus – Teil ist, so schweißtreibend ist der Kampf. Während es in der dreistufigen Geschwindigkeitsskala auf „Normal“ (die langsamste) mit nur marschierenden Einheiten noch übersichtlich bleibt, fangen auf kurz oder lang die gegnerischen Einheiten zu rennen und zu stürmen an. Dann will die Bewegungsgeschwindigkeit der eigenen Leute angepasst werden – sprich: die rennen dann auch, und das Spiel bekommt Pfeffer. Wie üblich im Genre gibt es zu den jeweiligen Einheitenklassen das passende Gegenstück. Zum Beispiel sind Speerkämpfer besonders effektiv gegen Kavallerie, die wiederum macht Fernkampfschützen schnell den Garaus. Wenn also eine entsprechende Einheit vorprescht, dann zieht der Gegner die natürlich zurück um wieder einen entsprechenden Gegenangriff auszuführen. Das andauernde Vor- und Zurückziehen erfordert einige Koordination der eigenen Kräfte. Außerdem ist Überblick über die gegenwärtigen Positionen der Truppenteile genauso gefragt, wie das rechtzeitige Verschieben der Einheiten. So ist es anzuraten, regelmäßig den Pause-Knopf zu betätigen, um sich einen Überblick verschaffen zu können. Notwenig ist das regelmäßige manuelle Stoppen der eigenen Einheiten, da diese ständig auseinanderstrebende und flüchtende Gegner verfolgen wollen und sich so schnell fern benötigter Kampfplätze befinden. Trickreich ist auch, dass schon in die Flucht geschlagene Feindestruppen sich vor erreichen der „Aus“-Linie wieder zusammenreissen und wenig später neu formiert wieder auf dem Kampffeld auftauchen. Kurz: zu wenig Übersicht wird schnell bestraft. Der geneigte Total-War-Stratege stellt schnell fest, dass der Verlust von Generälen sehr schmerzhaft ist, da diese Einheitenklasse besonders schwer zu ersetzen ist. So bricht man lieber einen aussichtslos gewordenen Kampf ab, statt den eigenen General zu opfern.

Historische Details – Spielerische Besonderheiten und die Technik

Liebevoll sind die taktischen Einzelheiten, wie die Spezialfähigkeiten der einen oder anderen Einheitenklasse. So können bestimmte Kavallerieverbände in Keilformation angreifen, Generäle können flüchtende Truppen zurückrufen und Barbaren-Krieger sich selbst Mut und dem Gegner Angst durch Kampfrufe machen. Davon abgesehen ist es natürlich möglich, eigene Gruppierungen vorzunehmen. Sie können zusätzlich angewiesen werden, sich in einer bestimmten Formation zu bewegen (z.B. Fernkämpfer vorn, Infanterie hinten, Kavallerie an den Flanken). Durch die Menge der Spielfiguren, den Kampflärm und die Leichen, die die Gemetzel hinterlassen kommt bei den Kämpfen Atmosphäre und Spielspaß auf. Das Spiel ist ab 12 Jahren freigegeben, ich würde es eher für 14- bis 16-Jährige empfehlen wollen. Ärgerlich ist noch, dass man während der Schlacht nicht abspeichern kann, ein wirklich nerviger Anachronismus.

Nicht mehr besonders zeitgemäß ist ebenfalls die Grafik. Auch auf höchsten Einstellungen wirken die Texturen ziemlich matschig, wenn man nah heran zoomt. Sehr positiv fallen die vielen Grafikeinstellungen auf, die es dem engagierten Spieler ermöglichen, das Optimale aus Spiel und Hardware herauszuholen. Doch mit der Menge der Einheiten, die ja im Zweifelsfall auch noch alle auf einmal in Bewegung sind, steigt natürlich auch die Belastung des Rechners. Der Spielspaß leidet darunter keineswegs und im Simulationsmodus ist die Grafik auch okay. Mit dem iMac 24″ (2,4 Ghz Core2Duo, ATI HD 2600 mit 256 MB VRAM, 4GB RAM) lässt sich das Spiel bei allen Einstellungen auf der höchste Stufe durchaus spielen, die Grafikqualität ist eine Stufe niedriger nicht viel schlechter, die Performance dann perfekt. Nur Antialiasing habe ich nicht voll ausgeschöpft. Das Spiel liegt als Universal-Built vor, dass heisst, neben Intel-Rechnern, können auch noch G4 oder G5 Rechner als Spielgerät dienen. Jedenfalls müssen sich auch macbook/mac mini Spieler mit integrierter Grafik (Shared RAM) nicht vor diesem Spiel fürchten. Laut Feral, die das Spiel freundlicherweise zur Verfügung stellten, reicht ein 1,6 Ghz getakteter Prozessor, eine 128MB Grafik und 5 GB Plattenplatz (bei allen Daten stimmen die Angabe auf der Arktisseite nicht) und 512 MB RAM, um das Spiel spielen zu können. Zudem sollte mindestens Mac OS 10.5 installiert sein. Meiner Meinung nach, kann etwas mehr Power, als dort angegeben, nicht schaden. 128 MB kommen mir schon arg wenig vor, das Spiel ist immerhin in 3D. So sprechen die Empfehlungen von Feral auch von 2Ghz und 256MB VRAM, dem schließe ich mich an.

Eine Unmenge an Shortcuts erleichtern das Spielgeschehen deutlich, ansonsten sind die Einstellungen übersichtlich und doch so umfangreich, dass es niemanden an etwas fehlen dürfte.

Das Spiel lebt von seiner guten Entwicklungsbalance, die es nicht so schnell langweilig werden lässt. Zu dem gibt es viele schöne Details zu entdecken. So werden am Anfang der Runde, wenn der Spieler über alle Vorkommnisse der Familie, der Städte und der Vorgänge im Senat informiert wird, auch immer mal wieder Erfindungen eingeblendet, die in dieser Zeit wirklich gemacht wurden. Auch die Zitate römischer Feldherren und Philosophen in den Wartebildschirmen gehören dazu. Die Sprüche der Kriegsherren am Beginn jeder Schlacht klickt man nach einer Zeit schnell weg, aber das martialische Säbelrasseln der Einheiten ist manchmal auch unterhaltsam. Die Atmosphäre ist insgesamt gut.

Alles in allem ist Rome – Total War ein wirklich gutes Spiel, dass einen – hat man sich einmal darauf eingelassen – für viele Tage und Wochen in seinen Bann ziehen kann. Die Mac-Umsetzung des SEGA-Titels hat Feral optimal hinbekommen, die Lokalisierung ist schlicht als perfekt anzusehen.

Die Barbaren kommen

Zwei Spiele zum Preis von Einem – Das ist Rome – Total War in der vorliegenden „Gold Edition“, denn sie enthält das Add On „Babarian Invasion“. Add on ist das falsche Wort, denn es ist ein eigenes Spiel, das aber denselben Prinzipien folgt. Allerdings sind die Rollen vertauscht, denn jetzt übernimmt man die Führung eines Barbaren Clans, etwa 350 Jahre später. Die Römer sind in zwei Lager gespalten und das Christentum auf dem Vormarsch. Zudem gibt es komplett neue Stämme und natürlich auch massenweise neue Einheiten. Dadurch fehlen zwar die amüsanten Scharmützel mit dem Senat und die willkommenen Boni, wenn die eigene römische Sippe mal wieder eine Mission für den Senat erledigt hat, dafür sind die Horden neu. Diese ziehen heimatlos umher und versuchen sich gewalttätig neue Siedlungsgebiete zu erschliessen. Diese Stämme sind komplett anders organisiert, denn ihnen fehlt die kostspielige Siedlungsverwaltung, dafür können sie ausschließlich Söldner für die Auffüllung ihrer Verluste anwerben. Neben der Religion, die nun einen starken Spielakzent im Simulationsmodus setzt, gibt es auch neue Fähigkeiten für die Truppen, wie beispielsweise „schwimmen“. Insgesamt ist die barbarische Invasion eine feine Erweiterung, wenn das Hauptspiel etwas langweilig geworden ist. Die beiden Spiele zusammen mit ihren diversen Modi und Stämmen beinhalten auf jeden Fall für lange Zeit abwechslungsreiche Ausflüge in antike Gebietskämpfe.

Handbuch

Während das der CD beigelegte Booklet nicht viel mehr als eine Kurzübersicht ist, ist das PDF-Dokument auf der CD eine hilfreiche und gut erklärte Hilfe. Die Übersetzung ist nahezu perfekt, so wie im ganzen Spiel. Die Lektüre des Handbuchs zeigt erst die ganze Feinarbeit die hinter den Kulissen der einfach zu spielenden Züge. Es erklärt außerdem anschaulich die vielen Symboliken, die detaillierte Informationen auf den übersichtlich gestalteten Infoflächen bieten. Das Handbuch und die restliche Lokalisation verdient einen Sonderpunkt bei der Bewertung des Spiels.

Screenshots (klicken für mehr)

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Bezugsquellen

Erhältlich ist Rome Total War in der Gold Edition im Mac App Store*.

Rome: Total War - Gold Edition
Rome: Total War - Gold Edition
Entwickler: Feral Interactive Ltd
Preis: 21,99 €+

Update, 06.10.2016, 20:00: Wir haben die Bezugsquellen aktualisiert.

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