Star Wars: Knights of the Old Republic

Viertausend Jahre, bevor die Allianz der Rebellen gegen das Imperium kämpfen wird, regt sich bereits das Böse. Die Sith, ein von dunklen Jedi versklavtes Volk, wollen unter ihren beiden Führern Darth Revan und Darth Malak die Republik zerstören und überziehen einen Planeten nach dem anderen mit Krieg. Schließlich gelingt es der guten Jedi Bastila bei einem Kommandoeinsatz, Darth Revan zu überwältigen. Doch sein Schüler, Darth Malak, entkommt und übernimmt die Rolle seines Meisters. Bastila ist dank der von ihr beherrschten Kampfmeditation eine wichtige Jedi für die Republik, und so wird sie schnell zum Ziel: Ein unvermittelter Angriff auf ihr Schiff zwingt sie zur Notlandung auf dem durch die Sith besetzten Planeten Taris – und dort geht ihre Rettungskapsel verloren. Wir spielen einen einfachen Soldaten der Republik, der in Bastilas Gefolge auf dem Schiff ist und sich nun auf die Suche nach ihr macht.

Star Wars: Knights of the Old Republic (kurz KOTOR) ist das erste Rollenspiel im Star Wars-Universum, in der man sich frei entscheiden kann, auf welcher Seite man steht und wie man die Dinge in die Hand nimmt. Und weil es um ein Rollenspiel geht, wurde auch gleich BioWare („Neverwinter Nights„) für diesen Titel verpflichtet und bringt so dass bereits ausgiebig getestete Spielprinzip ihrer bisherigen Spiele mit ein. Soll heißen, auch KOTOR liegt das „Advanced Dungeons & Dragons„-System zu Grunde, man hat sich aber auf das Nötigste beschränkt und wird von ellenlangen Tabellen verschont. Das übliche System mit Attributen,Talenten, Fähigkeiten und dem Stufenanstieg bleibt aber erhalten. Insgesamt wurde bei KOTOR allerdings mehr Wert auf rasantes Gameplay und eine ausgeklügelte Story gelegt.

Zu Anfang kann man sich für die Karriere als Soldat, Späher oder Gauner entscheiden. Leider ist man bei der Rasse auf die Menschen festgelegt, dabei wäre es doch so schön, in die Rolle eines Twi’leks oder Gamorrianers zu schlüpfen und Star Wars einmal aus deren Sicht zu erleben. Auch am Anpassen des Aussehens wurde gespart, Gesicht und Hautfarbe sind schon alle Optionen. Die gestalterische Vielfalt hält sich also in Grenzen. Danach bekommen wir aber die üblichen Rollenspielattribute wie Charaktereigenschaften, Talente und Fähigkeiten. Diese unterscheiden sich natürlich etwas von denen mittelalterlicher Rollenspiele: Anstatt Bogenschießen und Schlösserknacken will Computertechnik und Handhabung schwerer Blaster gelernt sein. Etwas später kommen dann auch die Machtfähigkeiten dazu, was eine derart große Variation ergibt, dass sich garantiert kein Charakter ähnelt.

Mit Tastatur und Maus bewege ich mich durch die Welt von KOTOR und interagiert mit einem Mausklick mit Objekten. Bei vielen Objekten habe ich eine kleine Auswahl an Möglichkeiten, so kann ich Kisten gewaltsam öffnen oder versuchen, das elektronische Schloss zu knacken. Bei Gegnern stehen verschiedene Angriffsarten zur Verfügung, beispielsweise der Kritische Treffer, Unruhe-Angriffe oder Starke Angriffe. Daneben kann ich, sobald ich ein Jedi bin, auch die Macht einsetzen. Bei der hellen Seite stößt man Gegner von sich, während man bei der dunklen Seite gleich zu Blitzfähigkeiten greift und Gegner röstet. Nicht unterschätzen sollte man den Einsatz von Granaten, die es in diversen Formen gibt und die Gegner nicht nur betäuben, sondern auch verwirren oder lähmen können. Durch diese Vielzahl an Möglichkeiten gleicht kein Kampf dem anderen und bei jedem Gegner muss man etwas anders vorgehen. Droiden reagieren sehr empfindlich auf Ionengranaten, aber Schall- oder Betäubungsranaten sind relativ nutzlos. Ähnlich ist es bei der Waffenwahl, denn stark gepanzerte Sith-Truppen zeigen sich von Blastern unbeeindruckt, Vibroklingen und Lichtschwerter durchschneiden die Rüstungen aber wie Butter.

Die Hauptaufgabe besteht in den ersten Spielstunden darin, Bastila zu finden und nebenbei noch diverse andere Aufgaben zu erledigen. Zum Beispiel kann man Bürger vor Kopfgeldjägern bewahren, selber Kopfgelder eintreiben oder sich im Duell mit anderen messen. Je nachdem was man tut, erhält man helle und dunkle Machtpunkte, die später dann über unsere Gesinnung als Jedi entscheiden. Welchen Weg der Spieler einschlägt, ist egal, Belohnungen gibt es mehr als genug und wenigstens am Anfang geben sich beide Seiten auch keinen großen Unterschied. Hat man Bastila gefunden, beginnt man auf Dantooine seine Ausbildung als Jedi und wird danach auf die Suche nach Darth Malak geschickt, den es zur Strecke zu bringen gilt – oder auf dessen Seite man sich schlägt. Eine geheimnisvolle Sternenkarte und eine Schnitzeljagd über alle möglichen Planeten der aus den Star Wars-Filmen bekannten Galaxis spielt ebenfalls eine Rolle.

Neben dem Kämpfen muss der Spieler an einigen Stellen aber auch Rätsel lösen, um besondere Gegenstände zu bekommen oder um ein paar mehr Erfahrungspunkte zu erhalten. Um in eine Sith-Basis zu kommen, kann ich mir beispielsweise eine Code-Karte erstellen, bei der ich Zahlenreihen sinnvoll erweitern muss. Es gibt auch ein paar Logikspiele, wo man Objekte hin und her schieben muss und bestimmte Konstellationen nicht erlaubt sind.

Sehr interessant sind kleine Spiele im Spiel, von denen KOTOR einige bietet. Fliegt man von Planet zu Planet kann es schon mal vorkommen, dass man angegriffen wird: Eben genieße ich noch eine Video-Cutscene und plötzlich sitze ich im Geschützturm und muss feindliche Jäger abschießen. Mein Tipp: Vor jedem Start ins All speichern! Auf fast jedem Planeten gibt es eine Swoop-Rennbahn, hier kann man gegen die Zeit auf einer langen mit Hindernissen und Beschleunigern bestückten Piste Rennen fahren. Als Lohn winken recht hohe Siegesprämien und der Ruf des besten Rennfahrer der Galaxis. Spieler, die es eher ruhiger mögen, aber trotzdem das große Geld machen wollen, sei Pazaak empfohlen, eine Art „Siebzehnundvier“, das man in jeder Cantina spielen kann.

Ja nachdem, wie man eine Mission löst und sich seinen Gesprächspartnern gegenüber verhält, gibt es helle oder dunkle Machtpunkte für den Hauptcharakter. Dessen Gesinnung wird auf einem Index von Hell bis Dunkel angezeigt. Die vielen verschiedenen Gefährten haben dagegen eigene Interessen und Gesinnungen. Zwischen den drei Charakteren, die maximal an einer Mission mitnehmen können, kann es somit immer wieder zu kleineren Streitereien kommen, beispielsweise wenn sehr gute Charaktere auf äußerst bösartige Droiden treffen. Auch die Umwelt reagiert auf die Entscheidungen des Spielers, die neutralen Selkath verdammen mich von ihrem Planeten Manaan, nachdem ich ihren Ozean mit Giften verseucht habe, um einen fiesen Riesenhai aus dem Weg zu räumen. Grundsätzlich ist es so, dass der helle Weg meist auch der Beschwerlichere ist und man mit der dunklen Seite etwas leichter zum Ziel kommt.

Wo wir gerade bei den Planeten sind, die man im Laufe des Spiels bereist: Wie schon erwähnt startet man auf Taris, der kurz nach unserer Flucht mehr oder weniger vernichtet wird. Auf Dantooine beginnen wir unsere Ausbildung zum Jedi, weil die gerettete Bastila eine große Macht in uns spürt. In welcher Reihenfolge man von nun an weiterspielt ist egal, auf Tatooine besucht man Anchorhead und streift durch die Wüste, immer auf der Hut vor Sandleuten. Auf Manaan begegne ich den friedlichen Selkath, die ohne es zu merken in die Machenschaften der Sith gezogen werden. Auf Kashyyyk, der Heimat der Wookies, muss ich gegen Sklavenhändler und das Dschungeldickicht ankämpfen. Korriban ist der dunkle Planet schlechthin, voller dunkler Jedi und der Akademie der Sith, die hier hier ihre dunklen Pläne schmieden. Als kleinen Bonus kann man eine Raumstation um Yavin IV besuchen, die nicht spielrelevant ist, auf der man aber tolle Sachen einkaufen kann.

Der Schwierigkeitsgrad kann in drei Stufen auch während des Spiels angepasst werden, ich habe durchweg auf Mittel gespielt und nur bei einigen ganz schweren Gegnern auf leicht zurückgestellt – wenn ein Gegner nach dem fünften Versuch immer noch nicht besiegt ist, leidet bei mir einfach die Motivation.

Das Spiel beginnt durchaus anspruchsvoll, die ersten Waffen sind halt nicht besonders durchschagskräftig, aber als Jedi und mit Lichtschwert bewaffnet sind die meisten Gegner kein ernsthaftes Problem mehr. Außerdem bleibt es mir immer selbst überlassen, wie ich beispielsweise einen Kraat-Drachen besiege: Nehme ich die Hilfe des Großwildjägers an? Oder versuche ich es alleine? Wenn man alle Nebenaufgaben erledigt und sich auch einmal umschaut, dann wird man an KOTOR rund 40 Stunden Spaß haben, spielt man etwas zügiger, ist man nach 25 bis 30 Stunden fertig, aber es wartet ja immer noch ein alternatives Ende auf der anderen Seite der Macht. Zweimal spielen ist also angesagt, und bei 60 Stunden Spielspaß kann man nicht meckern.

Sowohl optisch als auch akustisch ist KOTOR ein echtes Highlight seines Genres. Die 3D-Engine, die im Hintergrund werkelt, lässt einen perfekt in die Welt eintauchen, seien es die detaillierten Charaktere, die tollen Lichteffekte bei Blastergefechten oder Lichschwertduellen, oder die abwechslungsreich gestalteten Umgebungen. Die Texturen trüben das Bild gelegentlich etwas, teilweise sind sie nicht so hoch aufgelöst. Anistropische Filterung bringt noch einmal einen gewaltigen optischen Sprung. Die Außenareale sehen gut aus, auch wenn sie durch die Engine räumlich sehr begrenzt sind.

Punkten die Außenareale noch durch teilweise Urlaubsstimmung, fehlen mir in den Innenabschnitten ein paar mehr Details. Dank dem Einsatz von Shadern ist die Engine auf aktuellen Grafikkarten sehr schnell, da würden ein paar mehr Zierobjekte nicht schaden. Andererseits sind auch in den Filmen die Innenareale von Todesstern & Co. recht klinisch.

Apropos Shader, diese sieht man besonders gut bei Wasseroberflächen oder bei den Tentakeln der Twi’lek, die feucht und glibberig aussehen. Was BioWare da aus der „Neverwinter Nights“-Engine herausgeholt hat, ist beeindruckend, schöner kann man Rollenspiele derzeit nicht spielen.

Der Sound hört sich ebenfalls gut an, neben den orchestralen Klängen der Titelmelodie, die wir wohl schon alle mitsummen können, gibt es viele Musikstücke die immer wieder mal eingespielt werden und gut zur Atmosphäre passen. Die typische Kulisse für Star Wars-Gefechte besteht aus jeder Menge Blastern und dem Surren der Lichtschwerter – und beides kommt in KOTOR nicht zu kurz. Zeitweise kann man schon sagen, dass der Sound ein wenig störend ist, bei vielen Gefechten klingeln mir die Ohren. Sehr löblich ist, dass alle Hauptcharaktere deutsch vertont wurden und – bis auf einige wenige Ausnahmen – nicht durch die sonst übliche gleichgültige Modulation der Stimme auffallen. Gerade Sprüche des Jedi Jolee kommen sehr cool rüber, und auch der Rest der Sprecher scheint richtig motiviert gewesen zu sein. Auch sehr gelungen sind die Echos und Halleffekte in sehr großen Hallen oder Höhlen.

Etwas negativ fallen die Zwischensequenzen auf. Warum, so frage ich mich, muss man auf eine DVD Videos im Miniformat packen und diese dann auch noch artefaktbeladen komprimieren? Dieses Manko ist mir schon bei „Star Wars: Jedi Knight II – Jedi Outcast“ aufgefallen und bei diversen anderen BioWare-Titeln. Ansonsten erfüllen die Sequenzen aber ihre Aufgabe ganz gut. Wie üblich, wenn man mit KI-gestützten Kameraden unterwegs ist, fallen diese nicht gerade durch Intelligenz auf, oft genug stehen sie einem im Weg, behindern die Kampfhandlungen und sind auch ab und an für den eigenen Tod verantwortlich. Auch die Spezialfähigkeiten setzen sie eher selten ein. Dass es auch anders geht zeigt die Macht, die auch ohne Zutun des Spielers gewirkt wird.

Ein Wort noch zum Handbuch, das Lob verdient. Es ist in Zeiten der DVD-Box ausgesprochen umfangreich, immerhin 73 Seiten und außerdem komplett in Farbe. Solch eine Ausstattung sieht man heute leider nur noch sehr selten. Kompliment!

Fazit:

„Knights of the Old Republic“ ist der Rollenspielhit des Jahres. Die spannende Geschichte und die vielfältigen Möglichkeiten fesseln den Spieler stundenlang vor den Bildschirm. Und weil Aspyr Media uns das Ganze auch noch perfekt synchronisiert unter den Weihnachtsbaum legt, sind die Feiertage gerettet. Durch das schnelle Gameplay werden sowohl Rollenspieler als auch actionorientierte Spieler angesprochen. Bleibt nur noch zu sagen, dass dieses Spiel in jede Spielesammlung gehört.

Felix Gelpke

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop oder im Mac App Store.

‎Star Wars™: KOTOR
‎Star Wars™: KOTOR
Entwickler: Aspyr Media, Inc.
Preis: 9,99 €

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