Tom Clancy's Rainbow Six: Rogue Spear

Hinter dieser Tür müssen sie sein. Ob es den beiden Geiseln noch gut geht da drin? Hoffentlich haben die die Terroristen nicht schon die Waffen im Anschlag, wenn ich und mein Team durch die einzige Tür in den Raum eindringen. Also, Sprengstoff an der Tür anbringen und dann das Überraschungsmoment für sich nutzen!

Ich gebe den Befehl, und schon kommt der Sprengmeister des Teams und lässt die Tür auf mein Zeichen in Tausend kleine Splitter zerbersten. 3—-2—-1! Ich höre nur noch ein lautes Krachen und stürme zeitgleich den Raum. Ein Terrorist hat sich den denkbar schlechtesten Platz ausgesucht: genau hinter der Tür… Der zweite kniet in der hinteren rechten Ecke und nimmt mich auch schon aufs Korn. Meine Panzerung der Klasse 3 hält die ersten Schüsse ab, dann treffe ich ihn mit einer Kugel aus meiner Heckler & Koch MP5 genau zwischen die Augen. Jetzt noch die eine Geisel mitnehmen und… Moment! EINE Geisel? Das sollten doch zwei sein! Mist! Die andere Geisel muss ein Querschläger erwischt haben, genau in den Brustkorb. Mission gescheitert.

Solche Szenen spielen sich öfters ab, wenn ich vor meinem heimischen G4 im Trockenen sitze und acht verschiedene Elitekämpfer der Spezialeinheit RAINBOW durch Wüsten, Gebirge, Dschungel und besetzte Häuserblocks in Tom Clancy’s neuem taktischen Shooter „Rogue Spear“ schicke. Einigen wird das sicherlich nicht unbekannt vorkommen, da wir es hier mit der Fortsetzung des leider nicht allzu erfolgreichen Spieles „Rainbow Six“ zu tun haben.

Für alle, die noch nie mit dem RAINBOW-Tom-Clancy-Universum in Kontakt gekommen sind, eine kurze Zusammenfassung der Story: In Zeiten des internationalen Terrorismus haben die Staaten nur eine wirkungsvolle Waffe gegen den mächtigen Feind. Sie heißt „RAINBOW“ und ist eine Eliteeinheit, bestehend aus 30 Soldaten, die blitzschnell an allen Orten auf der Welt zuschlagen kann, um Geiseln zu retten, selber Gefangene zu machen, Tanker vor dem Untergang zu bewahren oder einfach nur alles über den Haufen zu schießen, was nicht auf der eigenen Seite ist. Das Leben eines Elitesoldaten kann soooo abwechslungsreich sein! Es muss aber nicht immer Waffengewalt sein. Es gibt auch Missionen (nicht viele, aber es gibt sie!), in denen man unbemerkt in ein Gebäude einbrechen muss, um dort an verschiedenen Stellen Wanzen zu platzieren und wieder unbemerkt abzuhauen, ohne einen einzigen Schuss abzufeuern.

Zurück zur Story: Eine terroristische Vereinigung hat einige russische Atombomben in ihre Gewalt gebracht und will mit diesen nun den Weltterror in eine neue Dimension bringen. RAINBOW hat nun die Aufgabe, alles über die Hintermänner herauszufinden, die Atombomben wieder zu beschaffen und die Welt zu retten. Hört sich schwer an. Ist es auch.

Muss man nämlich in den ersten Missionen, die noch nicht zu sehr in die Storyline eingebunden sind, „nur“ gegen leicht bewaffnete Terroristen in Museen, auf Schiffen oder Wasseraufbereitungsanlagen antreten, so trifft man doch in den späteren Missionen auch auf gepanzerte russische Soldaten, die auch waffentechnisch auf dem aktuellen Stand sind. So kann es schon mal vorkommen, dass man über eine Straße läuft und mit einmal der gesamte Trupp von einem Heckenschützen aufs Korn genommen wird. Da bedarf es einer gewissen Plannung, um diesen Fehler nicht ein zweites Mal zu machen, und dazu komme ich jetzt.

Das Spiel unterteilt sich nämlich in zwei große Bereiche. Der erste wäre die Planungsphase. Hier hat man die Blaupause oder eine 3D-Anischt des Einsatzgebietes (je nachdem, was einem gerade lieber ist) und muss seine Männer koordinieren. Bevor man jedoch die Truppe koordinieren kann, muss man erstmal eine zusammenstellen. Hierbei hat man die Auswahl aus 30 Experten, von denen jeder individuelle Stärken und Schwächen hat. Grob unterteilt sich das ganze in fünf Gruppen: Angriff (für den einfachen „Aufspüren & Eliminieren“-Auftrag), Aufklärung (wenn Gewalt nicht unbedingt gefordert ist), Scharfschützen (schon mal eine Kugel aus ein paar hundert Meter Entfernung genau zwischen die Augen bekommen?), Sprengstoff (eine riesige Satellitenschüssel kann manchmal halt etwas nervig sein) und Elektronik („Ihr Mac ist kaputt? Wir kommen sofort und reparieren ihn innerhalb 10 Sekunden und platzieren auch gleich die eine oder andere Wanze!“).

Wie man sieht, hat man also eine große Auswahl. Hinzu kommen noch die Reserveeinheiten jeder Gruppe, die zwar nicht so gut sind, aber immerhin in unendlicher „Stückzahl“ zur Verfügung stehen, also nicht weiter schlimm, wenn einer von denen mal von einer Mission nicht zurück kommt.

In ausreichender Stückzahl ist auch die Ausrüstung vorhanden. Immerhin gibt es dreizehn verschiedene Anzüge (davon jeden in drei unterschiedlich schweren Ausführungen), zweiundzwanzig unterschiedliche Gewehre, acht Pistolen und zehn kleine Extras, wie Handgranaten, Herzschlagsensoren und mehr. Sehr interessant ist allerdings die große Auswahl an Gewehren: Hier gibt es alles von der kleinen Heckler & Koch über das klassische M-16 hin zur Schrotflinte und als Goodie noch das große SAW-Maschienengewehr, das mit einem großzügigem Streufeld alles wegpustet, was da nicht hingehört. Neu hinzugekommen sind ebenfalls Scharfschützengewehre, von denen einige sogar mehrere Ziele hintereinander durchschlagen. Sehr unpraktisch, wenn hinter dem Terroristen noch eine Geisel steht…

So unterschiedlich die Waffen sind, so sehr variieren auch die Gegner. Hat man es mal mit extremen Umweltaktivisten, islamistischen Terroristen, russischen Mafia-Mitglieder oder Neonazis zu tun, so kommen auch noch Splittergruppen aus dem Kosovo-Krieg zum Vorschein, in ihren doch recht realistisch texturierten blauen Uniformen. Durchaus makaber, aber eben real.

Zurück zur Planungsphase: Hier kann man entweder den ultimativen Taktiker raushängen lassen und alles bis ins letzte Detail durchplanen oder einfach für jedes Team einen Anfangspunkt festlegen um dann sofort in die Action-Phase zu kommen. Hier ist meine Strategie immer die gewesen: Erstmal ruhig mit Reserve-Truppen und Rambomanier reingehen und den Level nach mehreren Durchläufen etwas kennenlernen. Hat man sich dann ein reales Bild von den entscheidenden Punkten gemacht, kann man diese auch wesentlich gezielter in der Planung später umsetzen. Es geht immerhin nix darüber, sich wie Hannibal aus dem guten, alten A-TEAM eine Zigarre in den Mund zu stecken, mit dem Satz „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!“. Dieses Gefühl habe ich nämlich immer dann, wenn ich selber nicht ins Geschehen eingreifen muss, sondern meine Leute den Plan befolgen, keiner stirbt und die Mission erfüllt wird. Sehr hilfreich sind hier die verschiedenen Befehle, die man den Trupps zuweisen kann. Da wären zum Beispiel das einfache Decken eines Bereiches, die Sprengung einer Tür auf Kommando oder aber das Schießen aus dem Hinterhalt. Sieht schon klasse für das Auge des Betrachters aus, wenn man sich die Mission nochmal als Replay anguckt, und sieht, wie zuerst in einen Raum eine Blendgrante geworfen und dann Sekunden später durch alle Türen deine Leute eindringen.

Wie aber sicherlich allseits bekannt ist, besteht ein Spiel nicht nur aus einer guten Prise Action und Strategie, sondern muss das ganze auch noch grafisch ansprechend wiedergeben können. Hier ist die Rogue Spear-Engine zwar besser als ihr Rainbow Six-Vorgänger, aber es gibt immer noch einen gewaltigen Unterschied zwischen der Q3A- bzw. UT-Engine. Das ist aber auch nicht weiter tragisch, weil die Map-Designer es dennoch hinbekommen haben, eine ansprechende Atmosphäre in den jeweiligen Maps zu erzeugen und die Modelle der Menschen sehen auch soweit ziemlich gut aus. Das sieht man besonders an den kleinen Details, wie zum Beispiel dem Zigarettenrauch, das Anschwellen der Brust beim Atmen, dem Augenzwinkern und noch mehr kleinen aber feinen Details. Wert haben die Programierer auch auf die Körperzonen gelegt. So ist es schon ein Unterschied, ob ich jemandem ins Bein oder in den Kopf schieße. Bei ersterem humpelt er dann durch die Gegend, bei letzterem ist der Schuss das letzte was er hört. Gelegentlich kommt es auch vor, dass Terroristen sich ergeben, wenn sie zuviele Treffer an Arm und Bein eingesteckt haben.

So schön die Leute die Grafik auch umgesetzt haben, so fehlerhaft ist leider auch der Sound. Ich will damit nicht sagen, dass die Waffen bzw. die Umgebung sich nicht real anhören, sondern tritt bei mir in der Original-Version ein übler Bug auf, der verhindert, dass man den eigenen Schuss hört, und das nervt auf die Dauer gewaltig! Ebenso stört es mich etwas, dass das Spiel einfach nicht mein Mausrad erkennen will, was aber für manche Funktionen doch sehr nützlich sein kann. Dieser Fehler wird allerdings in dem Beta – Patch, das vor einiger Zeit erschienen ist, bereinigt, dafür traten aber leider andere Fehler auf (Daher auch Beta). Bleibt zu hoffen, dass schnellstmöglich ein vollwertiges Update erscheint, das dann alle Fehler ausbügelt, von denen es in der Original-Version angenehmerweise bei mir nur sehr wenig gab.

Was erfreulicherweise sehr gut läuft ist das Online-Spiel via Gameranger bzw. im LAN. Hier hatte ich keinerlei Probleme, außer wenn es darum ging, gegen einen PC anzutreten, weil ein Cross-Netzwerkspiel nur dann möglich ist, wenn beide Seiten über das Zusatzpaket „Urban Operations“ verfügen, welches beim Mac schon von Haus aus dabei ist, beim PC aber nicht. Ist dies aber installiert, sollte es sich nicht anders verhalten, als wenn man von Mac zu Mac spielt (so ist zumindest meine Erfahrung mit Rainbow Six).

Fazit:

Abschließend kann man das Spiel eigentlich allen empfehlen, die Lust auf einen realen Taktik-Shooter haben, aber durch die relativ miese Grafik von Rainbow Six und dessen hohen Bug-Grad abgeschreckt sind. Hier bekommt man alles, was das Herz begehrt: reale Missionen, nette Grafik, große Auswahl an Waffen und Taktiken, sowie eine hohe Wiederspielbarkeit, da die höheren Schwierigkeitsgerade extrem schwer zu knacken sind und immer wieder eine Herausforderung darstellen. Dies hat auch die US Army erkannt – sie lässt auf Basis der Rogue Spear-Engine eine Software entwickeln, mit der sie ihre Spezialisten-Teams taktischen Unterricht erteilen will.

Maximilian Bobzien

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Spiel gelegentlich im macinplay-Shop.

Screenshots (klicken für mehr)

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