Warrior Kings

Strategiespiele gibt es seit es Videospiele gibt. Zu den Titeln, die ihre Bekanntheit bis heute nicht verloren haben, zählen vor allem Warcraft und Command & Conquer. Immer neue Ideen wurden entwickelt, um Kämpfe besser steuern zu können, Gegner intelligenter zu machen, verschiedene Parteien gut miteinander harmonieren zu lassen und das Spiel so ansehnlich und spannend wie möglich zu gestalten.

Warrior Kings ist ein hervorragendes Beispiel für die Komplexität, die ein Strategiespiel annehmen kann. Es gibt Dutzende von Einheiten, viele Gebäude und sogar die Story ist nicht gerade einfach gestrickt.

Der Protagonist ist Arthos, ein Prinz, dessen Vater ein mächtiger Mann ist, der es geschafft hat, die Bevölkerung seines Reiches hinter sich zu einen. Nachdem er dann aber von seinem Erzfeind ermordet wird, beginnt die Unterstützung für Arthos zu schwinden. Deshalb flieht er nach Angland, um dort die Bevölkerung wieder hinter sich zu einen und seine Macht neu aufzubauen.

Im Zuge dieses buchstäblichen Revivals lassen sich Entscheidungen treffen, die den eigenen Werdegang maßgeblich beeinflussen. Das Ganze geht dann in Richtung des Spiels Black & White, in dem ihr euch entweder für die Seite des Guten oder des Bösen entscheiden können. Hier geht es ähnlich zu, wobei sich – anders als bei B &W – hierdurch auch der Verlauf der Geschichte verändert. Durch die getroffenen Entscheidungen ordnet ihr euch nämlich in eine der fünf Kampagnen ein: Imperial, Renaissance, Heiden, Imperial-Renaissance, Heiden-Renaissance.

Die Unterschiede betreffen hier nicht nur die Geschichte, sondern auch die zur Verfügung stehenden Einheiten. Beispielsweise In der Kampagne Heiden-Renaissance werden vor allem Dämonen und Kriegsmaschinen gesteuert, während in der Renaissance der Schwerpunkt auf Technologien und Entwicklungen liegt, wie zum Beispiel das Bankwesen, die Wissenschaft, der Pragmatismus, die höchste Stufe der Vorratssammlung oder die Entwicklung der Belagerungswaffen.

Diese seltene Nonlinearität macht das Spiel auf der einen Seite sehr interessant und ungewöhnlich. Auf der anderen Seite ist nicht klar, wann das Spiel genau in eine der Kampagnen abzweigt, so dass, damit das Spiel komplett erforscht werden kann, größere Teile von neuem gespielt werden müssen, um sich dann anders zu entscheiden und eine neue Kampagne zu initiieren.

Auch beim Gameplay versuchten die Entwickler sich deutlich von der Konkurrenz abzusetzen. So funktioniert das traditionelle Prinzip – Aufbau einer Basis, Training von Einheiten, Zerstören aller Feinde – zwar trotzdem exzellent, aber der eigentliche Kern des Spiels sind eher Missionen, in denen Rätsel gelöst werden müssen. Nur um ein Beispiel zu nennen, muss in einem Level ein Karren durch die feindlichen Linien hindurch in eine befreundete Stadt gebracht werden – wie auch immer das funktionieren mag. Solche Aufgaben lassen sich sehr unterschiedlich lösen, so dass auch der kreative Mensch seine Fähigkeiten ausspielen kann.

Das ist zwar gut und schön, aber mit der Zeit vermisst man dann doch die spannenden Missionen, in denen es schlicht und einfach darum geht, sein Territorium zu verteidigen, Rohstoffe zu sammeln und alles zu vernichten, was unbekannt ist und sich auch noch bewegt. Ist das Spiel einmal etwas eingehender ergründet, taucht schnell die Frage auf, wieso der Entwickler nicht mehr Wert auf solche Missionen legte, schließlich sind das Städtesystem und die dazugehörigen Taktiken sehr ausgefeilt. So gibt es, wie in anderen Strategiespielen auch, mehrere Ausbaustufen. Beginnend bei Ritterguten, über Burgfriede und Schlössern zu Palästen. Die dadurch entstehende Komplexität ist beachtlich, vor allem wenn die durch die verschiedenen Kampagnen bedingten, unterschiedlichen Einheiten mit einbezogen werden.

Auch taktisch gesehen gaben sich die Entwickler viel Mühe. So entstehen große Vorteile, wenn die eigenen Truppen auf Anhöhen platziert werden, um den Gegner so angreifen zu können. Die Verwaltung auch größerer Gruppen wurde durch einige innovative Steuerungselemente bedeutend vereinfacht, wodurch, theoretisch, riesige Schlachten entstehen können, ohne dass Übersicht und Kontrolle verloren gehen.

Ebenso originell ist die Tatsache, dass es Karren gibt, die zwischen den Feldern und den Lagerhäusern oder auch zwischen verschiedenen Städten als Transportmittel fungieren. Angenommen ein Gegner hat zwei große Städte und ist von den Karren abhängig, um die Versorgung einer der beiden zu sichern, so ist das Zerstören oder das Stehlen einer der Karren eine gute Idee, um den Gegner entscheidend zu schwächen.

Schade ist, dass diese Taktiken im Einzelspielermodus eher wenig Bedeutung haben, da es wenige Missionen gibt, wo sie tatsächlich benutzt werden können. Anders im Mehrspieler-Modus, wo der Machtstreit mit menschlichen Spielern dadurch umso mehr Unterhaltung bereitet. Die künstliche Intelligenz ist leider auch zu unausgereift, um tatsächlich eine Herausforderung darzustellen – jedenfalls, wenn es um Taktiken geht. Vorgefertigte Skripte und darin enthaltene Aktionen bestimmen den Spielverlauf, Eigeninitiative weist die KI kaum auf.

Rein optisch gesehen macht Warrior Kings nicht gerade wenig her. Die 3D-Engine lässt das Auszoomen soweit zu, dass die über den Städten herumfliegenden Vögel in das Blickfeld rücken. Zoomt man sehr nah ran wird dann alles etwas pixelig, aber da so sowieso niemand spielen würde ist das kein tatsächliches Manko. Insgesamt ist die Optik nicht unschön, die Entwickler ließen viel Liebe zum Detail walten, um die Welt von Warrior Kings zu errichten, auch wenn es schon einige Spiele gibt, die optisch noch ein gutes Stück besser sind. Performanceseitig sieht es leider nicht all zu gut aus. Die angegebenen Mindestanforderungen sind zwar eher niedrig, trotzdem sollte niemand mit einer Grafikkarte unter 32 MB Hand an dieses Spiel legen. Gerade wenn viele Einheiten und Gebäude sichtbar sind, wird es manchmal etwas heikel.

Falls ihr vor dem Kauf wissen wollt, ob euer Mac über ausreichend Rechenpower verfügt, könnt ihr euch von der Herstellerwebsite eine Demo herunterladen.

Fazit:

Warrior Kings hätte großes Potenzial gehabt, hätten die Entwickler nicht zu anders sein wollen. So wurden große Vorzüge des Spiels in den Hintergrund gerückt und einige Schwächen – wie die schlechte künstliche Intelligenz – werden sehr deutlich.

Wer Gefallen an 3D-Strategiespielen findet, sollte eine Kaufentscheidung auf Grund der genannten Probleme mehrmals überdenken. Solltet ihr Mitspieler im Internet finden – und einen Mac haben, der schnell genug ist – lohnt sich das Spiel aber allemal. Zu haben ist es für 30 Euro im macinplay-Shop.

Ingmar Wenz

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