World of Warcraft (Vorschau)

Mit der Ankündigung von World of Warcraft (kurz WoW) hat Blizzard schon früh für eine wahre Euphorie gesorgt, schließlich ist Blizzard so ziemlich der einzige Hersteller, der mit jedem Spiel einen Tophit landen konnte. Zehn Jahre nach dem ersten Warcraft schickt sich Blizzard an, das Genre des reinen Strategiespiels zu verlassen und die tapferen Recken aus Azeroth, Kalimdor und wer weiß woher in einem massiven Multiplayer-Rollenspiel im Internet gegeneinander antreten zu lassen.

World of Warcraft ist ein so genanntes MMORPG, was für „Massive Multiplayer Online Role Playing Game“ steht. Ein langes Wort mit kurzem Sinn: Anstatt alleine vor dem Computer zu sitzen und gegen Monster zu kämpfen trifft man sich im Internet in einer riesigen Welt und kann zusammen mit vielen anderen Spielern Missionen erfüllen, Abenteuer erleben oder sich einfach gut unterhalten. Daher enthält WoW auch keinen Einzelspielermodus – ohne Internetanschluss kann man nicht in die Welt von Warcraft eintauchen.

Leben in World of Warcraft

Unser Leben als Held beginnt mit der Charaktergenerierung, zur Auswahl stehen grundsätzlich zwei Parteien. Die Allianz aus Menschen, Zwergen, Nachtelfen und Gnomen und die Horde aus Orks, Untoten, Trollen und Tauren. Weiter festlegen muss ich mich bei einer der neuen Klassen: Krieger, Paladin, Jäger, Schamane, Priester, Magier, Schurke, Hexenmeister oder Druide. Damit sind die Grundwerte festgelegt und die Anpassung des Äußeren ist dann nach eigenen Vorstellung recht schnell erledigt. Mit einem passenden Namen versehen kann es auch schon losgehen und in einer kurzen Sequenz wird uns unsere Heimat vorgestellt. Je nachdem, welcher Rasse wir angehören, erfahren wir zum Beispiel von der Seuche, welche die Gnome heimgesucht hat oder von den Problemen der Tauren, in deren Land die Zwerge Bergbau betreiben.

Die ersten Aufgaben bestehen aus recht einfachen Tätigkeiten wie eine bestimmte Anzahl von Goblins töten, Tiere zwecks Nahrungsbeschaffung erlegen oder im Wald nach Holz suchen. Diese ersten Aufgaben erfülle ich recht schnell, aber irgendwie bleibt ein fader Beigeschmack, startet man nämlich mit einer anderen Rasse, sind die Aufträge ganz ähnlich gestaltet und irgendwann wird es doch ein wenig langweilig. Die Steuerung ist leicht zu verstehen, ein paar Shortcuts sollte man aber von Anfang an lernen, will man nicht jedes Mal mit der Maus ins Menü am unteren Bildschirmrand. Hier findet man dann das Charakterblatt mit allen wichtigen Eigenschaften und Fähigkeiten. Im Talent- und Spruchbuch sind alle Zauber und Klassenskills gelagert, die man in eine Shortcutleiste ziehen kann. Nicht ganz unwichtig ist die Karte, die in mehreren Zoomstufen vorliegt und eine gute Hilfe ist, wenn man mal wieder irgendwo im Wald steht und nicht weiter weiß.

Ein Problem ist, dass die Gegner oder die Gegenstände die man zur Vollendung der Mission braucht gerade nicht da sind, weil vor kurzem ein Spieler bereits alle Gegner getötet hat. Bei einigen Aufgaben macht dies nichts, da die Erscheinungszeiten sehr kurz sind, aber auf einen kleinen Endgegner fünf Minuten warten zu müssen, langweilt schon ein wenig. Auch hier ist die Lösung des Problems wieder die Bildung einer Gruppe, denn in einer Gruppe werden Erfahrungspunkte und Geld geteilt und bei der Erfüllung einer Mission bekommt jeder sein Zielobjekt. Nach den ersten Einstiegsaufgaben werden die Gegner schnell schwerer zu besiegen und wenn es dann darum geht, ganze Minen mit bösen Monsterspinnen zu säubern, braucht man die Hilfe von einem oder zwei Helfern.

Es ist auch möglich, sich mit anderen Spielern du duellieren, der Verlierer stirbt aber nicht wirklich, sondern bleibt nur mit wenig Lebensenergie und geschwächt einen Moment lang sitzen. Sterbe ich bei einem richtigen Gegner, so gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ein anderer Spieler belebt mich wieder oder ich muss auf dem Friedhof als Geist starten und zu meinem Leichnam laufen und mich dort wiederbeleben lassen. Die Bestrafung für das Sterben ist sehr milde ausgefallen, denn den kurzen Weg zu seinem Körper zurückzulegen ist nicht gerade eine harte Nuss, und dass die Ausrüstung beschädigt ist eigentlich auch nicht, denn sie bleibt immer noch benutzbar.

Von Blizzards anderem RPG-Hit Diablo 2 sind wir ja eine wahre Flut von Gegenständen gewöhnt. Bei WoW gibt es nicht ganz so viele verschiedene Waffen und diese werden auch nicht mehr per Zufall generiert (zumindest scheint es so). Ein Schmied in einem kleinen Dorf hat demnach nur eine kleine Auswahl, während man in Stormwind schon die besseren Waffen und Rüstungen auftreiben kann. Mit etwas Glück findet man auch bei einem Gegner eine gute Waffe, diese fallen aber eher selten, wenn aber, sind sie es auch wert. Auch Geld spielt in WoW eine Rolle, man findet es in Form von Kupfermünzen. 100 Kupfermünzen ergeben einen Siberling, 100 Silberlinge wiederum eine Golddukate. Grundsätzlich hat man am Anfang viel zu wenig Geld, zum Glück kann man sehr viele gefundene Dinge verkaufen: Wolfsfleisch, Bärenzähne, Leinenstoff, Kerzen, Goldstaub, kaputte Rüstteile und alles, was ich sonst noch auf meinen Streifzügen mitnehmen konnte.

Das Regelwerk

Wenn man vom Pen-and-Paper-Rollenspiel kommt, wird man von den Möglichkeiten beim Stufenanstieg sicherlich ein bisschen enttäuscht sein. Die Charakterwerte wie Stärke, Intelligenz oder Ausdauer werden automatisch um einen Punkt erhöht. Zaubersprüche und Fähigkeiten kann man nicht frei verteilen, sondern muss sie sich bei einem Trainer kaufen. Die eigentlichen Talente sind erst ab Level 10 möglich und beinhalten die Fähigkeiten, die man schon vorher erlernen konnte und nun verbessert.

Eine weitere Möglichkeit der Spezialisierung ist der Beruf. Jeder Spieler kann maximal zwei Berufe erlernen. Möglich sind zum Beispiel Schmied, Alchemist, Kräutersammler, Näher und Lederbearbeiter, nach dessen Auswahl es dann möglich ist, im Wald nach Kräutern zu suchen und daraus Heiltränke zu brauen. Einige Fähigkeiten, wie die Erste Hilfe sind aus diesem Limit herausgelöst und können von jedem gelernt werden.

Kämpfe laufen sehr einfach ab. Mit der rechten Maustaste wird ein Ziel gewählt und mit der linken Maustaste wir der Angriffsbefehl gegeben. Den Rest erledigt dann der Charakter von selbst. Es ist allerdings sinnvoll, spezielle Angriffszauber und Fähigkeiten anzuwenden, will man nicht schon beim ersten Gegner unter der Erde landen. Es gibt spezielle Attacken wie den Raptor-Schlag, passive Fähigkeiten wie Ausweichen und Auren zur Erhöhung des Rüstschutzes und Zauber, um Gegnern Feuerbälle entgegenzuwerfen oder Gegner kurzzeitig zu lähmen. Hier verhält sich das Regelwerk wie bei „Dungeon Siege„: Meine Fähigkeiten mit dem Schwert erhöht sich, solange ich mit einem Schwert kämpfe. Will ich mit einem Kriegshammer kämpfen, bezahle ich einem Trainer Geld für die Fähigkeit „Kriegshammer“ und lerne ab nun bei jedem Schlag mit dem Kriegshammer, besser damit umzugehen.

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Servern, auf „PvP“-Servern spielt man Spieler gegen Spieler, was bedeutet dass ich ohne Vorwarnung jeden anderen Spieler attackieren darf und nur in meiner Heimatstadt sicher bin. Auf dem „PvE“-Servern dagegen spielen alle Spieler gemeinsam gegen die Umgebung, einen anderen Spieler darf ich nur angreifen, wenn er meine Duellanforderung annimmt. Auf beiden Servern kommt es gelegentlich auch zu großen Angriffen. So kann sich zum Beispiel die Horde zusammenrotten und die Menschenstadt Goldshire angreifen – und bei wenig Widerstand auch einnehmen. Große Gruppen schließen sich dann zu einem so genannten Raid zusammen und greifen an oder verteidigen unter dem Kommando eines erfahrenen Spielers.

Die Welt von World of Warcraft

Die Welt ist in viele einzelne Landstriche aufgeteilt, in die man ohne Ladezeiten wechseln kann. Jeder Spieler startet in seiner Heimat und kann sich in Ländern derselben Fraktion uneingeschränkt bewegen. Die Welten unterscheiden sich teilweise ganz erheblich voneinander. Die Menschen haben große Städte gebaut und formen die Landschaft nach ihren Vorstellungen, während die Nachtelfen im Einklang mit der Natur leben. Die Tauren und Orks findet man als Steppenvölker in den einsamen Einöden und Steppen, auch verzichten sie auf Ackerbau und große Städte. Die erste Zeit wird man die Welt zu Fuß erkunden müssen, erst ab Level 20 kann man sich ein Pferd anschaffen und so große Distanzen relativ schnell bewältigen. Noch schneller geht es aber mit Greifen oder Fledermäusen, die einen in teilweise fünfminütigen Sequenzen ans andere Ende der Welt fliegen können. Zu Fuß würde man vermutlich einen ganzen Tag brauchen.

Sowohl Non-Playing Characters (NPCs) als auch Spieler sorgen für eine dynamische Lebendigkeit in WoW, zahllose NPCs bieten einem Aufgaben an oder wollen Waren verkaufen. Spieler gehen ihrem Beruf nach und wollen ihre Waren danach ebenfalls verkaufen, es bilden sich Gilden oder nur kurzfristig existierende Gruppen, und wie oben bereits erwähnt kann es auch zu richtigen Kriegen kommen. Damit ich weiß, auf welcher Seite ich stehe, gibt es eine Anzeige, in wessen Gunst ich besonders hoch stehe – am Anfang also meist in der Gunst meiner Heimatstadt. Das kann sich im Laufe der Zeit aber ändern.

Die Optik

World of Warcraft kommt in einem Comic-Look daher, an den man sich gewöhnen muss – oder den man schon von vornherein durch WarCraft III: Reign of Chaos kennt und mag. Blizzard hat hier eine sehr stimmungsvolle Welt geschaffen, in der alle Personen, Gegenstände und Landschaften ähnlich gestaltet sind und sich dennoch stark unterscheiden. Die lichten Wälder um Goldshire oder die nebligen Bergwälder der Nachtelfen bis hin zu den baumlosen Steppen der Tauren zaubert die Engine phantastische Landschaften auf den Monitor. Die Tages- und Nachtzeiten sorgen für eine stimmungsvolle Atmosphäre, genauso wie die vielen Lichteffekte. Leider sind die Figuren und Objekte etwas polygonarm geworden, was sich wohl bei dem Aufkommen an Spielern in einem Sichtbereich nicht vermeiden lässt, aber es wirkt doch etwas kantig und eckig. Bleibt noch zu erwähnen, dass alle Bäume irgendwie alle gleich aussehen, was dem Spielspaß eigentlich aber keinen Abbruch tut.

Die Schauplätze sind episch, gigantisch und sehr nett anzuschauen – vorausgesetzt man hat einigermaßen aktuelle Hardware. Auf einem PowerMac Dual 1.8 GHz ließ es sich mit maximalen Details und mittlerer Sichtweite gut spielen. Es wurde aber auch berichtet, dass WoW mit minimalen Details auch unterhalb der minimalen Systemanforderungen spielbar sei. Wie es scheint, hat Blizzard gut optimiert. Man muss aber auch sagen, dass ein MMORPG nicht nur von der Performance der Hardware lebt, sondern auch von der Internetanbindung. Um Aussetzer zu verhindern, sollte es schon ein DSL-Anschluss sein, auch in Hinsicht auf eventuelle Updates, die sicherlich nicht gerade klein im Umfang ausfallen dürften.

Der Klang

Läuft man durch die Wälder, hört man Vögel singen, das Wasser plätschern und den Wind durch die Baumwipfel rauschen. Die Musik untermalt das ganze Ambiente sehr schön und man könnte sich fast wie im Urlaub fühlen. Aber das ganze wird jäh unterbrochen, wenn Stahl auf Stahl trifft, Feuerbälle mit einem lauten Knall im Ziel explodieren und Lanzen an Schilden abprallen. Im Kampfgetümmel fällt einem die Musik nicht mehr so auf und man lauscht eher den Geräuschen der Gegner, sei es nun der Alarmruf der Goblins oder wenige Sekunden später dessen letztes Gurgeln. Obwohl sich das alles gut anhört, bleibt es im Rahmen des Üblichen, hier hat sich Blizzard nicht wirklich etwas Neues einfallen lassen.

Kommunikation ist alles

Die Kommunikation im Spiel findet auf mehreren Ebenen statt, zum einen in einem allumfassenden Chat. Ist man Mitglied einer Gruppe, gibt es einen Gruppen-Chat und analog dazu auch einen Raid-Chat. Will man sich noch stärker ausdrücken gibt es auch einige so genannte Taunts, die der Charakter ausführen kann, zum Beispiel vor jemandem Niederknien, jemanden auslachen oder tanzen. So wird der Besuch in einer Taverne zum echten Erlebnis.

Die Kosten

Wie bei MMORPGs üblich, fallen monatliche Kosten an. Unüblich ist eher, dass das Spielpaket selbst auch noch Geld kostet. So ist es aber: Das Spiel an sich soll bei Erscheinung im Frühjahr 2005 um die 50 Euro kosten, inklusive eines Freimonats. Danach werden monatlich 12,99 € fällig, was WoW leider zu einem teueren Spaß werden lässt. Das Schnupperabo mit drei Monaten Laufzeit kostet jeden Monat 11,99 €, ein Halbjahresabo dann 10,99 €. Nicht jeder mag sich aber so lange festlegen.

Ein Wort noch…

Mich persönlich konnte World of Warcraft in großen Teilen überzeugen und als Anfänger in Online-Rollenspielen kam ich mir hier recht gut aufgehoben vor. Die Leute, die ich getroffen habe waren allesamt sehr freundlich und hilfsbereit gegenüber anderen Spielern. Ebenfalls erwähnenswert finde ich, dass im Chat nicht die üblichen Sprüche wie „Du blöder Lamer $§&§!“ kommen und Blizzard ausdrücklich darauf hinweist, sich seinem Charakter entsprechend zu verhalten. Mit einem richtigen Pen-and-Paper-Rollenspiel und einem entsprechenden Meister kann World of Warcraft trotz alledem nicht mithalten.

Fazit:

World of Warcraft bietet eine faszinierende Spielwelt, die man wohl kaum innerhalb des Gratismonates erkunden kann. Eigentlich ist das Spiel großartig geworden, aber ein paar Dinge wie die etwas öden Aufgaben oder die fehlenden Steigerungsmöglichkeiten stören mich etwas. Wenn ihr ein oder zwei Freunde habt, die ebenfalls mitspielen wollen, und ihr bereit seid die monatlichen Entgelte zu zahlen, solltet ihr zugreifen. Der Einzelspieler kommt meiner Meinung nach nicht auf seine Kosten. Gruppen bilden sich und zerfallen dann schnell wieder, weswegen die Aufgaben zu schwer werden.

Felix Gelpke

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt im macinplay-Shop.

Bilder (klicken für mehr)

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