Activision-Blizzard verprellt Leute

Blizzard Entertainment gilt als tolles Unternehmen: Sowohl die Produkte des Entwicklers als auch der Support als auch der Kontakt zum Kunden sind stets vorbildlich. Umso verwunderlicher nehmen wir zur Kenntnis, was im Mutterkonzern Activision-Blizzard vor sich geht – dort bläst nämlich offensichtlich ein eiskalter Wind durch die Gänge.

Seit acht Jahren, und seit 2005 sogar mit einer Fanlizenz (und damit einer Genehmigung) des Entwicklers Vivendi Universal, arbeiten Privatleute an einer inoffiziellen Fortsetzung der acht Teile langen, aber bereits 1998 eingestellten Serie „King’s Quest“. Das Projekt heißt „The Silver Lining“. Doch mittlerweile gehört Vivendi zu Activision-Blizzard, und damit liegen auch nun die Rechte dort. Dort merkte man kürzlich, dass es Leute gibt, die nichtkommerziell ein Fanprojekt mit ihrem Eigentum betreiben und hetzte ihnen erst einmal die Rechtsabteilung auf den Hals: mit der „Bitte“, die Arbeiten am Projekt einzustellen und sämtliches Material von der Website zu nehmen. Lest den ziemlich traurigen Abschiedsbrief der Hobbyentwickler.

In dieser Woche hat es zwei ausgesprochen prominente Führungskräfte des Konzerns getroffen, nämlich die Chefs des zu Activision-Blizzard gehörenden Studios Infinity Ward und Väter der Actionspiel-Reihe „Call of Duty“. Jason West und Vince Zampella sind offenbar fristlos entlassen worden – und zwar wegen Vertragsverletzung und Befehlsverweigerung (ja, richtig gelesen), wie gemunkelt wird.

US-Medien berichten unter Berufung auf Mitarbeiter des Studios, dass West und Zampella nach einer Besprechung mit Activision-Vertretern das Haus verlassen hätten und seitdem nicht mehr gesehen worden seien. In seinem LinkedIn-Profil bezeichnet sich West bereits als „arbeitslos“, und auch Zampalla hat dort seinen Arbeitgeber getilgt. Die Hintergründe der Entlassung sind noch genauso rätselhaft wie das sich nahtlos anschließende Auftauchen breitschultriger Herren in den Räumen von Infinity Ward.

Activision-Blizzard verspielt innerhalb weniger Tage den Kredit in der Gaming-Community, den Blizzard Entertainment über Jahre aufgebaut hat. Denn mal ehrlich: Wer will mit einem Unternehmen zu tun haben, das harmlose Fanprojekte stoppt und seine geschäftlichen Interessen im eigenen Hause mit Schlägertypen durchsetzt?