Deathspank

Ron Gilbert, kennt ihr den Namen?
Nun vielleicht sagen euch „ Maniac Mansion“, „Monkey Island“ oder „Indiana Jones and the Last Crusade“ etwas, selbst wenn ihr keine Adventurefreaks seit. Hinter all diesen Meisterwerken steckte damals bei Lucas Arts ein gewisser … ?
Genau:Ron Gilbert
Und der hat jetzt mit seinem neuem Studio Hothead Games ein Action RPG gebaut: Deathspank.

Humor ist wenn man trotzdem lacht

Die Adventures zeichneten sich durch teilweise überbordenden Humor aus, man denke nur an die Duelle in „Monkey Island“, und so macht sich auch „Deathspank“ daran, das Genre mächtig durch den Kakao zu ziehen. Jedenfalls für alle, die der englischen Sprache mächtig sind. Wer mit dem angelsächsischen so überhaupt nichts anfangen kann, für den bleibt leider „nur“ ein Action-RPG der üblichen Machart übrig.

Und zwar eins das sich eindeutig an den Casualgamer richtet, jedenfalls auf den ersten Blick. Der Charakter ist festgelegt, eben jener Deathspank, „Dispenser of Justice, Vanquisher of Evil and Hero to the Downtrodden“, wie er sich selbst vorstellt. Diese mehr oder weniger perfekte Kampfmaschine steuert ihr also durch das Spiel. Zunächst gibt es ein einsteigerfreundliches Gebiet, bewacht von einer Hexe, die einem auch gleich das Spielziel verrät: Deathspank soll DAS ARTEFAKT finden. Einfach, oder?
Leider nicht so ganz, denn auch wenn das Spiel an sich eigentlich auf extreme Einsteigerfreundlichkeit getrimmt ist, etwa kann man im Ausrüstungsbildschirm den Schalter auf „Auto“ legen und hat so immer die optimale Ausrüstung im Gebrauch, so schwankt der Schwierigkeitsgrad der Kämpfe mehr oder weniger ständig zwischen „verprügle ich mit geschlossenen Augen vor dem Frühstück“ und „AHHH, schon wieder Tod“. Das ist auf Dauer schon etwas nervig. Charakterbuilding im klassischen Sinne findet auch eher nicht statt. Beim Levelaufstieg kannst du dir eine Spielkarte aussuchen, die Deathspank etwa in Fernangriff, Nahkampf, Verteidigung oder im schnellen Weglaufen verbessern kann. Konventionelle Skilltrees sucht man vergeblich. Skills sind in diesem Spiel an die Ausrüstungsgegenstände gebunden.
Die Kämpfe wiederum sind, wie schon erwähnt, teilweise nicht von schlechten Eltern. Neben dem Einsatz von Nahkampfwaffe und dem Fernkampf gilt es auch des öfteren sein Schild zu benutzen um die Angriffe der anstürmenden Horden abzublocken. Dabei baut sich im Laufe der Zeit die „Power of Justice“ auf, ein meist finaler weil extrem wirkungsvoller Spezialangriff, der je nach verwendeter Waffe ganz unterschiedlich ausfällt.
Der Rucksack ist natürlich wie immer in diesen Spielen viel zu klein und die Händler dünn gesät. Zum Glück verfügt unser Held über einen magischen Mixer, der überflüssige Gegenstände zerkleinert und dabei unseren Geldbeutel füllt. Das Transportsystem in Deathspank ist ähnlich genial, überall stehen kleine Häuschen mit einem Halbmond in der Tür herum, welche nicht nur dazu dienen, die Reste des lebensspendenden Fastfood zu entsorgen, sondern auch durch ein (wahrscheinlich) magisches System miteinander verbunden sind, so das man sich von einem stillen Örtchen zum nächsten beamen kann.
Lebenspendendes Fastfood? Ja, der gute Deathspank ernährt sich von Hähnchenschenkeln, Pizzaecken und so’n Zeug, das seine Lebensenergie nach den Kämpfen wieder auffüllt. Während des Kampfes sollte man, spätestens wenn man den Herzschlag des Helden hört, zu einem schnell wirkenden Heiltrank greifen.
Die Aufträge sind übrigens wesentlich abwechslungsreicher als etwa bei Torchlight. Neben den üblichen „Töte 25 Hühner“ gilt es verschwundene Brieftaschen aufzustöbern oder ein zerstrittenes Ehepaar wieder zusammen zu bringen oder einfach mal etwas mit Sprengstoff in die Luft zu jagen.
Dabei stolpert man immer wieder über kleinen Seitenhiebe auf andere Spiele, die Questgeber lassen sich in so manches Gespräch verwickeln, ja selbst den Kühen kann man die eine oder andere Lebensweisheit entlocken.
Und es gibt sogar einen Coop-Modus, nein kein echtes Multiplayer. Aber wenn ihr einen Mitspieler an eurer Seite habt, dann kann der einen alten Freund des Helden steuern, den Magier Sparkle. Dazu teilt man sich irgendwie die vorhandenen Steuermöglichkeiten am Mac, am besten also man hat ein Gamepad zur Hand, denn der Coopmodus funktioniert ganz Oldschool offline. Der Magier unterstützt den furchtlosen Krieger mit allerlei Zaubereien: Heilung etwa oder der furchtbare magische Flammenwerfer. Wer jetzt allerdings glaubt, der kleine Magier trägt auch einen eigenen Rucksack, um etwa das Platzproblem etwas zu entspannen, der sieht sich getäuscht. Und so etwas wie Levelaufstieg oder eine einige Charakterentwicklung gibt es schon mal gar nicht. So gesehen ist dieser Modus zwar ein schmückendes Beiwerk aber mehr auch nicht, gar nicht davon zu reden, dass dem dynamischen Duo selbst die stärksten Monster kaum etwas entgegenzusetzen haben.

Die Pointe

Deathspank punktet außerdem mit dem ungewöhnlichen Look: einerseits die ganz schön gestaltete 3-D Spielumgebung, in der Scherenschnittartige 2-D Objekte herumstehen. Und auch die Spielfiguren erinnern irgendwie an Pappaufsteller. Das ist zunächst einmal ungewöhnlich, entfaltet aber einen ganz eigenen Flair. Und schön bunt ist Deathspanks Welt natürlich auch. Leider ist die Übersichtskarte etwas unübersichtlicht, da man nicht zoomen kann. Es gibt eine Karte für die ziemlich große Welt und eine Karte für das Gebiet, in dem man sich gerade aufhält.
Das Spiel findet dabei im Gegensatz zu vielen anderen Spielen dieses Genres nicht in einem unterirdischem Verlies, sondern unter freiem Himmel statt. Was aber noch lange nicht bedeutet, dass man sich frei bewegen kann. Die Laufwege sind durch entsprechend platzierte Hindernisse schon stark vorgegeben, so dass man sich genauso gut auch 200 m unter der Erde in einem Labyrinth befinden könnte. Außer natürlich, dass die Luft hier oben viel besser ist, zumindest so lange man nicht auf Giftgas spuckende Pflanzen trifft.
Alles in allem lässt mich „Deathspank“ etwas verwirrt zurück. Auf der einen Seite das, formulieren wir es einmal positiv, einsteigerfreundliche Charaktersystem. Andererseits der stark schwankende Schwierigkeitsgrad in den Kämpfen, der gerade Gelegenheitsspielern rasch die Freude verderben kann. Dazu der anfänglich durchaus erfrischende Humor, der sich aber im Laufe der Zeit doch etwas abnutzt. Spätestens wenn man zum 50ten mal nach einem Tod oder Teleport sieht, wie sich der Held nach Verlassen des Örtchens den Hosenstall zuzieht, wünscht man sich eine andere Animation des Geschehens.
Was bleibt also zu sagen?
Ich hatte mich sehr auf das Spiel gefreut. Vielleicht waren meine Erwartungen aufgrund des legendären Rufs von Ron Gilbert auch etwas hochgesteckt, aber alles in allem gehört „Deathspank“ nicht zu meinen absoluten Topfavoriten.
Verstehen wir uns nicht falsch, es ist sicher kein schlechtes Spiel, aber die Konkurrenz ist in diesem Genre vielfältig und Spiele wie das große Vorbild „Diablo“ oder der Item-Overkiller „Torchlight“ gefallen mir persönlich besser.
Aber wer einen Blick riskieren möchte, der findet das Spiel bei Steam für freundliche 12,99 €. Auch im Mac App Store ist das Spiel zu haben. Alles was ihr sonst noch braucht, ist einen mindesten 1,8 Ghz schnellen Intel Mac mit OSX 10.5.8 und einer ATI Radeon X1900 bzw nVidia 8600 Grafikkarte, die aber auch durchaus höhere Modellnummern haben dürfen.
Wer von dem großen Helden dann nicht genug bekommen kann, der bekommt dort auch den zweiten Teil des Epos mit dem Titel „DeathSpank: Thongs of Virtue“.
Und wer, aus welchen Gründen auch immer, neben seinem Mac noch einen Windows-PC sein eigen nennt der kann dank Steam Cloud, seine Spielstände auf beiden Systemen verwenden und so nahtlos weiterspielen, egal ob der Unterbau aus Cupertino oder aus Redmond stammt.

[appext 445032183]

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