Battlestations Midway

Eine Mischung aus Strategie und Action im für uns Mitteleuropäer, speziell uns Deutsche, meist ziemlich unbekannten Szenario des Zweiten Weltkriegs im Pazifik? Das klingt spannend! „Battlestations Midway“ liefert den Anlass, sich eingehender mit der Materie zu befassen.

Mal ehrlich: Wer hat in der Schule aufgepasst, als es um die japanische Beteiligung am Zweiten Weltkrieg ging? Schaltet jemand TV-Dokus über den Pazifikkrieg an? Kennen wir – außer dem schmalzigen „Pearl Harbour“ – Kinofilme zum Thema? In der Regel weiß man nur, dass der Überraschungsangriff Japans auf Pearl Harbour den Krieg gestartet und die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki ihn beendet haben. Schon dass Japan erst deutlich nach dem Deutschen Reich kapituliert hat überfordert die Geschichtskenntnis vieler.

Hintergründe

Die militärisch wichtigste Information zum europäischen und pazifischen Kriegsschauplatz: Europa ist Land. Der Pazifik ist Wasser. Dieser elementare Unterschied sorgt für eine grundlegend andere Kriegsführung. Statt Infanterie und Panzerwaffe sind die Flottenverbände die Handlungsträger. An Land mag der Verlauf der Front über Sieg und Niederlage entscheiden, zur See sind es punktuelle Schlachten.

Battlestations Midway“ bietet einen Einzel- und einen Mehrspieler-Modus. Der Multiplayer-Bereich läuft im LAN oder im Internet, wo der GameRanger-Dienst genutzt werden muss. Zur Windows-Version ist die Mac-Variante inkompatibel, daher gibt es aktuell auch so gut wie keine Online-Spielpartner. Dafür ist der Solobereich mit vielen Möglichkeiten ausgestattet. Die sehr zu empfehlenden Trainingseinheiten erläutern das Spiel und seine Handhabung sehr gut; danach ist man bereit für das Kernstück des Spiels: die US-Kampagne. Daneben gibt es noch einzelne Herausforderungen für Schiffe, U-Boote und Flugzeuge zu meistern.

Die Kampagne handelt von einem Navy-Offiziers namens Henry Walker, den der Spieler beginnend beim Angriff auf Pearl Harbour, endend bei der Schlacht um Midway, durch die wichtigsten Pazifik-Gefechte zwischen Japan und den USA begleitet. Die einzelnen Missionen werden durch eine Vielzahl wunderschön animierter filmischer Versatzstücke miteinander verbunden. 32 Filme gibt es, und jeder ist sehenswert.

Walker ist gerade auf dem Weg zurück zu seinem Schiff, als plötzlich die japanischer Bomberflotte die US-Marine im Hafen von Pearl Harbour angreift. Das Patrouillenboot, in dem Walker übergesetzt werden sollte, befindet sich unversehens mitten im Abwehrgefecht gegen eine Vielzahl japanischer Kampfflieger. Mit den Flugabwehrkanonen des Bootes werden die Japaner am Himmel beharkt, mit Wasserbomben feindliche Mini-U-Boote im Hafenbecken zerstört. Gleichzeitig muss gesteuert werden. Doch glücklicherweise ist der Spieler Chef an Bord und braucht nicht alles selbst zu machen. Während der Spieler das Boot steuert, bedient der Mac selbstständig die Flak. Will der Spieler Löcher in die Luft ballern, übernimmt der automatische Steuermann das Ruder. Das geht so weit, dass der Spieler sich ausschließlich mit der Taktikkarte beschäftigen und den Kampf komplett dem Rechner überlassen kann.

Die Taktikkarte ist das Herz jeder Mission. Der Spieler ist stets Kommandant einer Einheit – angefangen beim einfachen Patrouillenboot bis hin zu einem kompletten Trägerverband – und erteilt den verfügbaren Einheiten Befehle: Die erste Jagdstaffel greift japanische Abfangjäger an, die zweite schützt den eigenen Bomberverband. Währenddessen bombardiert die Schiffsartillerie das gegnerischen Schlachtschiff und der eigene Zerstörer schiebt sich zwischen das japanische U-Boot und unseren Flugzeugträger. Unkompliziert kann man von der Karte direkt zu einer Einheit springen und diese selbst lenken: Hier ist dann der Action-Freund gefragt. Alle Einheiten bieten unterschiedliche Möglichkeiten: An Bord eines Kampfflugzeugs holt man feindliche Flieger vom Himmel oder bombardiert Schiffe. Selbst ohne Joystick und nur mit einer Maus ausgestattet geht das einigermaßen gut. Als Kapitän eines Schiffs dagegen ist man nicht nur mit Feindbekämpfung und Wahl des Kurses beschäftigt, auch Reparaturen an Bord muss man anordnen, sollte etwa ein Torpedo einschlagen oder ein Feuer ausbrechen. Kommandiert man gar einen Träger, so müssen zudem Flugzeuge gestartet, gelandet, aufmunitioniert und erneut gestartet werden. Wenn man auf die direkte Kontrolle einer Einheit verzichtet, kann man sich zurücklehnen und dem Autopiloten bei der Arbeit zusehen.

Die Grafik

Die Opulenz des Spiels ist fulminant. Palmen wiegen sich auf den Inseln im Wind; das Wasser wirkt unfassbar realistisch, in seinem Seegang heben und senken sich die Schiffe; die Gischt sprüht bei nahen Einschlägen auf den Monitor und nimmt kurzzeitig die Sicht; vom wolkengetüpfelten Himmel brennt die Sonne herunter und blendet den Spieler so manches Mal. Am Topmast der Schiffe weht das Sternenbanner, die Schornsteine speien schwarzen Rauch, der Bug teilt das Wasser. Rost macht sich breit, Seeleute laufen an Deck herum. Bei den Flugzeugen kann man förmlich fühlen, dass sie schnellstmöglich für den Kriegseinsatz zusammengeschraubt worden sind. Ihre Höhen- und Seitenruder bewegen sich realistisch, die Lichtreflexe sind phantastisch, das Mündungsfeuer der Bordwaffen blitzt…

Die tolle Grafik fordert allerdings ihren Tribut, wenn es an die Hardware geht: Auf PowerPCs und Intel-Macs ohne eigene Grafikkarte läuft das Spiel erst gar nicht. Für ein optimales Spielerlebnis empfiehlt der Hersteller einen mit 2,4 GHz getakteten Intel-Mac mit 1,5 GB RAM und einer 256-MB-Grafikkarte. Wer lediglich über das Minimum eines 1,8 GHz schnellen Intel-Macs mit echter Grafikkarte verfügt, der hat viele Möglichkeiten, das Spielerlebnis zu optimieren, indem er grafischen Schnickschnack herunterdreht: Tausende statt Millionen Farben etwa, eine geringere Auflösung (es reicht vom alten VGA-Standard mit 640 x 480 Pixeln bis hin zur 30-Zoll-Auflösung von 2560 x 1600 Pixeln) oder reduzierte Texturen-, Objekt- und Meeresdetails. Bei unserem Test brauchten wir glücklicherweise auf nichts zu verzichten – wir nutzten einen MacPro mit 2 x 3,2 GHz, 8 GB RAM und der serienmäßigen ATI Radeon HD 2600, und das auf einem 30-Zoll-Cinema-HD-Monitor. Kinogefühle erlaubt. „Battlestations Midway“ lief ebenfalls klaglos auf einem betagteren MacBook Pro Intel Core Duo mit 2 GHz und 2 GB RAM.

Auch der Sound ist atmosphärisch dicht. Neben dem üblichen Kriegsgetöse sind die Motorengeräusche der Maschinen und Schiffe, aber auch die der See an sich, wenn etwa ein Schlachtschiff die Wogen teilt, zu erwähnen. Hinzu kommt die in den Videosequenzen lippensynchrone Sprachausgabe. Der Funkverkehr zwischen Piloten und dem Kommandanten knistert und knackt, dass es nur so eine Freude ist, und die Musik bringt noch einmal eine weitere Dramatik ins Spiel. Übrigens ist die Sprachausgabe im kompletten Spiel englisch (bzw. manchmal japanisch), allerdings auf Wunsch mit deutschen Untertiteln unterlegt. Interessanterweise hat man sich entschieden, die Trainingseinheiten zu lokalisieren.

Fazit

Battlestations Midway“ ist in vielerlei Hinsicht ein spannendes Spiel. Erstens rückt es einen nicht so vertrauten Schauplatz in den Mittelpunkt des Interesses. Zweitens ist es eine gelungene Kombination aus besonnener Taktik und actionhaltigem Arcade-Spiel. Wen die Spieldauer nicht überzeugt (selbst ohne Handbuch und Trainingseinheiten benötigt man im Anfänger-Grad nicht mehr als acht Stunden zum Bewältigen aller Missionen), der findet zwei weitere Schwierigkeitsgrade und etliche Herausforderungs-Missionen zur Verlängerung der Spieldauer vor. Sobald sich das Angebot an Multiplayer-Servern erhöht, wird auch hier noch eine ganze Menge Spielspaß erwachsen. Dafür allerdings muss sich noch eines herumsprechen: Das Spiel ist klasse.

Systemvoraussetzungen und Preis

Mac OS X 10.4.8, Intel-CPU mit 1,8 GHz, fünf GB Festplattenspeicher, 512 MB RAM, 3D-Grafikkarte mit 128 MB VRAM, DVD-Laufwerk; Mehrtastenmaus mit Scrollrad empfohlen

Battlestations Midway gibt es im Einzel- und Versandhandel oder als bequemen Download im Mac App Store.

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