epyx Deutschland California Games

Was für ein Winter! Eisige Temperaturen und eine breite Schneedecke beherrschten unser Land. So malerisch das auch aussehen mag, so wenig kann ich diesem Klima doch abgewinnen. Doch bis zum Sommer ist es noch eine Weile hin. Da kommt Epyx California Games gerade recht. Aber das Spiel entführt mich nicht nur ins ferne Kalifornien, sondern auch in die 80er Jahre. Denn was hier auf aktuellen Maccomputern erstrahlt, ist eine sehr dezente Modernisierung des 1987 erschienenen Funsportgames.

Wer ist Epyx?

Ok, das ist verdammt lang her und vielen wird der Name Epyx wenig oder gar nichts sagen. Also gehen wir noch ein paar Jahre weiter zurück. Bereits 1978 firmierte Epyx erstmals unter dem Namen Automated Simulations. Der Erfolg stellte sich allerdings erst ein, nachdem die Firmengründer ihren Hut nahmen und das Management unter dem neuen Label Epyx die Soft- und Hardwarefirma Starpath übernahm. Was ab 1983 folgte, waren bis zum heutigen Tag legendäre Spiele wie das Rennspiel Pitstop, Impossible Mission (auch als Remake für den Nintendo DS und die PSP erschienen), und natürlich die Sportspielserien zu denen auch Epyx California Games gehört. Egal ob es sich dabei um die Summer Games, Winter Games oder World Games handelte, die Fans rissen den Händlern die Titel geradezu aus den Händen und einige Jahre gehörten die Epyx-Sportspiele zum “Pflichtprogramm” eines jeden C64-Besitzers. Anfang der 90er setzte das Management schließlich voll auf Ataris neue Konsole Lynx. Ein verhängnisvoller Fehler, der für Epyx 1993 das Aus bedeutete. 2006 erinnerte sich Publisher System 3 an die einst große Firma und kaufte mit dem Namen auch alle Spiele ein.

Nostalgie pur

Warum ich das alles erzähle? Weil nur der Nostalgiefaktor Epyx California Games heutzutage noch eine Daseinsberechtigung gibt. Der fünfte Teil der Epyx Sportserie entführt den Spieler in 6 Disziplinen ins ferne Kalifornien und damit in eine Welt voll Sonne, Strand und jeder Menge guter Laune. Zumindest sofern die Fantasie mitspielt. Denn damals war es einfach nicht soweit her mit der Grafik und auch der Sound verlangte viel guten Willen. Für die damalige Zeit war das Spiel jedoch eine Sensation. Denn erstmals durfte sich der Spieler in Trend- und Extremsportarten erproben und mit dem Surfbrett über die Wellen kurven, mit dem Skateboard in der Half-Pipe coole Sprünge absolvieren, Frisbee werfen, Rollschuhfahren, mit dem Footbag jonglieren und mit dem BMX-Rad über Hügel heizen. Dabei versprühte das Spiel damals einen ganz besonderen Charme. Der lässige Soundtrack und das coole Flair waren ein interessanter Gegenpol zum ansonsten herausfordernden Gameplay. Denn die Motivation blieb schon durch die Reaktionen des Publikums hoch. Versagte der Spieler nämlich, gab es ein kräftiges Buhkonzert, während der Erfolg mit begeistertem Applaus gefeiert wurde. Aber auch sonst ging das Spiel eigene Wege. Beispielsweise verzichtete man auf Nationalteams und setzte dafür auf lokale Mannschaften. Und statt Medaillen hagelte es Punkte, welche für bessere Ausrüstungsgegenstände eingetauscht werden konnten. Herausragend war allerdings der Variantenreichtum an Moves, Stunts und Kunststücken, welche dem Spieler unglaublich viele Möglichkeiten gaben.

Was bleibt

Doch all das war gestern. Was bietet das Spiel heute? Schauen wir uns die einzelnen Disziplinen an und beginnen mit Skateboarden. In 75 Sekunden soll der virtuelle Sportler im Halbrohr durch möglichst viele und verschiedene Manöver Punkte sammeln. Dabei entscheidet das richtige Timing. Denn nur wer im richtigen Moment die entgegengesetzte Taste drückt, schafft beispielsweise den mit der höchsten Punktzahl prämierten Aerial Turn.
Der Footbag ist ein mit Sand gefüllter kleiner Sack, welcher auf möglichst akrobatische Art in der Luft gehalten werden will. Auch da gilt das Zeitlimit von 75 Sekunden. Hier entscheidet neben der richtigen Position zum Footbag wieder das perfekte Timing. Und wer den Bogen raus hat, der darf eine immer wieder durchs Bild fliegende Möve abschießen.
Surfing muss wohl nicht groß erklärt werden. Durch möglichst waghalsige Drehungen und Sprünge gilt es die Jury zu überzeugen wobei die zur Verfügung stehende Zeit von einer Minute und dreißig Sekunden auch für den einen oder anderen Sturz reicht. Aber Vorsicht, denn Haie und Delfine haben auch ihren Spaß an Surfern!
Mit dem BMX-Rad durch die kalifornische Wüste zu strampeln ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Wenn aber dabei imposante Hügel zu halsbrecherischen Flugeinlagen einladen, dann sieht die Sache freilich anders aus. Maximal drei Stürze erlaubt die Jury sofern der Fahrer den Sturz überhaupt überlebt. Wer die Strecke in weniger als zwei Minuten meistert, sammelt Extrapunkte.
Aber was will man schon in der Wüste, wo keine knackigen Mädels die Leistungen bewundern. Skating kommt da schon besser an. Mit Rollschuhen heizt man an der Strandpromenade entlang und weicht dabei durch Sprünge herumliegenden Gegenständen wie Eistüten, Bananenschalen oder Bällen aus. Auch hier gibt es Extrapunkte für Kunststücke und wer das Ziel mit weniger als drei Stürzen erreicht, dem ist der Jubel der Fans sicher.
Bei soviel Sport tut etwas Relaxen mit einem schönen Frisbeespiel gut. Flying Disk ist auch die einzige Disziplin mit zwei Sportlern. Während einer die Scheibe wirft, muss der andere an die Landestelle gesteuert werden wo er sich im richtigen Moment, wenn nötig sogar mit einem Hechtsprung, die Scheibe greift. Dabei sollte der Werfer übrigens nicht zu lange warten, will er nicht von Außerirdischen entführt werden.

Alles eine Frage der Kontrolle

Natürlich ist das Spiel für heutige Ansprüche spartanisch. Die Animationen sind ungelenk und die Wellenbewegungen beispielsweise deutlich als übereinander geschobene unbewegliche Grafiken zu erkennen. Und selbst auf damals übliche “Grafikfeuerwerke” wie Siegerehrungen wurde verzichtet. Wer aber genauer hinsieht, findet viele nette Feinheiten. Beispielsweise werden bei Flying Disc Schilder mit der Aufschrift “Keine Bären füttern” in die Flugbahn gestellt. Ob das allerdings noch für mehr als ein nostalgisches “ja damals” taugt, sei einmal dahin gestellt. Auch die Steuerung ist, gelinde gesagt, heute nicht mehr zumutbar. Denn meistens lassen sich die Disziplinen nur mit einem Joystick durch Rüttelorgien bewältigen. Besonders beim BMX fällt das extrem auf. Auch die Musik verursacht heute nur noch Kopfschütteln.

Fazit

Bleibt die Frage, brauch man solche ein Spiel überhaupt noch? Angesichts zahlloser Browserumsetzungen ist der Kauf dieser Sammlung nur noch hartgesottenen Nostalgikern zu empfehlen. Aber selbst denen wird sich der Charme der vergangenen Tage auf aktuellen Computern oder Konsolen nicht mehr ohne weiteres vermitteln, zumal die dezent modernisierte Grafik da nicht viel reißt. Allein der Mehrspielermodus für bis zu vier Spieler kann da noch einige Zeit erfreuen.

Screenshots (klicken für mehr)

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Zum Vergleich die C64-Version

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Systemanforderungen

Mindestvoraussetzung
Mac OS X 10.3.9, 1.5 GHz PowerPC oder Intel CPU, 256 MB RAM
ATI Radeon 9600, Nvidia 7300, Intel GMA 950 oder besser

Testsystem
iMac 27″, 2,8 GHz Intel Core i7, 8 GB RAM, Mac OS X 10.6.5, ATI Radeon HD 4850 mit 512 MB VRAM

sonstige Informationen
Sprache: Deutsch
Sprache Handbuch: nicht vorhanden

Jugendschutz
USK: freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
PEGI: keine Angaben

Entwickler: Magnussoft
Mac-Version: Runesoft

Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Application Systems Heidelberg zur Verfügung gestellt.

Bezugsquellen

epyx Deutschland California Games bei Amazon*
epyx Deutschland California Games bei Arktis*

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