Warhammer Online: Age of Reckoning

Eigentlich wollte ich von den Zeitfressern namens MMORPG nach zwei Jahren „World of Warcraft“ die Finger lassen. Aber wenn Electronic Arts schon so ein Schwergewicht wie „Warhammer Online“ auf den Markt wirft und ich mir zufälligerweise auch noch zeitgleich einen neuen Mac leiste, der nach neuem Futter schreit, was soll ich dann dagegen tun?

Aller Anfang ist schwer

Nachdem ich nun also frohgemut den schlanken Client geladen hatte folgte die erste Ernüchterung: Der Download der gut 9,5 GB Spieldaten verläuft quälend langsam. Nach einem Tag hatte ich gerade mal ein Drittel auf der Festplatte. Im Forum habe ich dann gelesen, das der Torrentdownloader schneller sein soll, also habe ich das Ganze noch einmal von vorne angefangen. Jetzt waren 14 GB zu laden und auch das dauerte noch länger als einen Tag. Nun ist meine DSL-Anbindung sicher nicht die schnellste auf dem Erdenrund, aber etwas schneller könnte es schon gehen. Kein besonders schöner Einstieg also. Allerdings ist im Spiel die Verbindung zum Server stabil und auch die kleinen Hotfix-Patches werden schnell geladen.

Jetzt geht’s los

Endlich ist das ganze Paket geladen und die Spiele können beginnen. Zunächst gibt es ein Introvideo, das gleich zeigt wo, es lang geht: Es herrscht Krieg. Die Armeen der Ordnung treffen auf die Armeen der Zerstörung, beide Seiten bereiten sich auf die letzte, ultimative Schlacht vor. Also gilt es sich zunächst zu entscheiden, auf welcher Seite man sich ins Getümmel stürzen will. Jede Fraktion bietet drei Rassen. Hat man die Rasse ausgewählt, gilt es noch zu entscheiden, ob man als Kämpfer, Magier oder Heiler in die Schlacht ziehen will. Nachdem ich kurz einen Zwergenkrieger angespiet habe, entscheide ich mich für die dunkle Seite der Macht und erstelle mir einen Dunkelelfenmagier.

Und ab geht’s ins Startgebiet. Wer jemals „WoW“ gespielt hat, der wird sich auch ohne die zahlreichen Tipps, die dem Spieler den Einstieg erleichtern sollen, zurechtfinden. Das Interface ist ähnlich. Gut die Erfahrungsleiste ist an den oberen Bildschirmrand gewandert und die Symbole über den Questgebern sehen etwas anders aus, aber sonst ist schon zu bemerken, dass Blizzard im Bereich der MMORPGs den Standard gesetzt hat.

Aber natürlich gibt es auch Unterschiede: Die Grafik ist nicht ganz so comicartig, ohne allerdings jetzt hyperrealistisch zu sein. Und es gibt längst nicht so viel Quests wie im großen Vorbild. Mehr als ein oder zwei hat man am Anfang nicht in Arbeit.

Gemeinsam seit ihr stark

Aber trotzdem stürze ich mich natürlich sofort darauf. Durch die Quests werde ich durch das Startgebiet gelotst und lerne die Steuerung sowie Spielinhalte kennen. Dabei geht es ziemlich gradlinig die Straße entlang, ohne dass die gebotenen Aufgaben jetzt einen vom Hocker reißen. Immerhin steigt man einen Level auf, bekommt die ersten Kleidungsstücke und die Geschichte des Rekruten Moondancer schreitet fort. Am Anfang wirken diese Gradlinigkeit und die relativ wenigen Quests etwas irritierend, bis ich auf die erste öffentliche Quest gestoßen bin.

Das sind Bereiche, in denen man bestimmte Aufgaben zu erledigen hat. Dabei gibt es meist mehrere Stufen. Die erste Stufe sind reine Fleißaufgaben („Töte 25 hiervon und 10 davon“), dafür gibt es dann Belohnungen in Form von Rufpunkten, Erfahrung und guten Ausrüstungsgegenständen. Hat man die erste Stufe erledigt, folgt die nächste Stufe mit härteren Gegnern, die meist schon alleine nicht mehr zu bewältigen ist. Also freut man sich, wenn andere Spieler ebenfalls dabei sind und es bildet sich automatisch eine Gruppe, um die Aufgabe zu erfüllen. Und damit zeigt „Warhammer Online“ auch schon, was ihm wichtig ist: Zusammenarbeit der Spieler.

Daneben gibt es noch etwas, das „WAR“ wichtig ist: Der Kampf „Realm vs. Realm“, also die Schlacht Gut gegen Böse. Und auch daran wird der Spieler mittels einiger Soloquests charmant herangeführt. Und natürlich gilt auch hier die Zusammenarbeit, und deshalb stellt das Spiel beim Betreten eines Schlachtfeldes automatisch Gruppen zur Verfügung. Daneben gibt es auch noch sogenannten „Szenarien“. Das sind Schlachtzüge, in denen die Fraktionen um ein bestimmtes Gebiet kämpfen, sind also vergleichbar mit den „WoW“-Schlachtfeldern. Dabei wird euer Level automatisch auf das erforderliche Mindestmaß angehoben, so dass auch niedrigstufige Charaktere gleich einsteigen können. Besonders hervorzuheben ist, dass in diesen Schlachten eine Kollisionsabfrage zum Tragen kommt: Dadurch können Tanks die Fernkämpfer effektiv schützen, da man nicht einfach durch sie hindurch laufen kann. Den Gewinnern winkt natürlich Ruhm und Ehre, welche man gegen Charakterverbesserungen oder Ausrüstung eintauschen kann.

Und der Rest

Aber auch für Solospieler wird dann doch einiges geboten, auch wenn die Questdichte von „WoW“ nicht erreicht wird. So gibt es den „Wälzer des Wissens“. Hier werden alle Taten des Spielers festgehalten, z. B. welche Monster man wie oft besiegt hat oder welche Länder man bereist hat. Und man bekommt Titel verliehen, wenn man bestimmte Aufgaben gemeistert hat. Dies kann natürlich schon ziemlich motivierend sein. Nebenbei beinhaltet dieses Buch auch noch viele Hintergrundinformationen zur Geschichte von „WAR“. Es lohnt also immer mal, darin zu stöbern.

Man kann seine Ausrüstung verbessern, indem man so genannte „Talismane“ in evtl. vorhandene Sockel steckt. Diese Talismane sind zwar nicht unbedingt entscheidend, aber ein nettes Zubrot. Zusätzlich gibt es ab Stufe 11 so genannte „Heldenpunkte“, mit denen man sich auf bestimmte Zauber spezialisieren kann. Wer will, der kann seine Kleidung individuell umfärben: genug Raum für individuelle Charaktere. Und natürlich stehen überall Postkästen in der Gegend, es gibt fliegende Mounts zum schnellen Transport und auch ein Auktionshaus in der Hauptstadt.

Ebenso natürlich gibt es bei all dem Licht auch etwas Schatten: So ist das Berufsystem eher schwach. Es gibt je drei Sammel- und Handwerksberufe, die sich teilweise ergänzen und von denen man jeweils einen ausüben kann. So kann man z.B. durch „Plündern“ gefallene Gegner ausrauben und aus den dabei gewonnenen Teilen die oben erwähnten Talismane zusammenbauen. Aber alles in allem ist es nicht mit dem Sammel- und Handwerks-Exzessen von „WoW“ zu vergleichen. Außerdem stören gelegentlich auftauchende englische Textbrocken in den Questbeschreibungen. Viel ärgerlicher ist die nicht immer zuverlässige Anvisierung des nächsten Gegners per TAB-Taste, das funktioniert nämlich nicht immer perfekt und führt gerade in den manchmal hektischen Gruppenkämpfen zu Störungen.

Fazit

Auch wenn naturgemäß nach nur zehn Tagen Spielzeit kein abschließendes Fazit möglich ist, so finde ich doch, dass „WAR“ besser ist als sein bisheriger, äußerst bescheidener Erfolg vermuten lässt. Sicher ist es nicht das perfekte MMORPG, aber einige Sachen sind sehr gut gelöst: Bisher war ich eigentlich auch in MMORPGs meistens alleine unterwegs. „WAR“ schaffte es, mich zum Gruppenspieler umzupolen, weil es das Gruppenspiel so einfach macht. Auch ist die Spielwelt überzeugend umgesetzt und nett anzusehen. Kleine Motivationshappen wie die Errungenschaften im Wälzer des Wissens runden das gute Gesamtbild ab. Einzig das Berufssystem bedarf in meinen Augen noch der Aufbesserung.
Mich hat „WAR“ jedenfalls dermaßen überzeugt, das ich wohl mein Testkonto in ein „richtiges“ Spielkonto umwandeln werde. Und da wird der Dunkelelfmagier Moondancer dann den „Pfad der Todespein“ beschreiten, um Angst und Schrecken unter den Armeen der Ordnung zu verbreiten.

Technik

Die Mac-Version wurde mittels Cider portiert, deshalb ist ein Intel-Mac zwingend erforderlich. Gefordert ist ferner Mac OS X 10.5.7, 2 GB RAM und eine Grafikkarte ab ATI X1600 bzw. NVidia Geforce 7300 GT. Intels Onboard-Grafik GMA 950 reicht leider nicht.

Auf meinem System (iMac 3,06 GHz, 4 GB RAM, ATI HD4670, OSX 10.6.1) lief das Spiel in der Auflösung 1920*1080 flüssig. In den zehn Tagen wurde ich einmal vom Server gekickt, eine sofortige Wiedereinwahl war möglich, sonst war die Verbindung durchweg stabil.

Verfügbarkeit

Das Spiel gibt es nur per Download von der Warhammer-Online-Seite. Das Modell für den Testzugang soll übrigens demnächst umgestellt werden, statt eines Zehntageszugangs für das erste Gebiet wird es demnächst ein unbegrenztes „Free to play“ bis Level 10 geben. Der aktuelle Levelcap der Vollversion liegt momentan bei 40. Die Vollversion kostet als Download inklusive einem Freimonat 19,99 €, weitere Folgemonate kosten pro Monat 12,99 €, 60 Tage Prepaidkarten sind für 29,99 € erhältlich.

Screenshots (klicken für mehr)

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