Fairy Tower Pinball

macinplay.de hilft Bargeld sparen. In diesem speziellen Fall all denen, die an keinem Flipperautomaten vorbeigehen können, ohne mindestens drei Münzen darin verschwinden zu lassen. »Fairy Tower« steht an zum Test – und mit ihm ein Vertreter eines am Mac lange Zeit für ausgestorben gehaltenen Genres: Dem Genre der Flippersimulationen.

Traurig, aber wahr: Wenn es Little Wing nicht gäbe, wäre die Flippersimulation am Mac schon lange tot. Die kleine japanische Firma produziert seit bald 18 Jahren Pinballspiele für die Rechner unserer Wahl. Solch uneingeschränkte Treue zur Plattform ist grundsätzlich sympathisch, und noch besser wird der Eindruck, weil sich Little Wing nicht auf ihren Lorbeeren ausruht, sondern fleißig weitercodet. Die emsigen Japaner haben in den letzten Jahren ihren alten Softwarebestand fast vollständig auf Mac OS X portiert und trotzdem Zeit gefunden, neben »Monster Fair« einen weiteren, neuen Flipper zur entwickeln. Dieser hört auf den Namen »Fairy Tower« und kostet etwa 20 EUR.

»Fairy Tower« bedient sich des Fantasy/Mittelalter-Themas, verquirlt es jedoch mit Science-Fiction Elementen. Mittelalter und Fantasy-Themen haben bei LittleWing Tradition: Bereits »Golden Logres« und »Crystal Caliburn« bedienten sich ausgiebig am Mittelalter Motivfundus. In »Fairy Tower« geht es um nichts Geringeres, als die Welt vor dem Untergang zu retten. Deswegen muss der Spieler eine Handvoll magischer Items ausfindig machen, die in ferner Vergangenheit im sogenannten »Fairy Tower« das Licht der Welt erblickten. Der »Fairy Tower« ist außerirdischer Herkunft und der markanteste Blickfang auf dem Spielfeld des Flippers. Um die magischen Items ausfindig zu machen, benötigt der Spieler jedoch die Energie von vier Globen. Dummerweise sind auch diese quer über das ganze Land verstreut, und das bedeutet für mich als Spieler: Erst die Globen suchen, diese dann zum Turm transportieren und anschließend ein magisches Item einsacken.

Auf dem Spielfeld stellt sich das so dar: Durch gezieltes Schießen auf Fallziele, Bahnen und Rampen aktiviere ich die Globen, anschließend nehme ich die große Turmrampe ins Visier um die Globen in den Turm zu ›transportieren‹. Habe ich alle vier Globen in den Turm gebracht, regnet es im anschließenden Multiball-Modus richtig fette Punkte – vorausgesetzt, ich treffe die entsprechenden Bahnen.

Im Vergleich zum direkten Vorgänger »Monster Fair« spielt sich »Fairy Tower« zunächst ein bisschen träger und weniger flott. Der Ball geht öfter auf längere Reisen durch das Spielfeld. Als ich den ersten Ball ins Spiel bringe, wirkt das Spielfeld außerdem noch eine ganze Zeit lang ziemlich tot, bis ich zufällig die richtigen Bahnen zum ersten Mal treffe. Erst dann erwacht das Spielfeld zum Leben. Bis zum ersten Multiball dauert es noch mal eine ganze Weile – Erfolgserlebnisse müssen bei »Fairy Tower« hart erarbeitet werden. Dem entspricht auch das Punktesystem, das – ganz LittleWing-typisch – großen Fokus auf die Sonderspiele legt. Im Normalspiel mit nur einem Ball lässt der Flipper nur ausgesprochen mickrige Punkte springen – sogar so mickrig, dass ich mich bei manchen Boni frage, ob sich die ganze Mühe überhaupt gelohnt hat. Das vollständige Erleuchten des Wortes »Fairy Tower« ist dem Flipper zum Beispiel nur 150.000 Punkte wert, was in Anbetracht der möglichen Scorings in einem Multiball-Spiel lächerlich wenig ist.

Interessant ist die Möglichkeit, mehrere Multiball-Spiele gleichzeitig laufen zu lassen – diese Option bietet sich auch relativ häufig. Da der Tisch bei den meisten Multiball-Spielen die Standardfunktionen der Fallziele und Rampen aktiviert lässt, ist es beim Multiball möglich, das Aktivieren der Globen erheblich zu beschleunigen. Beim Spiel mit mehreren Bällen ist es mit der Gemächlichkeit endgültig vorbei und gepflegte Hektik stellt sich ein.

»Fairy Tower« ist der bislang umfangreichste Little-Wing-Flipper. Bis ich zum ersten Mal alle Artefakte gesammelt habe und somit dass große Finalspiel aktivieren kann, wird viel Wasser den Rhein hinabfließen. Ansatz zur Kritik bietet hier alleine die Tatsache, dass das Spiel durch die ständige Wiederholung der selben Ziele (Globen aktivieren, in den Turm befördern und dann Artefakte einsammeln) ein wenig monoton zu geraten droht.

Meinen Ehrgeiz hat das bislang jedoch nicht geschmälert, denn: Das Layout des Tisches ist ausgesprochen fair und perfekt durchdacht. Es passiert relativ selten, dass der Ball unerreichbar ins Aus geht, wenn ich mit dem Versuch, ihn über eine Rampe zu schicken, scheitere. Außerdem gibt es bei »Fairy Tower« wieder Kickbacks an den Outlanes, die ich bei »Monster Fair« schmerzlich vermisst hatte. Die Boni sind gut verteilt, so dass jedes Paddle des Tisches eine wichtige Rolle bei der Punktejagd spielt.

Die Grafik entspricht dem Little-Wing-Standard. Damit liegt sie knapp unterhalb dessen, was wir aus der Pro-Pinball-Reihe kennen, reicht aber trotzdem aus, um den Spieler in den Bann zu ziehen. Das Spielfeld ist sehr detailverliebt gestaltet und erstrahlt in bunten Farben auf dem Bildschirm. Einige Figuren auf dem Spielfeld sind animiert – diesmal sogar sehr fließend und geschmeidig. Einzig der Ball weiss sich nicht so ganz ins Geschehen zu integrieren – er wirkt fast wie eine Scheibe. Ein paar Reflektionseffekte hätten hier vielleicht Abhilfe geschaffen.

Die Musik ist bei Little-Wing-Spielen schon immer ein schwieriges Thema gewesen, »Fairy Tower« macht da leider keine Ausnahme. Zwar gibt es rein technisch betrachtet an der Musik nichts auszusetzen. Doch so leid es mir tut: Ich persönlich finde den Soundtrack entsetzlich. Wie schon beim Vorgänger ist die musikalische Kulisse nervös verspielt, zusätzlich ist die Instrumentierung dieses Mal sehr verwegen. Das Hauptthema kombiniert Banjo mit Querflöte – bei einem Fantasy/ScienceFiction-Flipper! Das Gefiepe der Flöte nervt schon nach kurzer Zeit wahnsinnig, und dank des Banjos muss ich immer wieder an den alten Western-Flipper »Steel Wheel« denken – und deswegen auch daran, wie wichtig passende Musik für uneingeschränktes Flippervergnügen eigentlich ist. Zum Glück kann ich die Musik abstellen – die Soundeffekte gehen nämlich durchaus in Ordnung.

Fazit:

Trotz furchtbarer musikalischer Entgleisungen kann mich »Fairy Tower« unter dem Strich überzeugen. Der Flipper macht Spaß. Das Regelwerk ist unkompliziert und einfach zu durchschauen, die visuelle Präsentation ist – obwohl nicht mehr gänzlich zeitgemäß – ansprechend und die Systemanforderungen sind so gering, dass das Spiel auch auf älteren Macs flüssig läuft. Wer sich auch nur ein bisschen für Flipperspiele interessiert, sollte zugreifen.

Christian Schramm

Verfügbarkeit

Zu haben ist das Produkt bei Little Wing.

Bilder (klicken für mehr)

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